Mutiert
zweihundert Meter nördlich davon. Das wird reichen. Außerdem ist diese Lichtung in den Karten verzeichnet. Nur weiß niemand, dass sie mittlerweile von diesen Gangstern in Beschlag genommen worden ist. Mit den Tarnnetzen, die sie über das Flugfeld und ihr Lager gespannt haben, ist das Camp aus der Luft nicht zu erkennen, und die Gefahr, dass jemand zu Fuß hier entlangkommt, ist sehr gering. Bleibt also nur noch der Seitenarm des Flusses, der bis kurz vor diese Lichtung reicht, doch der ist leicht zu kontrollieren.«
» Achtung!«, zischte Antonio. » Sie kommen zurück!«
» Die Frauen?«, fragte der Cabo und schob die gelösten Bretter zurück an die Rückwand, wo er sie mit leichtem Druck wieder befestigte.
» Ja.«
Der Cabo richtete sich auf und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, um den Brettern weitere Festigkeit zu verleihen. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und die beiden Frauen in den Verschlag geschoben. Einer der Bewacher steckte den Kopf herein und blickte sich argwöhnisch um, doch als ihm nichts Verdächtiges auffiel, zog er seinen Kopf zurück und schloss die Tür.
Luisa Behringer setzte sich neben die Tür auf den Boden, während Lila Faro beim Cabo Platz nahm.
» Was ist passiert, was wollten die von euch?«, fragte er.
» Nelio ist zurück, doch er wird uns kaum noch etwas anhaben können«, entgegnete Lila. » Er hat das Fieber.«
» Das Virus ist zurückgekehrt«, ergänzte Luisa Behringer. » Drei Mann. Die Infektion ist schon weit fortgeschritten, ich denke nicht, dass die Männer den morgigen Tag überleben.«
» Woher …«
» Sie waren wohl wieder an diesem See, dort wo die Krankheit ihren Ursprung hatte, wie mir Joao erzählte. Das Virus ist noch immer dort aktiv.«
» Am Lago Maracarana?«
Luisa nickte.
» Was haben die Kerle mit uns vor?«, fragte Rosburn.
» Sie haben Angst, dass auch sie sich infiziert haben«, berichtete Luisa Behringer. » Ich glaube nicht, dass sie uns etwas antun, solange sie nicht wissen, ob die Krankheit auch bei ihnen ausbricht.«
» Dann haben wir noch etwas Zeit«, entgegnete der Cabo. » Konntet ihr irgendetwas erkennen, gibt es ein Funkgerät hier im Lager?«
» Auf der anderen Seite des Flugfeldes gibt es mehrere Hütten«, berichtete Lila Faro. » Draußen steht ein riesiges Flugzeug. Es steht in einer Art Hangar, ich glaube, darüber sind Netze gespannt.«
Der Cabo richtete sich auf. » Was ist das für ein Flugzeug?«
» Es hat vier Propeller«, entgegnete Lila. » Es ist bestimmt fünfzig Meter breit und fast ebenso lang. Als sie uns zu einer der Hütten führten, in dem die Kranken liegen, habe ich gesehen, wie sie große Container entluden und in eine Hütte auf der anderen Seite brachten. Die Luft roch nach brackigem Wasser. Ich glaube, hier ganz in der Nähe ist der Fluss oder ein anderes Gewässer. Außerdem hörten wir kurz nach der Landung des Flugzeugs einen Motor. Es könnte ein Bootsmotor gewesen sein.«
» Wie viele Männer habt ihr gezählt?«, fragte Rosburn.
Lila schaute Luisa an. » Ich denke, so an die zwanzig. Alle schwer bewaffnet.«
Luisa nickte zustimmend. » Und an dem Flugzeug ist eine Nummer angebracht. N 343 BD , glaube ich. Es ist ein älteres Flugzeug, kein modernes.«
» Es ist ein Amerikaner«, sagte Rosburn erstaunt. » Zivil.«
Der Cabo kratzte sich am Kinn. » Deswegen auch die Waffen.«
» Welche Waffen?«
» Ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist, Rosburn, aber die Kerle dort draußen hatten allesamt amerikanische Automatikgewehre. Und jetzt steht ein amerikanisches Flugzeug dort draußen. Also hat sich die Frage erübrigt, für wen die Kerle arbeiten.«
Als sich der Cabo ein Stück zur Seite neigte, löste sich ein Brett aus der Rückwand. Lila zuckte erschrocken zusammen, doch der Cabo legte seine Hand auf ihr Knie.
» Das ist unser Fluchtweg für den Fall der Fälle«, beruhigte er die Ärztin.
Cuiabá, Bundesstaat Mato Grosso
Zagallo bremste den dunklen VW Bora ab und schaltete das Licht aus. Er befand sich an einer kleinen Wegegabelung in der Rua Cerilo Pinta da Silva im Stadtteil Coopphamil, kurz vor der Hipico Ranch, mitten in der Einsamkeit. Bäume säumten den Weg und auch sonst gab es hier nicht viel mehr als Sträucher und Wiesen. Er zündete ein Zigarillo an und wartete. Hin und wieder warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war kurz vor Mitternacht. Porceá kam mit einem Fahrrad den Weg entlang. Zagallo bemerkte ihn in der Dunkelheit erst, als er sich direkt
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