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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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hereinstürmenden Polizisten mit großen Augen an. Patienten waren noch nicht anwesend, da die Sprechstunde erst in einer Stunde begann.
    » Wo ist Doktor Gustavo?«, herrschte Zagallo die beiden jungen Frauen an.
    Verängstigt zeigte eine der Frauen auf eine geschlossene Tür. Zagallo ging darauf zu und öffnete sie. Doktor Gustavo saß hinter seinem Schreibtisch und blickte erschrocken auf.
    » Was soll das?«, protestierte der Arzt.
    Zagallo präsentierte seinen Dienstausweis. » Polizei!«, sagte er. » Ich habe einen Haftbefehl gegen Sie.«
    Der Arzt erhob sich und blickte Zagallo entrüstet an. » Was … weswegen?«
    Zagallo griff in seine Jackentasche und legte dem Arzt den Haftbefehl und den Durchsuchungsbeschluss vor. Doktor Gustavo las die beiden Dokumente und ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken.
    » Ich möchte mit meinem Anwalt sprechen!«
    Zagallo reichte dem Arzt das Foto von Anjo.
    » Sie sollten genau überlegen, was Sie tun«, sagte er sanft. » Wir sind nicht hinter Ihnen her.«
    Doktor Gustavo überlegte. Nach einer Weile des Schweigens nickte er.
    » Was wollen Sie wissen?«
    » Fangen wir mit Anjo an!«
    Doktor Gustavo blickte auf das Foto. » Er tauchte vor etwa zwei Jahren in meiner Praxis auf und machte mir einen Vorschlag, den ich im Interesse meiner Patienten nicht ablehnen konnte.«
    » Woher stammt er, und wie ist sein richtiger Name?«
    » Er ist selbst Arzt und in der Forschung tätig, ich kenne ihn nur unter dem Namen Anjo. Er stammt aus dem Süden, aber wir haben vereinbart, keine Fragen zu stellen.«
    » Was wollte er?«
    » Er sagte, dass er im Auftrag verschiedener Pharmaunternehmen unterwegs sei und nach geeigneten Patienten für diverse Studien suche. Es handele sich ausschließlich um Medikamente, die noch keine Freigabe für den Markt hätten, aber die unbedenklich seien und letztlich in einer ultimativen Studie erprobt werden sollten. Quasi die letzte Generation vor der Einführung. Er brachte ein paar Muster mit. Ich hatte eine Patientin, die an Hämophilie litt und bei der bereits alle möglichen Behandlungen und Therapien versagt hatten. Es war der letzte Ausweg, ich gab ihr eines der Muster, und ihr Zustand hat sich nach kurzer Zeit gebessert. Als er vier Wochen später wieder bei mir auftauchte, stimmte ich zu. Es betraf ausschließlich schwer erkrankte Patienten ohne jegliche Heilungschance. Vielen konnte damit geholfen werden.«
    » Doch einige starben, oder?«
    » Ja, doch die Quote lag unter zwanzig Prozent«, antwortete Doktor Gustavo. » Ohne diese Präparate läge diese Quote weit über sechzig Prozent.«
    » Also doch ein Engel«, antwortete Zagallo.
    » Wenn Sie so wollen.«
    Acampamento dos infectados nahe Urucará, Amazonasgebiet
    Professor Sander trug einen hellen Leinenanzug und einen weißen, breitkrempigen Hut, der ihn vor der erbarmungslosen Sonne Brasiliens schützen sollte.
    » Du siehst aus, als würdest du einen Kostümball besuchen«, scherzte Anne Arlette, als Professor Sander seine kleine Reisetasche im Fond des Jeeps platzierte.
    » Ich muss schließlich angemessen gekleidet sein, wenn ich diesen Idioten vom Ministerium gegenübertrete«, antwortete er. » Es ist unfassbar, diese kleinkarierten Bürokraten machen es sich einfach, die riegeln hier das Gebiet ab und warten, bis das große Sterben vorbei ist. Von dem Elend der Menschen bekommen sie überhaupt nichts mit, das interessiert sie einfach nicht, Hauptsache sie sind sicher in ihren klimatisierten Büros. Denen werde ich gewaltig den Marsch blasen.«
    Der uniformierte Fahrer wartete ungeduldig. Doch gerade als Professor Sander endlich auf dem Beifahrersitz Platz nehmen wollte, kam ein Offizier aus dem Labortrakt gestürmt. » Ein Anruf aus Atlanta«, rief er. » Es scheint dringend.«
    Anne nickte. » Fahr du, ich nehme das Gespräch entgegen«, sagte sie.
    Professor Sander schüttelte den Kopf. » Ich will wissen, was Joanna zu berichten hat. Ist vielleicht wichtig, wenn ich nach Brasilia fliege.«
    Gemeinsam folgten sie dem Offizier in den Labortrakt. In der Sicherheitszentrale nahmen sie das Gespräch entgegen.
    » Wir sind ein ganz schönes Stück vorangekommen«, berichtete Joanna. Das Telefon war auf Lautsprecher geschaltet.
    » Mittlerweile haben wir die Struktur des Virus weitestgehend entschlüsselt, es gibt einige Ansatzpunkte. Wir arbeiten rund um die Uhr. Unsere Molekularbiologen sind auf einen RT -Inhibitor gestoßen, der sich in den ersten Testreihen als sehr wirksam

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