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Mustererkennung

Mustererkennung

Titel: Mustererkennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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irgendwie genauso wie das Haus selbst: abgenutzt, seltsam tröstlich, immer noch in Gebrauch.
    Er kommt herein und schließt die Tür, die schmucklos, modern und weiß ist. Sie sieht sein rotbraunes Köfferchen offen auf einem niedrigen Tisch in der Mitte des Raumes liegen, die Handys daneben aufgereiht. Der Laptop ist aufgeklappt, der Schirm dunkel. »Wer wohnt hier?«
    »Marisa. Eine Freundin von mir. Sie entwirft Stoffe. Ist gera-de in Madrid.« Er geht zu einer vollgestopften Kochnische hinüber und knipst ein helleres, weißeres Licht an. Sie sieht einen pinkfarbenen Sanyo-Reiskocher auf einer kleinen Ar-beitsplatte und ein schmales, freistehendes Haushaltsgerät mit transparenten Anschlußschläuchen. Eine Spülmaschine? »Ich mache uns Tee.« Er gießt Wasser aus einer Flasche in einen Kessel.
    Sie geht zu einem von zwei Papierschiebefenstern, die in der Mitte Scheiben aus teilweise mattiertem Glas enthalten. Durch die klaren Stellen blickt sie auf leicht schräge Dächer, die selt-samerweise mit kniehohem Moos bewachsen scheinen, aber dann erkennt sie, daß das so etwas Ähnliches wie der Kudzu auf Wins Farm in Tennessee ist. Nein, korrigiert sie sich, es ist vermutlich Kudzu. Kudzu da, wo er herkommt. Kudzu daheim.
    Die Dächer, auf die Licht aus umliegenden Fenstern fällt, sind aus Wellblech, fleckig-sattbraun von Rost. Ein großes, ockerfarbenes Insekt flattert durch den gemeinschaftlichen Lichtschein, verschwindet. »Was für ein abgefahrener Ort«, sagt sie.
    »Gibt nicht mehr viele davon.« Er schüttelt Blechdosen, auf der Suche nach Tee.
    Sie schiebt das Fenster auf. Hört, wie das Wasser anfängt zu kochen.
    »Kennen Sie Dorotea Benedetti?«
    »Nein«, sagt er.
    »Sie arbeitet für Heinzi und Pfaff, die Grafikfirma. Sie ist dort für die Verhandlungen mit Blue Ant zuständig. Ich glaube, sie hat jemanden in Damiens Wohnung einbrechen lassen. Dieser Jemand hat Damiens Computer benutzt.«
    »Woher wissen Sie das?«
    In der Wand ist eine Nische, die wohl früher mal als Stau—raum für Bettzeug diente. Jetzt ist das eher so eine Art abendländischer Einbauschrank. Dort hängen an einer Holzstange Frauenkleider, die Cayce irgendwie befangen machen. Sie geht hinüber. Wenn der Schrank eine Tür hätte, würde sie sie zumachen. »Derjenige hat von Damiens Apparat aus telefoniert. Ich habe die Wahlwiederholung gedrückt, und da kam ihre Voice-mail-Ansage.« Und sie erzählt ihm die ganze Geschichte: von Dorotea, der Rickson, den Asiengirls.
    Als sie fertig ist, sitzen sie beide bei ausgeknipstem Küchenlicht im Schneidersitz auf der Tatami auf Polsterkissen und trinken grünen Tee, den er aus einer Tonkanne eingießt. »Dann könnte es also sein, daß unsere beiden Italiener gar nichts mit unserem Job bei Bigend zu tun haben und auch nicht mit den Clips«, sagt er. »Der Einbruch war ja schon vorher.«
    »Ich weiß nicht, ob ich es einen Einbruch nennen würde«, sagt sie. »Es war nichts aufgebrochen. Keine Ahnung, wie sie reingekommen sind.«
    »Mit einem Schloßöffnungsgerät, wenn es Profis waren. Das hinterläßt keinerlei Spuren. Und Sie hätten ja auch überhaupt nichts bemerkt, wenn sie nicht Ihren Browser und Ihr Telefon benutzt hätten, was zugegebenermaßen nicht besonders professionell war, aber lassen wir das mal durchgehen. Und Bigend hat Ihnen erzählt, daß die Frau früher in Paris für jemanden gearbeitet haben soll, der vorher schon Industriespionage gemacht hat?«
    »Ja. Aber er meint, sie hat was gegen mich, weil sie denkt, er würde mir einen Job anbieten, auf den sie selber scharf ist. Bei Blue Ant London.«
    »Und Sie haben ihm nichts von der Jacke erzählt? Und von der Sache mit Ihrer Wohnung?«
    »Nein.«
    »Und unsere Jungs hier sprechen Italienisch. Aber wir wissen nicht, ob sie schon hier waren oder erst hierher geschickt worden sind. Auf unserem Flug waren sie nicht, da bin ich mir sicher. Ich habe sie heute beobachtet, während die Sie beobachtet haben. Schwer zu sagen, ob sie sich hier auskennen oder nicht. Sie hatten einen Wagen und einen japanischen Fahrer.«
    Sie mustert sein Gesicht im Schein der Kohlefadenbirnen.
    »Dorotea weiß etwas über mich«, sagt sie. »Etwas sehr Privates.
    Eine Phobie. Etwas, das nur meine Eltern, meine Therapeuten und ein paar sehr gute Freunde wissen können. Das beunruhigt mich.«
    »Würden Sie mir sagen, was es ist?«
    »Ich bin allergisch. Gegen bestimmte Marken.«
    »Marken?«
    »Schon seit meiner Kindheit. Das ist die Kehrseite

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