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Mustererkennung

Mustererkennung

Titel: Mustererkennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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    online gestellt wird. Kennen Sie den?«
    »Ach so. Das.« Was weiß er denn davon? »Helena sagt, Sie
    haben angerufen und sich nach Trans erkundigt?«
    »Ja.«
    »Das Stille-Post-Phänomen, Memetik und so. Wir wissen
    nicht, was dabei rauskommt. Ob überhaupt was dabei rauskommt. Wo haben Sie davon gehört?«
    »In einem Pub.«
    »Ich selber habe noch nichts damit zu tun gehabt. Aber die
    Chefin ist eine Cousine von mir. Ich könnte Sie mit ihr bekannt machen.«
    »Ich war einfach nur neugierig, Bernard. Wo ist eigentlich
    Dorotea?«
    »Muß jeden Moment kommen. Sie kann ganz schön schwierig sein, was?«
    »Ich kenne sie kaum.« Sie überprüft ihre Frisur in einer ver-spiegelten Scheibe und setzt sich, ohne die Jacke auszuziehen.
    »Hubertus ist in New York?«
    »Ja. Im Mercer.«
    »Ich habe ihn dort mal gesehen, in der Lobby-Bar. Er sprach
    mit Kevin Bacons Hund.«
    »Hund?«
    »Kevin Bacon war mit seinem Hund dort. Mit dem hat Hubertus geredet.«
    »Wußte gar nicht, daß er Tiere mag.«
    »Ein Promi-Hund. Aber mit Kevin Bacon selber hat er anscheinend nicht geredet.«
    »Was halten Sie von ihm?«
    »Kevin Bacon?«
    »Hubertus.«
    »Ist das eine ernstgemeinte Frage?«
    »Mittelernst.«
    »Ich bin froh, daß ich auf Honorarbasis arbeite, Bernard,
    nicht festangestellt.«
    »Hm«, sagt Stonestreet und scheint erleichtert zu sein, als
    Dorotea hereinkommt, in seriöser Armani-Businesskluft,
    schwarz dekonstruiert. Cayce spürt, daß das für Dorotea schon fast ein Anti-Fashion-Statement ist. Ein Look, der gut zu einer gehobenen Hinrichtung passen würde. »Guten Morgen«, sagt sie. Und zu Cayce: »Fühlen Sie sich heute besser?«
    »Ja, danke. Und selbst?«
    »Ich war natürlich in Frankfurt, bei Heinzi.« Und daran sind Sie schuld. »Aber ich glaube, Heinzi hat Wunder vollbracht.
    Über Blue Ant hatte er nur Gutes zu sagen, Bernard. ›Eine
    frische Brise‹, so drückt er sich aus.« Sie sieht Cayce an. Blas mir in den Schuh.
    Cayce lächelt zurück.
    Dorotea setzt sich neben Stonestreet, zieht wieder eins dieser teuer aussehenden Kuverts heraus. »Ich war bei Heinzi im Studio, als er das hier gemacht hat. Es ist ein absolutes Privileg, ihm bei der Arbeit zuschauen zu dürfen.«
    »Zeigen Sie’s mir.«
    »Natürlich.« Dorotea läßt sich Zeit mit dem Öffnen des Umschlags. Sie greift hinein. Zieht ein quadratisches Stück Zeichenkarton heraus, genausogroß wie das letzte. Darauf ist das Michelin-Männchen, in einer seiner frühen, übelkeiterregend fiesen Erscheinungsformen, nicht die heutige Kreuzung aus aufgepumpter Made und panzerloser Ninja Turtle, sondern
    dieses bizarre, beleibte, zigarrerauchende Altherrenwesen, das an eine Mumie mit Elephantiasis erinnert. »Bibendum«, sagt Dorotea sanft.
    »Das Restaurant?« fragt Stonestreet verdutzt. »In der Fulham Road?« Er sitzt neben Dorotea und kann nicht sehen, was auf dem Kartonquadrat ist.
    Cayce ist kurz davor zu schreien.
    »Oh«, sagt Dorotea, »wie dumm von mir. Ein anderes Projekt.«
    Bibendum, denn Cayce weiß, daß er so heißt, wandert in den
    Umschlag zurück.
    Dorotea zieht Heinzis revidierten Entwurf heraus, zeigt ihn
    Cayce und dann, fast beiläufig, Stonestreet.
    Das Sechziger-Jahre-Spermium, das Dorotea am Freitag prä-
    sentiert hat, ist zu einer Art in sich gekrümmtem Kometen
    geworden, eine aufgelockerte, kraftvollere Version des Logos, das der Hersteller seit etwa zehn Jahren benutzt.
    Cayce versucht, den Mund aufzumachen, etwas zu sagen.
    Woher weiß Dorotea das? Woher?
    Das Schweigen zieht sich hin.
    Sie sieht, wie Stonestreets rote Brauen sich millimeterweise heben, stumm und in wachsendem Maße fragend. Sie erreichen einen Maximalpunkt. »Und?«
    Bibendum. So heißt er. Und so heißt auch ein Restaurant im
    neu ausgebauten Michelin-Gebäude, wo Cayce natürlich noch
    nie war.
    »Cayce? Ist Ihnen nicht gut? Ein Glas Wasser?«
    Das erste Mal hat sie Bibendum in einer französischen Illu—
    strierten gesehen. Da war sie sechs. Sie mußte kotzen. »Er hat ‘ne Ente ins Gesicht gekriegt, bei zweihundertfünfzig Knoten.«
    »Was?« Ein alarmierter Unterton in Stonestreets Stimme. Er
    macht Anstalten, sich zu erheben.
    »Ist gut, Bernard.« Sie umklammert die Tischkante.
    »Kein Wasser?«
    »Nein. Ich meine, der Entwurf ist gut. Er funktioniert.«
    »Sie haben eben ausgesehen, als hätten sie ein Gespenst gesehen.«
    Dorotea grinst.
    »Ich … es war nur Heinzis Entwurf. Er … hat so eine starke
    Wirkung.« Sie bringt eine

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