Mutiert
des Weges, und dieser Engel, das waren Sie. Unsere ganze Republik steht in Ihrer Schuld.«
» Alles steht und fällt mit den ersten Maßnahmen, die vor Ort getroffen werden«, entgegnete Professor Sander. » Hätte Ihre Regierung nicht so schnell reagiert und die Region zum Sperrgebiet erklärt, hätte sich das Virus über die ganze Welt verbreiten können. In solchen Fällen ist es überaus wichtig, schnell und auch richtig zu handeln.«
» Diese Ehre gebührt nicht mir«, entgegnete der Coronel. » Der Ärztin Lila Faro, Corporal Silveira Jesus von der Militärpolizei und Pater Innocento ist es zu verdanken, dass die verbrecherischen Machenschaften einiger hochrangiger Beamter nicht in einem Desaster endeten. Sie können sich sicher sein, dass die Verantwortlichen mit aller Härte des Gesetzes betraft werden.«
Es klopfte an der Tür zur Messe. Coronel Santoro wandte sich um. » Herein!«, rief er mit befehlsgewohnter Stimme.
Doktor Madson betrat den Raum und grüßte freundlich.
» Ah, Doktor Madson«, begrüßte der Coronel den Virologen der USAMRIID . » Gibt es Neuigkeiten? Wissen Sie, woher das Virus stammen könnte?«
Doktor Madson nickte Professor Sander und Doktor Braga zu. » Uns ist es tatsächlich gelungen, das Labor ausfindig zu machen, von dem der Balkencode stammt, aber es wurden einige Kombinationen des Codes beschädigt, so dass der Inhalt nicht identifiziert werden konnte. Ich habe bereits die Daten an Mister Rosburn übermittelt.«
» Um welches Labor handelt es sich denn?«, fragte Professor Sander.
» Es ist ein histologisches Labor in Phoenix, Arizona, das intensiv mit diversen Firmen aus dem Pharmabereich zusammenarbeitet. In erster Linie macht das Labor Blut- und Gewebeanalysen. Ich denke, Mister Rosburn wird das Laboratorium überprüfen lassen. Wir konnten zwar nicht den Inhalt rekonstruieren, der aus dem Code hervorgehen müsste. Aber ein Großteil der Chargennummer ist uns bekannt, so dass ich zuversichtlich bin, dass man herausfindet, wem der Medipack tatsächlich zugeordnet werden kann.«
Professor Sander nickte. » Vielleicht kann uns Professor Kim von der CDC weiterhelfen. Ich werde versuchen, sie zu erreichen.«
Doktor Madson lächelte. » Das war auch mein Gedanke«, erklärte er. » Ich habe es bereits versucht, aber sie hat sich ein paar Tage frei genommen. Ich habe mit einer ihrer Assistentinnen gesprochen. Offenbar ist sie nach Boulder geflogen, um da einer Sache nachzugehen. Aber mehr konnte mir die Assistentin auch nicht sagen.«
» Ich werde es trotzdem noch einmal versuchen«, entgegnete Professor Sander. » Ich habe ihre private Handynummer, vielleicht erreiche ich sie ja.«
I-Pharmacia, Pocone, Bundesstaat Mato Grosso
Vier Stunden lang hatte die Durchsuchung auf dem Firmengelände der I-Pharmacia in Pocone gedauert, doch weder der Geländewagen noch ein Hinweis auf Anjo waren aufgetaucht. Beatriz Jiano, die Geschäftsführerin, hatte sich sehr kooperativ verhalten und ein ausführliches Gespräch mit Zagallo geführt, in dem sie erklärte, dass der Gesundheitsschutz der Bevölkerung in dem großen Land auf dem südamerikanischen Kontinent noch immer in den Kinderschuhen stecke und ihre Firma einen riesigen Anteil an der Verbesserung des Gesundheitswesens trage, indem sie mehrere karikative Projekte unterstütze. Auch habe I-Pharmacia Lizenzen für mehrere hilfreiche Medikamente auf dem Weltmarkt erworben, die nun im eigenen Land weitaus kostengünstiger produziert werden könnten und damit auch für die ärmeren Einwohner Brasiliens erschwinglich wären. Capitão Zagallo hatte der Frau aufmerksam zugehört, doch irgendwie waren ihm Zweifel an der Richtigkeit dieser Angaben gekommen, denn ein Unternehmen wie die I-Pharmacia hatte bestimmt nichts zu verschenken, so wie es Beatriz Jiano offensichtlich darzustellen versuchte. Als er sich nach der Durchsuchung zu seinem Kollegen Falcáo in den Wagen setzte, war er froh, der Frau endlich entkommen zu sein. Denn hätte sie nur noch ein klein wenig weiter über ihre menschlichen und segensreichen Ziele gesprochen, dann hätte er am Ende aus lauter Mitgefühl noch die Hälfte seines Gehalts gespendet. Zagallo war zermürbt von all dieser Scheinheiligkeit.
» Es ist meine Schuld«, seufzte Falcáo. » Wir haben nichts in der Hand, und der Kerl ist wie vom Erdboden verschwunden.«
Der Kollege von der Kriminalpolizei aus Pocone pflichtete Falcáo bei. » Es war ein Irrtum, ich glaube, Senhora Jiano sagt die Wahrheit.
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