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Mustererkennung

Mustererkennung

Titel: Mustererkennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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bekanntes Start-up in den Teich geht. Und davor das eine oder andere über Hacker ›im Dienste des Guten‹, aber das ist Medi-enkram.« Er guckt rüber zu dem Robotergirl an der Wand, fragt aber nicht.
    »Was war das denn für ein Start-up?«
    »Computersicherheit.«
    »Wo sind Sie zu Hause?«
    »Washington State. Ich habe ein Klippengrundstück auf Or—cas, mit einem alten Wohnwagen. Ein einundfünfziger Air—stream. Auf Eisenbahnschwellen aufgebockt. Besteht hauptsächlich aus Schimmel und etwas, das Aluminium frißt. Ich wollte mir ein Haus bauen, aber ich bringe es einfach nicht über mich, die Aussicht zu verbauen.«
    »Das ist ihre Operationsbasis?«
    »Meine Operationsbasis ist das hier.« Er stupst mit der Zehenspitze gegen das Mini-Köfferchen. »Und Sie, Cayce, wo sind Sie zu Hause?«
    »West One Hundredeleventh.«
    »Oben an der Columbia University. Daß Sie in New York wohnen, wußte ich schon.«
    »Ach ja?«
    »Ich habe Sie gegoogelt.«
    Sie hört, daß das Wasser anfängt zu kochen. Den Pfeifaufsatz hat sie weggelassen. Sie steht auf. Er erhebt sich ebenfalls und folgt ihr in die Küche. »Nettes Gelb«, sagt er.
    »Damien Pease.«
    »Bitte?«
    »Pease. Brandheiß. Der Videofilmer. Kennen Sie seine Sachen?«
    »So aus dem Stand nicht.«
    »Das hier ist seine Wohnung. Was genau hat Bigend Ihnen geboten, Boone?«
    »Partnerschaft«, sagt er.
    Sie sieht, wie er dabei ihr Gesicht beobachtet.
    »Mit ihm«, fährt er fort. »Was immer das heißen mag. Er will, daß ich mit Ihnen zusammenarbeite. Daß wir herausfinden, wer diese Videoclips ins Netz stellt. Wir hätten praktisch unbegrenzte Spesen, aber was sonst noch dabei herausspringt, weiß ich nicht so recht.« Er hat so einen hohen, unglaublich dichten Chinesenbürstenschnitt und ein längliches Gesicht, das feminin wirken könnte, wäre da nicht dieses gewisse Etwas, das wohl nur jemand haben kann, der in Tulsa aufgewachsen und ein chinesischstämmiger Amerikaner namens Boone ist.
    »Hat er Ihnen verraten, warum wir beide zusammenarbeiten sollen? Oder warum er überhaupt gerade mich will?« Sie hängt Tee-Ersatz-Beutel in die Kanne und gießt Wasser darauf. »Sorry, hab Sie gar nicht gefragt, ob Sie lieber Kaffee hätten.«
    »Tee ist okay.« Er geht an die Spüle und fängt an, zwei Becher abzuwaschen, die sie dort hat stehen lassen. Irgendwie erinnern sie seine Bewegungen an einen Koch, mit dem sie mal etwas hatte. Die Art, wie er das Geschirrhandtuch zusammen-legt, ehe er die Becher damit abtrocknet. »Er sagt, Sie müssen nicht erst irgendwelche Räder neu erfinden.« Er stellt die Becher nebeneinander. »Er sagte, wenn jemand rauskriegen kann, wo dieses Zeug herkommt, dann Sie.«
    »Und Sie?«
    »Ich soll Ihnen behilflich sein. Wenn Sie eine Idee haben, realisiere ich sie.«
    Sie sieht ihn an. »Das können Sie?«
    »Ich bin kein Zauberer, aber durchaus brauchbar. Man könnte sagen, ich bin so eine Art Allround-Praktiker.«
    Sie gießt ein. »Wollen Sie’s machen?«
    Er nimmt seinen Becher. Schnuppert. »Was ist das?«
    »Weiß ich nicht. Ist von Damien. Jedenfalls ohne Teein.«
    Er pustet, nippt. Zuckt zusammen. »Heiß.«
    »Also? Wollen Sie?«
    Er mustert sie durch den Dampf aus dem Becher, den er immer noch in Mundhöhe hält. »Ich bin da gespalten.« Er senkt den Becher. »Es ist ein interessantes Problem, theoretisch gesehen, und, soweit wir wissen, noch ungelöst. Ich bin verfügbar, und Bigend hat jede Menge Geld, das er da reinstecken kann.«
    »Das ist das Für?«
    Er nickt, nippt erneut an seinem Tee-Ersatz. Zuckt wieder zusammen. »Das Wider ist Bigend. Schwer zu quantifizieren, oder?« Er geht ans Küchenfenster und scheint rauszugucken, zeigt dann aber auf den durchsichtigen Lüftungsventilator, der in einem Fünfzehn-Zentimeter-Loch in einer der Fensterschei-ben sitzt. »So was haben wir nicht. Hier gibt’s die Dinger überall. Immer schon. Ich weiß nicht mal genau, wozu sie eigentlich gut sind.«
    »Sie sind Teil der Spiegelwelt«, sagt Cayce.
    »Spiegelwelt?«
    »Des anderen.«
    »Unter einer Spiegelwelt stelle ich mir Bangkok vor. Irgendwas Asiatisches. Das hier ist doch im großen und ganzen derselbe Kram wie bei uns.«
    »Nein«, sagt sie. »Anderer Kram. Deshalb ist Ihnen der Ventilator aufgefallen. Der wurde vermutlich hier erfunden und auch hier hergestellt. Dieses Land hier war mal eine Industrienation. Wenn man eine Schere kaufen ging, hat man eine britische Schere gekriegt. Die haben ihren ganzen Kram alleine

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