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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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außer Acht gelassen hätte? Und wäre es möglich, dass das Virus bei erneutem Auftauchen in drei Monaten oder in drei Jahren bessere Voraussetzungen zur Verbreitung finden würde? Joanna Kim war klar, dass ihre Forschungsarbeiten einfach vom Erfolg gekrönt sein mussten, denn das Virus war noch immer im Dschungel von Brasilien vorhanden und vielleicht nicht nur dort, sondern auch in anderen Gebieten und Landstrichen Südamerikas. Die Welt war kleiner geworden, immer mehr Menschen entdeckten die entlegenen Gebiete der Erde, um sich dort zu erholen oder um sie wirtschaftlich zu nutzen und auszubeuten. Deshalb konnten sich Viren wie Jatapu, Ebola oder Marburg bald weltweit ausbreiten.
    Joanna Kim spürte den ungeheuren Druck, der auf ihren Schultern lastete. Trotz ihrer Müdigkeit raubte er ihr den Schlaf. Sie musste sich zwingen, einfach liegen zu bleiben und sich auszuruhen, auch wenn sie am liebsten wieder zurück in das Labor gegangen wäre. Es dauerte beinahe eine halbe Stunde, bis sie endlich in einen unruhigen Schlaf verfiel, aus dem sie viel zu früh wieder erwachte.
    Geheimes Flugfeld am Rio Jatapu, Amazonasgebiet
    Sie hatten das freie Feld umgangen und sich in der ersten Schwüle des Morgens nach Norden gewandt,wo nach dem Bericht von Lila und Luisa vier große Hütten standen, die den Verbrechern als Unterkunft dienten. Aus dieser Richtung waren die Salven aus automatischen Gewehren an ihr Ohr gedrungen. Doch jetzt war wieder Ruhe eingekehrt. Sie hasteten durch das Gehölz und näherten sich dem Lager.
    » Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zwischen die Fronten geraten«, flüsterte Gene.
    » Wir bleiben in ihrem Rücken«, antwortete der Cabo und blieb plötzlich stehen. Er zeigte in Richtung des Lagers und bedeutete Gene, sich auf den Boden zu legen. Mit ausgestrecktem Zeigefinger wies er in südliche Richtung. Gene folgte dem Fingerzeig. Auf einem hohen Baum, knapp einhundert Meter entfernt, hatten die Kerle unterhalb der Krone eine Art Unterstand gebaut, auf dem ein Mann saß und mit seinem Gewehr auf die Lichtung zielte.
    » Das ist der Scharfschütze«, sagte der Cabo und legte seine M 16 an. » Er kann von dort oben den ganzen südlichen Bereich der Lichtung bis zum Tanklager kontrollieren.«
    » Können Sie ihn ausschalten?«
    Der Cabo schüttelte den Kopf. » Zu weit entfernt, ich muss näher ran. Sichern Sie, ich werde mich vorarbeiten, um besser treffen zu können.«
    Gene reckte den Daumen in die Höhe und nahm sein Gewehr in Anschlag. Unterdessen verschwand der Cabo in einer kleinen Kuhle. Gene spähte durch das Gestrüpp in Richtung der Hütten, von denen er nur ahnen konnte, wo sie sich befanden, denn bislang war aus seiner Position noch nichts zu erkennen. Plötzlich brandete eine Gewehrsalve auf und zerriss die Morgenstille. Vögel flogen auf und hektische Stimmen von Brüllaffen drangen lauthals durch den Wald. Dann fiel ein einzelner Schuss. Der trockene und scharfe Widerhall stammte nicht aus einem Sturmgewehr. Gene blickte den Baum hinauf, wo sich der Scharfschütze in einer geschätzten Höhe von knapp dreißig Metern verschanzt hatte. Der Kerl dort oben konnte alles unter Feuer nehmen, was sich auf der Lichtung bewegte, und das Vorrücken von Tenente Farraz und seinen Männern verhindern. Sofern es sich bei der Gruppe am gegenüberliegenden Ende der Lichtung überhaupt um Farraz handelte. Aber der Cabo hatte Recht, wer sollte es sonst sein? Gene senkte den Blick und sah, wie sich dieser hinter den Wurzeln einiger gefällter Bäume in Deckung brachte und das Gewehr auf den Scharfschützen anlegte, der ihnen noch immer den Rücken zuwandte und auf die Lichtung spähte. Der Cabo würde sehr sorgfältig zielen müssen, denn wenn er verfehlte, würde er vermutlich keine zweite Chance erhalten. Der Scharfschütze hoch oben unter dem Baumwipfel hatte alle Vorteile auf seiner Seite.
    Der Cabo ließ sich Zeit und zielte sorgfältig. Stimmengewirr drang aus südwestlicher Richtung zu Gene herüber. Der Cabo musste es wohl ebenfalls hören, dennoch ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. Die Sekunden verstrichen, und auf Gene wirkte es wie eine halbe Ewigkeit. Dann brach der Schuss aus dem M 16 -Gewehr. Gene starrte auf den Baumwipfel. Der Schuss war längst verhallt, als sich der Mann auf dem Baum aufrichtete. Einen Augenblick lang schien es, dass er das Gewehr in Genes Richtung anlegte, doch dann kippte er nach vorne über, verlor das Gleichgewicht und rutschte von seinem Bretterverschlag

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