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Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition)

Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition)

Titel: Mut für zwei: Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Malchow
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Neinneinnein.
    Somit war das Projekt Transsib wieder beerdigt. Zumindest für drei Tage.
    Nach vier Tagen Funkstille – vier Tage vor der ursprünglich geplanten Abreise – trudelten innerhalb weniger Stunden drei Mongoleiangebote bei mir ein: drei verschiedene Reiserouten, drei verschiedene Preise, mit sich widersprechenden Aussagen hinsichtlich der Verfügbarkeit beziehungsweise des Geöffnetseins der Jurtencamps und alternativer Übernachtungsmöglichkeiten bei mongolischen Nomadenfamilien oder in normalen kleinen Zelten im Angebot. Okay.
    Als Erstes teilte ich den Russen mit, dass ich buchen wolle, und fragte, in welcher Form ich meine Kreditkartendetails übermitteln solle. PayPal? Zahlen per E-Mail? Fax? Ich solle das Geld überweisen. Erst dann könnten sie verbindlich buchen. Jetzt muss ich die Reise doch noch absagen, schoss es mir durch den Kopf. Überweisen? Das dauert zu lange! Die Russen blieben entspannt. Das klappt schon. Never ever , dachte ich und leitete den kompletten Reiseverlauf an meinen Berliner Visabesorgungshelden weiter. »Drei Visa in zehn Tagen – kein Problem, übermitteln Sie mir die Daten«, hatte er meinen verzweifelten Anruf acht Tage zuvor entspannt beantwortet. Eine Herausforderung sei es schon, hatte er lachend hinterhergeschoben, aber er schaffe das. Irgendwann war ich neugierig, womit dieser aus der deutschen Servicewüste so positiv herausragende Mann, den meine Assistentin als Visaspezialisten für Notfälle recherchiert hatte – und letztlich war fast jede meiner Reisen aufgrund des meist kurzfristigen Planungshorizontes ein visumstechnischer Notfall –, eigentlich sein Geld verdiente. Denn dass man von Visagebühren leben kann, war eher unwahrscheinlich. Und siehe da: Er war Transsibspezialist.
    Zwei Tage vor der geplanten Abreise brachte ein Kurier am Morgen die Reisepässe mit den drei Stempeln. Als Letztes bestätigte das Hotel in Peking am Nachmittag meine Buchungsanfrage. Zuvor hatte ich erfolgreich gebucht: das Hotel in Sankt Petersburg, ein komplettes Abteil der zweiten Klasse im Zug Nummer 10 von Sankt Petersburg nach Irkutsk, eine Lodge in Listwjanka am Baikalsee, eine Lodge mit Familienanschluss in Bolschije Koty am Baikalsee inklusive des privaten Fischkuttertransfers dorthin, ein Hotel in Irkutsk, den Zug von Irkutsk nach Ulan-Bator, der Hauptstadt der Mongolei, inklusive aller Transfers, eine Jurte nördlich von Ulan-Bator, eine Jurte im Nature Reserve Ikh Nart, eine Jurte in Jalman Meadows inklusive Jeep mit Fahrer und Yakkarttrekking, den Flug von Ulan-Bator in die Wüste Gobi, zwei Jurtencamps in der Gobi und einen weiteren Jeep mit Fahrer und Koch für den Fall, dass eines der Jurtencamps doch schon seine Zelte abgebaut und das Personal in die Winterpause entlassen hätte, den Flug von der Gobi zurück nach Ulan-Bator mit einer weiteren Pufferübernachtung in Ulan-Bator, da der Flug aus der Gobi nach Ulan-Bator häufig wegen starker Winde abgesagt oder zumindest stark verspätet sei – » Do you really want to take this flight with your son? Why don’t you take a Jeep, it only takes twelve hours? « –, den Zug von Ulan-Bator nach Peking sowie die Flüge München – Sankt Petersburg und Peking –München. Trotz gegenteiliger Prognosen der geballten deutschen Transsibwirtschaft war es vollbracht!
    Stolz spielte ich mit Levi das »High Five«-Spiel: Ich halte ihm meine Handfläche entgegen und sage »High Five«, und er klatscht mit seiner kleinen Hand mal mehr, mal weniger treffsicher, aber immer von lautem Gegluckse begleitet dagegen.
    Getrübt wurde meine Euphorie durch ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen russischen Exfreunden. Ich hatte ihnen das Schlimmste angetan, was ein Kunde einem auf maßgeschneiderte Reisen spezialisierten Reiseveranstalter antun kann: die Reise durchplanen lassen und dann den mit Herzblut erarbeiteten Plan bei einem anderen Anbieter buchen. Gemildert wurde das schlechte Gewissen lediglich durch die Tatsache, dass ich die Hauptplanerei selbst geleistet hatte und die Russen nur die Verfügbarkeit und Preise abgefragt hatten.
    Hinzu kam ein latentes Stressgefühl in Anbetracht der langen Einkaufsliste: Babygläschen, Milchpulver, Windeln und Feuchttücher für zwei Monate. Reiseapotheke für Levi, nach einem längeren Gespräch mit seinem Kinderarzt zusammengestellt, der uns mit den Worten verabschiedete: »Toll, mein erster Patient, der auf einem Yak durch die Mongolei geritten sein wird!« Und uns dann ein »Ganz

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