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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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werden. Wir werden den Kerlen so tüchtig einheizen, dass ihnen der Spaß vergeht.«
    Luisa erholte sich nur langsam; die Schwüle des Waldes setzte ihr ordentlich zu. Eine Dreiviertelstunde später brachen sie auf. Im Norden des Plateaus seilten sie sich ab und schlugen den Weg nach Westen ein. Neun Soldaten unter dem Kommando von Tenente Farraz blieben kampfbereit zurück. Der Cabo schaute auf seine Armbanduhr. In drei Stunden würde die Sonne untergehen.
    Cuiabá, Bundesstaat Mato Grosso
    Capitão Zagallo hatte eine Kollegin der uniformierten Polizei hinzugezogen, die sich rührend um den kleinen Rico kümmerte. So langsam löste sich die Angst, und der Junge taute auf. Inzwischen hatte er erzählt, dass er aus einem Waisenhaus aus Campo Grandé stammte und von dem alten, weißhaarigen Mann, den alle nur Anjo nannten, dort abgeholt worden war. Die Haut des Jungen wirkte alabasterfarben und seine blassen Lippen waren blau unterlaufen. Zagallo hatte ihn in das Klinikum Santa Margarida bringen lassen, wo er von Doktor Mendez untersucht worden war. Doktor Mendez hatte eine schwere Hämophilie C diagnostiziert, die bei Kindern zu Blutungen in den Gelenken und zu einer verzögerten Blutgerinnung führte, da das für die Gerinnung benötigte Plasmathromboplastin-Enzym fehlte.
    » Also doch, da haben wir es«, sagte Falcáo. » Unser Verdacht hat sich bestätigt. Was tun wir jetzt?«
    » Ich werde den Präsidenten informieren«, antwortete Zagallo. » Wir werden das Verfahren wieder offiziell aufnehmen. Ich denke, unserem Chef bleibt nun keine andere Möglichkeit. Und dann werden wir uns den Leiter des Waisenhauses in Campo Grandé greifen und ihn verhören.«
    » Wie konnte er diesem Teufel einen kleinen Jungen anvertrauen«, bemerkte Falcáo. » Glaubst du, er steckt mit dieser Bande unter einer Decke?«
    » Anjo ist der Schlüssel. Du hast Mama Aquela selbst gehört. Dieser Kerl erschleicht sich das Vertrauen der Menschen und macht ihnen vor, dass er den Kindern nur helfen will. Wir werden sehen, ob er diese Masche auch in Campo Grandé angewandt hat.«
    » Anjo wird wohl noch eine geraume Zeit nicht vernehmungsfähig sein«, wandte Falcáo ein. » Wir haben noch keine weitere Spur.«
    » Wenn wir wissen, woher Anjo stammt und wer er wirklich ist, dann werden wir auf neue Ansatzpunkte stoßen, da bin ich mir ziemlich sicher. Und die Identifizierung läuft. Irgendjemand wird ihn erkennen, und dann kommen wir Stück um Stück voran. Wenn mein Verdacht stimmt, dann muss er Hintermänner haben. Er ist nur ein Handlanger, ich will die ganze Bande zerschlagen.«
    » Ich hoffe, dass du dich nicht täuschst.«
    Zagallo zuckte mit der Schulter. » Ich glaube einfach daran, ich will nicht akzeptieren, dass man in unserem Land und vor unseren Augen treiben kann, was man will. Es muss auch für Menschen wie den Sohn von Mama Aquela oder den kleinen Rico so etwas wie Gerechtigkeit geben, sonst wird Brasilien keine Zukunft haben.«
    » Wie gesagt, ich hoffe, dass du dich nicht täuschst. Manchmal habe ich den Eindruck, dass sich Gerechtigkeit sehr stark an Geld, Macht und Einfluss anlehnt.«
    » Wenn es Menschen gibt, denen das Schicksal der anderen nicht egal ist, dann wird es auch Gerechtigkeit geben, das sollten wir über die Jahre gelernt haben.«
    » Also legen wir diesen Kerlen das Handwerk, auch wenn es nicht einfach werden wird.«
    Zagallo lachte. » Genau deswegen habe ich dich in meine Abteilung geholt!«
    Universitätskrankenhaus in Gent, Belgien
    Der junge Mann krempelte seine Ärmel herab und schloss den Knopf seines Hemdkragens.
    » Kann ich jetzt gehen?«, fragte er die Schwester, die sein Blut in der Spritze in eine andere Kanüle umfüllte.
    » Der Arzt hat bereits mit Ihnen gesprochen?«
    Der junge Mann nickte. Er hieß Jean und studierte an der Universität von Gent Biologie und Informatik. Er dachte an Pieter Lansberg, seinen Studienkollegen, der vor über einer Woche gestorben war. Durch ihn war er mit der schrecklichen Krankheit infiziert worden. Zu viert hatten sie sich eine Wohnung in der Saghermansstraat geteilt. Doch dahin wollte er nicht mehr zurück, denn auch die beiden Mitbewohner waren gestorben. Er hatte überlebt. Zehn Tage war er dem Tod näher als dem Leben gewesen, doch dann hatten seine Immunzellen den Feind vernichtet. Er war der zweite Überlebende, der das Jatapu-Virus besiegt hatte. Beinahe täglich war ihm in den letzten Tagen Blut entnommen worden, und es hatte sich bestätigt, dass sich

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