Mutiert
gestoßen, die sie um keinen Preis der Welt aufgeben wollten? Oder gab es hier ein unerschöpfliches Vorkommen an wertvollen Hölzern, das sie einfach nicht zurücklassen wollten, ohne es vorher auszubeuten?
Farraz hatte sich den Kopf zermartert, doch er hatte die Lösung des Rätsels nicht gefunden. Es wäre ein Einfaches für diese Gruppe gewesen, einfach zu verschwinden und abzuwarten, bis Gras über die Sache gewachsen und das Virus wieder in den endlosen Weiten des grünen Dschungels verschwunden wäre. Niemand hätte mehr Notiz von ihnen genommen, und sie hätten nach einiger Zeit einfach wieder hierher zurückkehren und ein neues Lager ein paar Kilometer nördlich einrichten können. Vielleicht befürchteten sie aber auch, dass nach der Epidemie die Patrouillentätigkeit in dieser Gegend verstärkt werden und sie bei ihren Machenschaften stören würde.
Der Regenwald bot außer den unzähligen Wasserstraßen, die sich wie Fäden durch das Land zogen, keine weiteren Transportmöglichkeiten für sperrige Güter. Straßen gab es nicht, und allenfalls führten Pfade durch das schier unendliche Grün. Sicherlich, der Bodenbewuchs war durch die hohen und dichten Baumkronen nur spärlich ausgeprägt, aber niemand hätte es vermocht, Baumstämme über die kilometerlangen Strecken durch den Urwald zu transportieren. Nur der Fluss bot diese Möglichkeit.
» Sie sind da!«, flüsterte Sargento Marcos und riss Tenente Farraz aus seinen Gedanken.
» Wir warten noch«, befahl er.
Wie Finger tasteten sich die gebündelten Lichtstrahlen der Taschenlampen durch das Dunkel. » Und zielt auf die Lampen«, fügte der Tenente noch hinzu.
Das kleine Plateau, auf das sie sich zurückgezogen hatten, bot eine hervorragende strategische Lage, und es würde ein Leichtes, die Stellung mit seinen gut ausgebildeten Soldaten zu verteidigen – vorausgesetzt, die Gegner verfügten nur über eine leichte Bewaffnung. Steil abfallende Hänge im Süden wie im Westen verhinderten eine Erstürmung der Anhöhe im Rücken der Stellung. Zwei Soldaten hatte Farraz dort zur Sicherung eingesetzt, den Rest seiner Männer hatte er in Richtung Osten ausgerichtet, wo sich der kleine Saumpfad über die beiden Terrassen in die Höhe erstreckte. Alles in allem eine ausgezeichnete Verteidigungsstellung, sofern in den nächsten Tagen Verstärkung eintreffen würde. Auf eine maximal achtundvierzigstündige Auseinandersetzung mit den üblen Gesellen hatte sich Farraz eingestellt, doch jede Minute weniger erhöhte ihre Überlebenschance. Farraz vertraute dem Cabo der Militärpolizei, dem er ein hohes Maß an Kompetenz und Pflichtbewusstsein zugestand.
» Wir warten noch!«, flüsterte er seinen Männern zu, die leise den Befehl weitergaben. Die Schwärze der Nacht war undurchdringlich, so dass Farraz nur erahnen konnte, wo sich seine direkten Nachbarn befanden, der Sargento Marcos auf der einen Seite und der Soldat Mafalda auf der anderen. Männer, auf die er sich verlassen konnte und die bereits seit mehreren Jahren seiner Einheit angehörten und seinem Befehl unterstanden.
Farraz richtete den Blick hinunter in den Wald. Sieben Taschenlampen hatte er inzwischen gezählt. Er rechnete damit, dass der Gegner über die doppelte Mannstärke seiner Einheit verfügte, doch bestand der Trupp aus Söldnern und Kriminellen, die im Gegensatz zu seinen Männern keine Moral besaßen und bestimmt auch keine militärische Ausbildung.
Inzwischen war der Trupp so nahe herangekommen, dass er die gedämpften Schritte und das Keuchen der Männer hören konnte, die wenige Meter von ihm entfernt den kleinen Hügel passierten. Sie schienen ahnungslos und ohne jegliche Flankensicherung zu operieren. Dennoch durfte er seine Widersacher nicht unterschätzen, es musste zweifellos jemand unter ihnen sein, der sich auf das Aufspüren und verfolgen von Spuren spezialisiert hatte, denn sonst hätten diese Verbrecher seinem kleinen Trupp kaum durch den unwegsamen Urwald folgen können. Er zog die Lapa-Maschinenpistole näher an seine Schulter und visierte so gut es unter den Verhältnissen ging einen der Lampenträger an.
» Feuer auf mein Kommando«, flüsterte er seinen beiden Nachbarn zu und wartete, bis der Befehl die Reihen seiner Männer durchlaufen hatte. Als sich der Träger der Taschenlampe direkt unter ihm befand, zog er den Abzug durch und gab einen kurzen Feuerstoß ab. Er sah die Taschenlampe zu Boden stürzen, und schon brach das Inferno auf dem kleinen Hügel
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