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Mustererkennung

Mustererkennung

Titel: Mustererkennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Rausch der Verzückung und
    Liebedienerei das hier geschickt; es sei,
    erklärt er Keiko, der jüngste Fund von Mystic.
    Darryl, der selbst Otaku-DNA hat, ist fest
    davon überzeugt, daß Taki kein Mitglied dieses
    Zirkels ist, sondern nur eine Art Trabant –
    vielleicht, da er ja Computerspiele für einen
    japanischen Handy-Hersteller designt, eine
    ihrer Informationsquellen. Darryl sagt, das
    höchste Spiel-Level für solche Technologie—
    Freaks ist grundsätzlich das Knacken von Information als solcher, und er meint, Mystic hat sich die Clips vielleicht gar nicht aus
    Cliphead-Motiven vorgenommen, sondern schlicht
    und einfach, um ein noch ungelöstes Rätsel zu
    lösen. Seiner Meinung nach ist das eine Zelle
    von irgendwelchen professionellen Info—
    Theoretikern, die zugleich in diesem absoluten
    Otaku-Sinn Info-Junkies sind. Leute, die vielleicht im RSD-Bereich eines oder mehrerer Großunternehmen arbeiten. Und vielleicht etwas
    brauchen, das Taki weiß. Ist aber auch egal,
    da es Taki jedenfalls irgendwie gelungen ist,
    den Datenfluß umzukehren, und der psychosexu—
    elle Marschflugkörper, den unsere zurechtge—
    stutzte Judy darstellt, exakt ins Ziel getroffen hat. Um dir die Mühe des Zählens zu ersparen: Es sind einhundertundfünfunddreißig Nummern, die jeweils aus drei Gruppen à vier Ziffern bestehen.
     
    Ihre Kopfhaut kribbelt. Sie steht auf, geht ins Bad, kommt mit dem Notizblock wieder zurück.
    8304 6805 2235
    Sie legt den Block neben ihr iBook und betrachtet ange—strengt die rote Zahlenwolke, die über der T-förmigen Stadt liegt.
    Da ist sie. Die darunterliegenden Straßen sind klein und krumm, ziemlich weit unten auf der Landzunge, die den senk—rechten Balken des T bildet. Allerdings, macht sie sich klar, besteht kein Grund, davon auszugehen, daß es sich bei diesem Gebilde um eine reale oder imaginäre Insel handelt. Es könnte auch einfach ein T-förmiger Ausschnitt aus einem größeren Stadtplan sein. Obwohl keine der Straßen, wenn es denn Stra-
    ßen sind, über die Konturen hinauszuführen scheint.
     
    Erinnerst du dich: dieser Whiteout, als sie
    sich küssen? Als ob über ihnen etwas explodiert? Wenn du im F:F:F mitgelesen hast, weißt du, daß das bei unseren britischen Postern
    jede Menge Assoziationen an die deutschen
    Luftangriffe ausgelöst hat. Alle möglichen
    Indizien dafür, daß unsere Story im London der
    vierziger Jahre spielt, keins davon wirklich
    überzeugend. Aber dieser Whiteout. Der helle
    Schirm. Taki sagt, ›Mystic‹ habe die Grafik
    aus diesem Weiß extrahiert. Ich will gar nicht
    erst so tun, als ob ich kapieren würden wie
    aus Weiß ein Bild hervorgehen kann, wenn das
    auch letztlich die Grundfrage der gesamten
    Kunstgeschichte sein dürfte. Also, jedenfalls:
    Was bringt uns dieses Ding? Falls jedes Segment mit einer dieser Nummern markiert ist, dann wäre hier der Inhalt der jeweiligen Segmente kartographiert, d.h. wir hätten erstmals eine Art Geographie und möglicherweise, wenn
    wir die Codezahlen der jeweiligen Segmente
    kennen würden, ein formales Ordnungsgerüst.
    (Ich habe sämtliche Zahlen in eine Datenbank
    eingegeben und kann nicht erkennen, daß sie
    irgendeine Sequenz bilden würden. Tippe auf
    Zufallsgenerierung und/oder Zufallszuordnung.)
    Darryl konsultiert gerade einen Grafik-Bot,
    der ausschließlich Karten durchsucht. Einst—
    weilen – erschöpft, perplex, aber in ungesun—
    dem Maße erregt – Parkaboy.
     
    Sie starrt auf die T-Bone-Stadt.
    Und ruft Pamela Mainwaring an.
     
    20 ÜBERKNOCHEN
     
    Ihre Armbanduhr weckt sie mit unbarmherzigem Piepsen. Sie setzt sich in dem Riesenbett auf, weiß nicht genau, wo sie ist.
    Sechs Uhr morgens. Pamela Mainwaring hat ihr einen Flug ab Narita gebucht, um kurz nach zwölf.
    Sie vergewissert sich, daß das rote Lämpchen an dem überdimensionalen Elektrokessel-Äquivalent brennt, wickelt sich wieder in den weißen Bademantel von gestern abend, geht ans Fenster, öffnet per Fernbedienung die Vorhänge und erahnt Tokio auf dem Grund eines Aquariums aus Regenlicht. Böen schleudern Tröpfchen an die Scheibe. Der üppige Flechten—wuchs auf dem Palastgelände peitscht dunkel im Wind.
    Ihr Handy klingelt. Sie geht wieder ans Bett, durchwühlt das Bettzeug, findet das Handy.
    »Hallo?«
    »Boone. Wie geht’s Ihrem Kopf?«
    »Müde. Ich habe Pamela angerufen …«
    »Ich weiß. Ich auch. Ich hole Sie um halb neun in der Lobby ab. Habe JR-Reservierungen für uns beide.«
    Irgendwie stört

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