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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Rücken lief, und war zufrieden mit dem, was sie heute geleistet hatte. In ein paar Stunden wären sie in der Lage, mit Hilfe des Elektronenmikroskops das Virus zu identifizieren und möglicherweise die biogenetische Struktur zu entschlüsseln. Die Fortschritte in der heutigen Virenforschung waren immens, wenn man bedachte, dass es gegen Ende des vergangenen Jahrtausends einige Jahre gedauert hatte, bis das HI -Virus isoliert war und die Struktur dieses komplexen Retrovirus durchschaut werden konnte. Und noch immer gab es keine hundertprozentig wirksame Medikation gegen das Humane Immundefizienz Virus. Jetzt war man auf einem vielversprechenden Weg. Joanna hoffte, dass das neue Jatapu-Virus kooperativer war und der Blick hinter die Hülle schneller gelingen würde, als es beim HI -Virus oder bei manchen Filoviren der Fall gewesen war. Sie drehte den Duschhahn zu und trocknete sich ab. Ehe der Sicherheitsoffizier die Schleusentür öffnete, die zu den Sicherheitslabors führte, nahm sie ihre Aufzeichnungen zur Hand und griff nach ihrem Handy. Sie wählte die Nummer der WHO -Regionaldirektion in Washington und ließ sich mit dem Leiter der GAVI , der Globalen Allianz für Impfstoffe und Immunisierung, verbinden. Nachdem sie das Gespräch beendet hatte, lächelte sie zufrieden. Die Vorbereitungen zur Aufbereitung des Hyperimmunserums waren abgeschlossen, und bald konnte man in eine ausreichende Produktion einsteigen. Der erste Schritt zur Bekämpfung des Jatapu-Virus war getan und ihr Labor maßgeblich daran beteiligt.
    Über dem Karibischen Ozean
    Gene versuchte, sich zu bewegen, doch die Enge in seinem Versteck verhinderte, dass er sich umdrehen und seine Lage verbessern konnte. Mit seinem Arm schlug er gegen das Metall, so dass es laut hallte. Soweit es ging, richtete er sich auf und schaltete seine Taschenlampe ein. Vorsichtig tastete er das Metall ab. Es hatte eine gänzlich andere Lackierung als die Außenwände und der Boden. Es roch nach Kerosin, und als Gene auf den Boden leuchtete, sah er die dunkle Flüssigkeit, die sich unter dem Gitterrost, auf dem er lag, ausgebreitet hatte. Langsam begriff er, was das zu bedeuten hatte. In dieses Flugzeug hatte man einen Zusatztank unter der Ladefläche eingebaut. Zwar wusste Gene nicht viel über Flugzeuge, dennoch war ihm der Flugzeugtyp nicht unbekannt. Eigentlich war die Boeing aus dem Bomber B 29 hervorgegangen, den er noch als Marinesoldat bei den amerikanischen Streitkräften kennen gelernt hatte. Dieser Bomber war in der Lage gewesen, ohne Luftbetankung große Strecken zurückzulegen. Gene machte sich nichts vor: Der Flug würde nicht so schnell zu Ende gehen, denn mit diesem riesigen Zusatztank hatte man die Reichweite zum Nachteil der Zuladung noch um ein Vielfaches erhöht. Er fragte sich, ob er sein enges Versteck noch einmal verlassen sollte, doch er verwarf den Gedanken. Die Gefahr, dass ein Besatzungsmitglied während des Fluges zur Kontrolle den Frachtraum betrat, war viel zu groß. Ihm blieb nichts weiter übrig, als hier auszuharren und das Ende des Fluges abzuwarten. Also drehte er sich nach der anderen Seite und versuchte es sich so bequem wie möglich zu machen. Inzwischen waren bereits drei Stunden vergangen, und die Motoren dröhnten gleichmäßig. Er überlegte, wo sie sich wohl gerade aufhielten und wohin der Flug wohl gehen mochte. Das Letzte, was er wahrgenommen hatte, als er einen Blick aus einem der kleinen Bullaugen geworfen hatte, war der Ozean gewesen. Sie waren nicht allzu hoch geflogen. Diese ehemaligen Militärmaschinen konnten so manches Kunststück vollbringen und waren weitaus beweglicher als normale Passagierflugzeuge. Hatte der Pilot die geringe Höhe gewählt, weil er nicht auf einem Überwachungsschirm der Flugsicherung auftauchen wollte?
    Als er die bequemste Stellung gefunden hatte, zog er sein Sweatshirt aus und legte den Kopf darauf. Er versuchte zu schlafen, viel mehr konnte er jetzt nicht tun. Es war bestimmt kein Fehler, wenn er ausgeschlafen an seinem Zielort ankam. Er schloss die Augen und dachte an das schwangere Mädchen, das ihn vor ein paar Wochen in seinem Büro besucht hatte. Inzwischen war sehr viel geschehen, und seine ehemaligen Kollegen von der Miami Dade Police suchten ihn wegen Mordes. Wenn er auch nur annähernd geahnt hätte, in welche Schwierigkeiten er durch den Besuch des Mädchens geraten würde, dann hätte er sie einfach wieder fortgeschickt. Und nun war ihm Cavallino auf den Fersen und würde nicht

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