Mutiert
Beamten, wie einfach es war, Dinge aus den Staaten hinaus oder auch hinein zu schmuggeln, wenn man nur die entsprechenden Verbindungen besaß.
» Hatten Sie jemals mit Hastings Kontakt?«, fragte Crawford, als Vanteens Erzählung ins Stocken geriet.
» Er hat sich aus den Dingen herausgehalten. Ich bin ihm nur einmal begegnet. Miller kannte ihn. Ich glaube, ich sollte auch gar nicht wissen, wer hinter der Organisation steckte. Heute weiß ich, dass es wohl sogar besser für mich war, dass er mich damals nicht bemerkt hat. Ich glaube, sonst wäre ich längst schon tot, so wie Miller.«
» Wer hat das Geschäft mit Ihnen abgewickelt?«
» Tate hieß der Mann, er stammte aus Louisiana. Er war mein Kontaktmann.«
» Und wie kam es dann, dass Sie mit Hastings zusammengetroffen sind?«, fragte Crawford.
Vanteen wischte sich den Schweiß von der Stirn. » Es war vor etwa zwei Monaten. Wir verloren ein Flugzeug. Es ist einfach verschwunden und bis heute nicht mehr aufgetaucht. Es gab Ärger deswegen. Offenbar war der Auftraggeber des Fluges sehr am Verbleib der Maschine interessiert.«
Crawford stutzte. » Der Auftraggeber, wie meinen Sie das?«
» Ich habe mich nie darum gekümmert, was in den Maschinen transportiert wurde, aber soviel ich weiß, nahmen einige Leute Hastings’ Dienste in Anspruch, um Dinge über die Grenze zu bringen.«
» Waffen?«
Vanteen zuckte mit der Schulter.
Ryan räusperte sich. » War es die Maschine der Red Wing Air, und hieß der Pilot Tarston?«
Vanteen zögerte kurz, schließlich nickte er. » Ja, er war auf dem Weg in Richtung Südamerika.«
» Was wissen Sie über den Flug?«
» Ich weiß nur, dass die Maschine verschollen ist. Später tauchte ein Typ hier auf, der Fragen stellte. Es muss eine sehr wertvolle Fracht gewesen sein, aber Miller hat die Sache abgewickelt, ich weiß nicht, um was es ging. Der Typ, ein ekelhafter, feister Kerl, war ganz schön angefressen. Er meinte, dass Tarston sich abgesetzt hätte, weil ihm das Wasser bis zum Hals stand und Miller wüsste, wo er sich aufhält.«
» Hieß dieser Mann zufällig Tanner?«, fragte Ryan erwartungsvoll.
Vanteen zuckte wieder mit der Schulter. » Ich habe keinen blassen Schimmer. Miller hat mir den Typ einmal gezeigt, als er um den Flughafen schlich, aber seinen Namen habe ich nicht erfahren. Ein paar Tage später war Miller tot.«
» Für wann ist der nächste Flug geplant?«, fragte Crawford, nachdem sich Ryan im Stuhl wieder zurücklehnte.
» Ich habe keine Ahnung, aber morgen müsste eine Maschine der East-West Freightline hier landen, die aus Brasilien zurückkehrt. Offiziell wird sie aus Corpus Christi hier eintreffen.«
» Eine Stratofreighter, richtig?«
Vanteen machte große Augen. » Woher wissen Sie?«
» Die Maschine wird leider nicht mehr hier landen, sie sitzt in Brasilien fest«, entgegnete Crawford.
Vanteen blickte betreten zu Boden.
» Und Sie können Hastings eindeutig als den Boss im Hintergrund identifizieren?«
Vanteen nickte. » Er ist der Boss, so viel ist sicher.«
Crawford blickte auf seine Armbanduhr. » Es ist kurz vor zwölf, ich denke, wir haben vorerst genug gehört«, beendete er die Befragung und schaltete das Mikro ab.
56
Lago Maracarana, Amazonasgebiet
Die Maschine lag in einem mit Schilf bewachsenen Sumpfgebiet, das nur über das seichte Wasser zu erreichen war. Der Rumpf war in der Mitte auseinandergebrochen, die Flügel bei der Notlandung abgerissen worden, und eine Schneise zog sich durch den nahen Wald. Bäume waren entwurzelt, und die verbogenen Propeller ragten über die Schilfhalme hinaus. Das brackige Wasser schimmerte in allen Regenbogenfarben im Sonnenlicht. Es roch nach Kerosin.
Der Cabo hatte das Patrouillenboot nahe an den Rumpf herangelenkt. Die Seitentür war geöffnet, darunter prangte die Zulassungsnummer der amerikanischen Luftverkehrsgesellschaft.
Red Wing Air, stand in großen roten Buchstaben auf dem Rumpf, zwei rote Flügel, das Logo der Fluggesellschaft, waren daneben angebracht.
» Wegen dieses Flugzeugs bin ich hier«, sagte Gene.
» Es geht niemand an Bord, der keinen Schutzanzug trägt«, entschied Luisa Behringer. » Wenn die Medipacks von diesem Flugzeug stammen, dann kann sich das Virus noch immer dort befinden.«
» Sterben Viren nicht an der Luft ab, wenn sie keinen Organismus finden?«, fragte der Cabo.
» Viren können Jahre wie im Tiefschlaf verbringen, bis sie auf ein geeignetes Wirtstier oder einen Menschen treffen«, erklärte
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