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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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redselig geworden. Er unterhielt sich angeregt mit Luisa Behringer und Lila Faro über das karge Leben, das er hier in dieser Gegend geführt hatte, über die Not, die durch die steigende Inflation und die Wirtschaftskrise unter dem alten Präsidenten über ihn und seine Familie hereingebrochen war. Schließlich hätte er keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als sich dieser Bande von Glücksrittern anzuschließen, die im Regenwald des Amazonas mit illegalem Holzeinschlag und ungesetzlichen Schürfungen ihr Geld machten. Doch auf weitere Fragen über die Zahl seiner Komplizen, ihre Ausstattung und Bewaffnung sowie über ihre verblüffende Ortsverbundenheit angesichts der Ausbreitung der Krankheit ging er nicht ein.
    Nach einer halbstündigen Rast setzten sie ihren Weg in Richtung Norden fort. Der Wald wurde dichter und der Bewuchs an Lianen und anderen Schling- und Kletterpflanzen nahm zu. Sonnenlicht durchdrang hier und da das Blätterdach der Bäume, die nun deutlich niedriger waren als unterhalb des Seitenarms des Rio Jatapu.
    Sie waren eine knappe Stunde gegangen, als der Baumbewuchs immer spärlicher wurde und sie auf einen Pfad stießen, der in ein dichtes Buschwerk führte. Der Gefangene sprach auf Luisa ein, die unmittelbar in seiner Nähe ging, und wies den Pfad entlang. Der Cabo blieb stehen und schaute auf die Karte. Bei ihrem Aufbruch waren die beiden Indios, die ihnen Tenente Farraz als Scouts überlassen hatte, vorausgegangen, um das Gelände zu erkunden. Bislang waren sie nicht wieder zurückgekehrt.
    Als der Cabo aufblickte und sah, dass Luisa noch immer mit dem Gefangenen sprach, ging er auf die beiden zu.
    » Wenn wir diesem Pfad folgen, dann können wir vielleicht abkürzen«, sagte er. » Was hat der Gefangene über den Weg gesagt?«
    » Er meint, dass der Weg mitten im Dickicht endet.«
    Der Cabo schaute auf die Karte. » Hier ist eine Lichtung verzeichnet. Etwa einen Kilometer entfernt. Wenn der Pfad durch das Dickicht führen würde, dann könnten wir ein bis zwei Stunden einsparen.«
    » Der Weg ist nicht gut«, mischte sich der Gefangene ein. » Er endet in einem Sumpf. Von dort an geht es nicht mehr weiter.«
    Rosburn trat an die kleine Gruppe heran. » Wie gehen wir weiter?«
    Der Cabo musterte den Gefangenen eingehend. » In meiner Karte ist kein Sumpf verzeichnet«, sagte er.
    » Dort ist ein Sumpf, glauben Sie mir«, wiederholte der Gefangene.
    » Er lügt!«, entgegnete Rosburn barsch. » Er hofft, dass wir die Lichtung umgehen, damit seine Freunde mehr Zeit haben, um uns einzuholen.«
    » Was meint ihr?«, richtete der Cabo seine Frage an Luisa und Lila.
    Luisa zuckte mit den Schultern.
    » Ich traue ihm nicht«, antwortete Lila.
    Der Cabo schaute sich um. » Wo sind nur die beiden Indios abgeblieben?«
    Rosburn machte eine wegwerfende Handbewegung. » Die haben sich vermutlich aus dem Staub gemacht«, sagte er abfällig.
    Der Cabo verzog die Mundwinkel. » Also gut, riskieren wir es, wir nehmen den Pfad. Wenn es tatsächlich so ist, wie der Mann behauptet, dann verlieren wir ein paar Stunden und müssen wieder zurück. Aber ich denke, das können wir riskieren.«
    Der Cabo übernahm die Führung, und die beiden Frauen folgten ihm. Rosburn und seine Männer schlossen sich mit dem Gefangenen an. Das Buschwerk wurde immer dichter, bis selbst die vereinzelt stehenden Bäume zurückblieben. Schweiß lief den Männern und Frauen in Strömen über die Stirn, nachdem die Sonne unbarmherzig vom Himmel brannte und kein Laubdach der Bäume mehr seine schützenden Blätter über den Flüchtenden ausbreitete. Eine halbe Stunde folgten sie dem Pfad, der immer weiter in das Buschwerk hineinführte. Von einem Sumpf war jedoch weit und breit nichts zu sehen. Der Boden blieb trocken, und die Gruppe kam zügig voran. Schließlich wurde der Pfad breiter, und vereinzelte Bäume säumten wieder ihren Weg. Niedrige Bäume nur, kaum vier Meter hoch, doch sie spendeten wenigstens einen spärlichen Schatten, der den Marsch nun etwas erträglicher machte. Bald tauchte die Gruppe wieder ein in eine matte Dunkelheit. Verwundert blieb der Cabo stehen und schaute auf.
    Über ihm schaukelte ein Tarnnetz in den Baumkronen. Plötzlich zerbrach ein lauter Schuss die Stille.

38
    Acampamento dos infectados nahe Urucará, Amazonasgebiet
    Professor Sander, Anne Arlette, Kommandant Santoro und Doktor Madson hatten sich im Camp getroffen und saßen zusammen am Tisch des Konferenzzeltes. Noch immer gab es keine Spur vom

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