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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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rückwärtige Seite der Hütte, wo er sich niederlegte, verharrte und in die Nacht lauschte. Von Zeit zu Zeit drangen Worte der Wächter zu ihm, darüber hinaus waren nur ab und zu die nächtlichen Schreie einiger Tiere zu hören, die ihm sehr exotisch vorkamen. Er tippte auf Südamerika, irgendwo im Dschungel, wo eine Sprache gesprochen wurde, die dem Spanischen ähnelte, aber doch irgendwie anders klang. Immerhin konnte er das eine oder andere Wort der beiden schwer bewaffneten Männer verstehen. Beinahe zehn Minuten lauerte er im Unterholz, horchte und sammelte seine Kräfte, ehe er sich weiterbewegte. Er suchte nach einer Möglichkeit, einen Blick in das Innere der Hütte werfen zu können, eine kleine Ritze, einen Spalt, doch er suchte vergeblich. Er robbte bis zur Ecke des Verschlages. Dort bemerkte er, dass sich eines der Bretter verschoben hatte. Durch eine kleine Ritze drang gedämpftes Licht nach draußen. Gene musste sich tief hinunterbeugen und lag mit der Wange im feuchten Gras. Er hatte gefunden, was er suchte.
    In der Hütte saßen zwei Frauen und zwei Männer. Sie unterhielten sich, und diesmal konnte er jedes Wort verstehen, denn sie sprachen englisch. Der Wortführer war ein großer, kräftig gebauter Mann, der in einer Militäruniform steckte. Seine pechschwarzen, gewellten Haare hingen ihm wirr in die Stirn. Die beiden Frauen saßen ihm gegenüber und lauschten gespannt, was der Soldat zu sagen hatte. Der andere Mann, der neben der Tür saß und ab und zu einen nervösen Blick hinauswarf, war ein ganzes Stück kleiner als der Soldat und weitaus schmächtiger. Sie redeten über das Flugzeug und über automatische Waffen. Die Stimme eines weiteren Mannes war zu hören, doch so sehr sich Gene auch bemühte, der Blick auf ihn blieb ihm verwehrt, da der Soldat ihn verdeckte. Der Name Rosburn fiel in der Unterhaltung, und Gene wurde hellhörig. Außerdem hatte die Aussprache des Mannes im toten Winkel keinen spanischen Akzent. Sein breites Amerikanisch erinnerte Gene an die Zeit in Quantico, als er im dortigen Ausbildungslager der Marines zu einem Agenten des Militärgeheimdienstes ausgebildet worden war. Der damalige Ausbilder hatte ebenfalls diesen näselnden und breiten Dialekt gesprochen, wie er im Big Apple so üblich war. Auch wenn es bereits Jahre zurücklag, erinnerte er sich noch gut an den Mann aus New York, der ihm so manche schlaflose Nacht bereitet hatte. Schon nach vierjähriger Dienstzeit hatte er damals dem MID den Rücken gekehrt und war nach Miami gegangen, wo er sich bei der Miami Dade Police bewarb und angenommen wurde. Schließlich hatte er hervorragende Referenzen vorzuweisen. Und er hätte bestimmt auch Karriere gemacht, wenn ihm damals nicht das Schicksal einen üblen Streich gespielt hätte.
    Gene korrigierte seine unbequeme Lage, und beinahe wäre ihm das Brett ins Auge gestoßen, als es verrutschte, weil sich der Soldat bewegte.
    Nun sah er ihn, den dritten Mann im hölzernen Gefängnis. Er saß in der Ecke und blickte auf den Boden. Seine Haare waren grau geworden, doch ansonsten hatte er sich nur wenig verändert.
    Plötzlich tauchte eine Messerspitze nahe an seinem Auge auf. Der Soldat raunte ihm etwas zu, das er nicht verstand, aber aufgrund der Schärfe in den Worten des Mannes war es ratsam, still liegen zu bleiben und sich nicht zu bewegen. Eine Weile herrschte gespannte Stille. Der Soldat hatte ihn am Haarschopf gepackt und hielt ihm das Messer an die Augen. Die beiden Frauen blickten Gene erschrocken ins Gesicht. Das Brett, knapp zwanzig Zentimeter breit, war auf den strohbedeckten Boden gefallen.
    » Hallo Rosburn«, zischte Gene. » Da fliegt man als blinder Passagier mitten in die Einöde, und wen trifft man dort? Alte Kameraden des MID , die man schon längst vergessen hat.«
    » Wer sind Sie?«, herrschte ihn der Soldat mit dem Messer in der Hand an.
    » Fragen Sie ihn, ich glaube, er wird sich noch gut an mich erinnern«, entgegnete Gene Mcfaddin.
    Acampamento dos infectados nahe Urucará, Amazonasgebiet
    » Zweiundvierzig«, stellte der leitende Militärarzt Doktor Braga nüchtern fest. » Und siebenunddreißig Neuzugänge. Das Serum hilft nur bedingt.«
    » Das Serum wirkt nur, wenn das Virus sich noch in der Ausbreitungsphase befindet und erst wenige Zellen infiziert hat. Ansonsten ist es nutzlos.«
    Professor Sander blätterte die Frachtlisten durch und hakte die einzelnen Positionen ab. » Das heißt im Klartext, die Medizin muss zu den Menschen und nicht

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