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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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eingerostet.«
    » Dann wachen Sie endlich auf und kommen Sie mit, wir werden denen mal tüchtig einheizen.«
    Gene nickte, als der Cabo aufsprang und über die Planke an Land hastete. Er atmete tief ein, bevor er ihm folgte.

47
    Microbiological and Biomedical Laboratories, CDC , Atlanta
    Professor Joanna Kim sank müde auf die Matratze des Feldbettes nieder, das im Nebenraum ihres Büros stand. Die ganze Nacht hindurch hatte sie wieder im Labor zugebracht. Mittlerweile war das Team aus Wissenschaftlern, medizinischen Laborassistenten und Fachpersonal auf sechzig Mitarbeiter erhöht worden, die im Zweischichtbetrieb jeweils zwölf Stunden arbeiteten. Gegen Morgen war sie noch einmal mit Doktor Hill zusammengetroffen. Die Testreihen mit dem Medikament Euralvirin verliefen derzeit äußerst vielversprechend. Das Medikament verhinderte zwar nicht das Eindringen des Virus in die Körperzellen, jedoch hinderte es das Virus daran, seinen RNA -Code in DNA umzuwandeln und sich in die Erbinformationen der Zelle einzulagern. Eine Infizierung neuer, gesunder Zellen konnte damit ausgeschlossen werden.
    Es ließ sich aber nicht vermeiden, dass bereits mit dem Jatapu-Virus infizierte Prozellen weiterhin für eine Verbreitung des Virus sorgten. Bei Infizierten, die das Virus bereits in sich trugen, ließ sich der Krankheitsverlauf durch das Euralvirin nicht mehr aufhalten.
    Eine weitere Option war der Einsatz des Integrations-Inhibitors Elvitegravir, ein Medikament, das sich noch in der klinischen Erforschungsphase befand, aber ebenfalls vielversprechende Resultate erzielte. Durch den Einsatz dieses Stoffes gelang es, die Aktivität der infizierten Zellen weitestgehend einzuschränken. Als Folge davon konnten keine Virusproteine gebildet werden. Doch alle diese Präparate waren nicht geeignet, den bereits schwer erkrankten Patienten in Urucará zu helfen. Hatte das Virus erst einmal eine Vielzahl von Zellen befallen und sich im Körper ausgebreitet, dann war der schwere Verlauf der Erkrankung, der letztlich zum Tod führte, nicht mehr aufzuhalten. Die einzige Möglichkeit, diesen Patienten zu helfen, war es, die bereits infizierten Zellen zu inaktivieren und abzutöten. Das aus dem Blut der Überlebenden gewonnene Hyperimmunserum zeigte hierbei zwar einige Ansatzpunkte, doch bislang wollte sich noch kein durchschlagender Erfolg einstellen. Erst wenn es gelänge, die genaue Wirkungsweise zu entschlüsseln und den Wirkungsfaktor entsprechend zu potenzieren, gäbe es Hoffnung für die Leidenden im Acampamento dos infectados.
    Kopfzerbrechen bereiteten Joanna Kim die Untersuchungsergebnisse der beiden Überlebenden. Sowohl die Krankenschwester aus Brasilien als auch der Patient in einem belgischen Krankenhaus hatten in ihrer Kindheit an einer schweren Blutkrankheit gelitten und waren entsprechend behandelt worden. Bei drei weiteren Überlebenden der Infektion waren ebenfalls Bluterkrankungen im Vorfeld dokumentiert. So hatte ein infizierter Patient aus Belém, der am Flughafen in ein Taxi gestiegen war, unter einer akuten renalen Anämie gelitten. Von den beiden anderen Überlebenden lagen keine diesbezüglichen Informationen vor, wobei das nichts besagte, da es sich um eingeborene Flussbewohner des Rio Jatapu handelte, die nach ihrer Infektion mit dem Jatapu-Virus wohl zum ersten Mal ein Krankenhaus von innen gesehen hatten. Lag der Schlüssel zu einem wirksamen Medikament in dieser Erkrankung? Welche Rolle spielten die Erythrozyten bei der Ausbreitung des Virus im Körper? Bislang war es noch nicht gelungen, das Rätsel zu entschlüsseln, auch wenn mit Hochdruck daran gearbeitet wurde.
    Joanna Kim kam nur schwer in den Schlaf. Zu viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf, zu viele Fragen waren noch unbeantwortet, und der Wettlauf gegen die Zeit schien verloren. Nur noch ein Viertel der Erkrankten im Camp waren am Leben. Doch das Virus konnte jederzeit wieder auftreten. Diesmal hatte die frühzeitige Abriegelung des Gebietes um den Rio Jatapu eine Ausbreitung der Infektion über die ganze Welt verhindert. Nur in den USA , Belgien und im brasilianischen Belém war es außerhalb des Cordon sanitaire zu Erkrankungen gekommen. Und die dortigen Krankenhäuser hatten entsprechend der Richtlinien zum Schutz gegen unbekannte Infektionskrankheiten gehandelt und alle Personen unter Quarantäne gestellt. Damit war die Ausbreitung der Krankheit gestoppt worden. Doch was wäre geschehen, wenn man nicht so umsichtig gehandelt und die Richtlinien

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