Mutiert
und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Über dreizehn Stunden waren vergangen, seit sie auf dem kleinen Flughafen in der Nähe von White Castle gestartet waren. Wie viele Kilometer mochten sie wohl von Baton Rouge entfernt sein und wo waren sie gelandet?
Gene überlegte. Eine Maschine dieses Typs war in der Lage, beinahe 500 Kilometer in der Stunde zurückzulegen. Somit ergab sich ein Radius von beinahe 6000 Kilometern um den kleinen Regionalflughafen in der Nähe des Mississippi. Er hatte den Eindruck, dass sie in Richtung Süden geflogen waren, das würde bedeuten, dass sie den Kontinent weit hinter sich gelassen und das südamerikanische Festland erreicht haben könnten. Ein kurzer Impuls der Neugier forderte ihn auf, sein Versteck zu verlassen und einfach einen Blick aus dem Bullauge zu werfen. Doch als ein elektrisches Summen ertönte, siegte die Vernunft, und er blieb in seinem Versteck. Offenbar wurde die riesige Heckklappe des Flugzeugs geöffnet. Er griff nach der Waffe, die ihm Terence vor seinem Abflug gegeben hatte, und hielt sie fest umklammert. Er machte sich keine Illusionen. Wenn die Kerle ihn hier an Bord der Maschine entdeckten, dann war sein Leben keinen Pfifferling mehr wert. Insgeheim bedauerte er, dass er sich an Bord geschlichen hatte und so zum Mitfliegen gezwungen gewesen war. Vielleicht wäre es seinen Ermittlungen viel besser bekommen, wenn er einfach diesem nach Veilchen duftenden Tanner gefolgt wäre. Doch dazu war es nun zu spät, er musste sich zwangsläufig in sein Schicksal ergeben. Was blieb ihm weiter übrig?
Er drückte sich tiefer in sein Versteck und lauschte in die Stille, die sich im Flugzeug ausgebreitet hatte, nachdem das elektrische Summen verstummt war. Dumpf drangen Stimmen an sein Ohr und er war sich bald sicher, dass draußen vor dem Flugzeug spanisch gesprochen wurde. Als Privatdetektiv und ehemaliger Polizist in Miami verstand und sprach er natürlich ein paar Brocken. Er umklammerte seine Waffe und war bereit, sie auch zu gebrauchen, sollten sich die Männer seinem Versteck nähern. Aber außer dem Brummen eines Motors, das sich zunehmend verstärkte, war nichts Verdächtiges zu hören. Plötzlich polterte es laut; offensichtlich war ein Fahrzeug auf die Laderampe gefahren. Er hatte den Eindruck, dass weitere Ladung an Bord geschafft wurde, und dazu benutzten sie einen Traktor oder irgendeinen anderen Schlepper. Er entspannte sich ein wenig, denn solange die Maschine beladen wurde, drohte ihm keine unmittelbare Gefahr. Als der Motorenlärm wieder abebbte, waren die Stimmen zweier Männer deutlicher zu hören. Diesmal näher als zuvor. Er strengte sich an und schnappte ein paar Wortfetzen auf.
Vuelo … Buen viaje … esta manana …
Der Mann sprach von einem Flug und wünschte eine gute Reise. Mehr konnte Gene nicht aufschnappen, denn die Stimmen entfernten sich wieder. Kurz darauf schloss sich die Heckklappe des Flugzeugs. Lediglich ein Brummen blieb zurück, und Gene ging davon aus, dass die Maschine betankt wurde. Er wartete noch einen kleinen Moment, bis er sicher sein konnte, dass sich niemand mehr im Laderaum des Flugzeugs befand. Er drückte gegen seinen Verschlag, doch es gelang ihm nicht, die Falltür zu öffnen. Offenbar hatten sie eine schwere Kiste über seinem Versteck platziert. Er war in seinem Verlies gefangen. Ein leiser Fluch kam über seine Lippen. In welche Geschichte war er nur geraten? Hastings, Tanner, die Red Wing Air … Was würde Ryan dazu sagen, wenn er ihm berichtete, dass er einer Bande von Schmugglern auf den Fersen war? Tarston hatte mit seiner Red Wing Air zweifellos ähnliche Flüge unternommen wie der Pilot dieser Maschine. Doch was war Tarston zugestoßen? Hatte er sich mit der Beute aus dem Staub gemacht? Saß er mit seinem Bruder und Harrison auf irgendeiner Insel in der Südsee und verprasste seine Beute, während beinahe die halbe Welt nach ihm suchte?
Gene schüttelte den Kopf. Wie sollte er das alles nur beweisen können und warum, zum Teufel, hatte diese schwangere Frau ausgerechnet ihn in diese Geschichte hineingezogen? Ihm blieb nichts weiter, als all diese Verwicklungen restlos aufzudecken und die Hintermänner dingfest zu machen. Ansonsten bräuchte er nie wieder zurück in die Staaten zu kommen, denn dort wartete eine Gefängniszelle auf ihn.
Am Rio Jatapu, Amazonasgebiet
Sie hatten eine Rast eingelegt und sich im Schatten einiger hoher Bäume niedergelassen. Der Gefangene war inzwischen aufgetaut und recht
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