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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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weiter. Noch ist es uns nicht gelungen, das Rätsel, das uns das Virus aufgibt, zu entschlüsseln. Sie sind bislang die einzige Überlebende, und ich habe mit Ihrem behandelnden Arzt gesprochen. Sie erwähnten ihm gegenüber eine schwere Erkrankung, die Sie in Ihrer Kindheit durchmachen mussten. Können Sie sich noch daran erinnern?«
    Die Miene der Schwester verfinsterte sich. » So, als wäre es gestern gewesen«, entgegnete sie mit auf die Erde gerichtetem Blick. » Als ich damals im Krankenhaus lag, habe ich geschworen, mein Leben dem Herrn zu weihen, falls ich überlebe.«
    » Wie alt waren Sie damals?«
    » Ich war dreizehn und ein hübsches Mädchen mit langen Zöpfen, als ich an Hyperleukozytose erkrankte und nur durch das Knochenmark meines Bruders gerettet werden konnte. Ich hatte damals das Glück, dass es einen Arzt in der Klinik gab, der ein Spezialist auf dem Gebiet der Bluterkrankung war. Ich hätte sonst nicht überlebt. Nach der langen Behandlung hatte ich keine Haare mehr. Ich habe mich so geschämt, als ich aus der Klinik entlassen wurde!«
    » Ich glaube, dann sollten wir bei Ihnen eine Punktion durchführen, denn möglicherweise hängt Ihre Gesundung mit Ihrer Erkrankung zusammen.«
    » Ich dachte, Sie könnten aus meinem Blut ein Medikament herstellen, das diesen unglücklichen Menschen hier hilft?«
    Professor Sander verzog seine Mundwinkel. » Ganz so einfach ist es nicht«, entgegnete er. » Sehen Sie, unser Körper ist wie ein Computer. Alles, was ihm widerfährt, wird wie auf einer Festplatte gespeichert, und es erfolgt eine entsprechende Reaktion. Jede Krankheit hinterlässt irgendwo ihre Spuren. Ihr Körper hat das Virus besiegt, weil er rechtzeitig genügend T-Zellen produzierte, die die Folgen der Infektion mindern und das Virus schließlich besiegen konnten. Wir wissen noch zu wenig über unseren tückischen Feind, und das Hyperimmunserum, das wir aus Ihrem Blut gewinnen können, wird nach unseren ersten Labortests den Krankheitsverlauf nur abschwächen, wenn wir die Patienten im Anfangsstadium damit behandeln. In Ihrem Körper muss ein Potential vorhanden sein, das in der Lage ist, Ihrem Immunsystem einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Menschen zu verleihen. Es wären noch einige langwierige Untersuchungen notwendig, damit wir herausfinden, worin dieser Vorteil liegt.«
    » Ich stehe Ihnen zur Verfügung«, antwortete Schwester Violante. » Gott muss einen Grund gehabt haben, dass er mich diese Krankheit überleben ließ.«
    Professor Sander nickte zufrieden. » Sie sind übrigens nicht mehr die einzige Überlebende.«
    »Hier im Camp?«
    » Nicht hier im Camp«, entgegnete der Professor. » Ein Student im belgischen Gent, der beim Ausbruch der Krankheit in dieser Gegend war, ist ebenfalls auf dem Weg der Besserung. Auch er war in seiner Kindheit schwer erkrankt. Wir müssen sehen, ob es Parallelen gibt.«
    » Wann wollen wir beginnen?«, fragte die Schwester entschlossen.
    Der Professor hob beschwichtigend die Hände. » Genießen Sie Ihren ersten Tag an der frischen Luft. So schnell wird es nicht gehen. Es ist kein einfacher Eingriff. Sie werden dafür in die USA ausgeflogen. Der Hubschrauber wird morgen bereitstehen.«
    Die Schwester reichte dem Professor die Hand. » Sie können sich auf mich verlassen«, erwiderte sie.
    Microbiological and Biomedical Laboratories, CDC , Atlanta
    Doktor Joanna Kim saß an ihrer sterilen Werkbank und warf einen Blick auf die kleine Uhr der Zentrifuge, in der die Sekunden verrannen. Fieberhaft arbeitete sie an der Reinigung und der Präparation des Virus. Mit ihren Schutzhandschuhen umfasste sie die Rollerflasche und trug sie vorsichtig zurück in den Trockenschrank. Unter ihrem Schutzanzug aus grünem Kunststoff breitete sich die Wärme aus, und eine Schweißperle rann über ihre Stirn. Seit drei Stunden hatte sie das Labor nicht mehr verlassen, doch nun war getan, was getan werden musste. Vorsichtig öffnete sie den Deckel der Tischzentrifuge und entnahm das kleine Röhrchen. Bedächtig stellte sie es zurück in den Inkubator. Dann koppelte sie das Funkgerät an und seufzte. » Das reicht für heute«, murmelte sie, ehe sie zum Ausgang ging, wo sie nach einer Lsyoldusche und zusätzlicher UV -Bestrahlung ihren Anzug ablegte und die Zwischenschleuse verließ. Anschließend entledigte sie sich ihrer Kleidung und stellte sich unter die Dusche im geschützten Vorraum des Level- 4 -Labors. Sie genoss das heiße Wasser, das ihr über den

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