Mutiert
besonders gut und sind auch kein schöner Anblick mehr. Der Gerichtsmediziner meint, dass sie schon beinahe drei Wochen tot sind. Genickschuss, fast wie eine Hinrichtung. Außerdem war die Frau schwanger. Ich schätze, im achten oder neunten Monat.«
Ryan amtete tief ein. » Wer sind die Toten?«
» Eine Frau, Mitte zwanzig, Latina«, entgegnete Myers. » Sie hieß Consuela Martinez, war ’ne Nutte, die sich am Strand ihre Kohle verdiente. Und der Typ war wohl ihr Zuhälter. Heißt Enrique Somoza und ist mehrfach vorbestraft.«
» Erschossen?«
» Sie wurde nicht nur erschossen, Leutnant, sondern auch gefoltert. Ihr Körper ist mit Wunden übersät. Brandwunden, Schnitte, Schläge, das volle Programm, bevor ihr jemand in den Hinterkopf schoss.«
» Gibt es Spuren?«
Cavallino griff in seine Jackentasche und zog eine Plastiktüte hervor. Er reichte sie seinem Vorgesetzten.
In der Tüte befand sich eine Visitenkarte.
» Gene Mcfaddin, Privatdetektiv«, las Ryan laut vor.
» Die hielt sie in ihrer Hand. Außerdem haben wir ihr Handy gefunden, sie wurde kurz vor ihrem Tod mehrfach angerufen. Die Nummer wurde aufgezeichnet, aber sie wollte offenbar nicht mit dem Anrufer reden.«
» Wer war der Anrufer?«
» Es ist die Nummer, die auf der Visitenkarte steht.«
» Mcfaddin?«, zischte Ryan.
» Ich habe es damals gleich gesagt«, erwiderte Cavallino. » Wir hätten ihn nicht laufen lassen sollen.«
» Er hat nichts mit dem Mord an Miller zu tun.«
» Sind Sie sich da sicher, Leutnant? Er war im Haus, als Miller starb, und hier liegt seine Visitenkarte in der Hand einer toten Frau. Außerdem hat er mehrfach versucht, mit ihr zu sprechen. Und die vermeintliche Auftraggeberin der angeblichen Ermittlungen, die er damals vorgeschoben hat, ist nicht existent. Wenn das keine klaren Indizien sind, dann fresse ich einen Besen.«
Ryan winkte ab. » Dann wünsche ich schon mal guten Appetit«, antwortete er grimmig und wandte sich um.
» Der Captain will mit Ihnen sprechen«, rief ihm Cavallino nach. » Er erwartet Sie im Büro.«
Einen kurzen Moment verharrte Ryan. Ihm lag eine bissige Erwiderung auf der Zunge, doch er schluckte sie hinunter. Er stieg in seinen Wagen und brauste mit quietschenden Reifen davon.
» Er weiß, wo Mcfaddin steckt, da bin ich mir sicher«, murmelte Cavallino an Myers gewandt.
» Der Captain wird ihn schon zur Rede stellen. Ich glaube nicht, dass er seine Pension riskiert. Er wird dem Captain schon erzählen, unter welchem Stein sich sein Busenfreund Mcfaddin verkrochen hat.«
» Und dann schnappe ich mir dieses Arschloch und stecke ihn in das Loch, bis er verrottet, das kannst du mir glauben.«
41
Geheimes Flugfeld am Rio Jatapu, Amazonasgebiet
In der engen Hütte erhellte eine matte Petroleumlampe die Finsternis. Das faulige Stroh erfüllte den Raum mit einem beißenden Gestank. Dem Cabo war es inzwischen gelungen, aus der Rückwand zwei Bretter zu lösen. Noch war der Durchschlupf zu eng, doch wenn es ihm gelang, das dritte Brett freizulegen, dann würde es ihnen gelingen, sich aus ihrem Gefängnis unbemerkt davonzuschleichen. Antonio Pinto unterstützte den Cabo und bewachte die Tür, während Rosburn schweigend in einer Ecke saß und wortlos auf den Boden starrte.
» Es löst sich«, flüsterte der Cabo, nachdem er mit seinem Messer einen weiteren Nagel gelöst hatte.
» Selbst wenn wir hier rauskommen, nützt es uns nichts«, murmelte Rosburn. » Wir haben keinen Proviant, und wir sind unbewaffnet. Die Kerle werden uns jagen und abknallen wie räudige Hunde.«
» Sie können ja hier bleiben, wenn Sie meinen, dass das besser ist«, entgegnete der Cabo und machte sich am zweiten Nagel zu schaffen.
» Wenn wir es bis zum Fluss schaffen, dann findet uns vielleicht eine Patrouille, man wird ganz bestimmt schon nach uns suchen«, flüsterte Antonio.
» Das Flugzeug ist unsere Chance«, wehrte der Cabo ab. » In jedem Flugzeug gibt es ein funktionierendes Funkgerät. Wenn es uns gelingt, mit dem Tower in Manaus Kontakt aufzunehmen und unsere Position durchzugeben, dann …«
» Ha, unsere Position!«, unterbrach Rosburn. » Wissen Sie noch, wo wir sind? Dieser verfluchte Dschungel sieht überall gleich aus. Wir haben keine Karte. Wie sollen wir unsere Position bestimmen, wenn wir nichts anderes haben als Ihr Taschenmesser.«
» Ich kenne zumindest die letzte Position, an der wir den kleinen Saumpfad genommen haben«, entgegnete der Cabo. » Ich schätze, wir sind keine
Weitere Kostenlose Bücher