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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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des Flusses«, entgegnete der Unteroffizier. » Wir haben versucht, mit einem Patrouillenboot der Militärpolizei Kontakt aufzunehmen, aber bislang erfolglos.«
    Dumas runzelte die Stirn.
    » Wir sollten einen Erkundungstrupp losschicken«, empfahl der Unteroffizier. » Hubschrauber. Wir benötigen schnellstens Erkenntnisse aus den betroffenen Gebieten.«
    » Vielleicht hat sich die Lage dort längst wieder stabilisiert«, wiegelte Dumas ab und griff nach den Meldeprotokollen, die der Unteroffizier in seinen Händen hielt. Er überflog die Zeilen.
    » Die älteste Nachricht ist gerade mal vier Tage alt. Wir sollten die Pferde nicht scheu machen. Der Landstrich dort ist dünn besiedelt, und bei der vorherrschenden Wetterlage sind Störungen im Funkverkehr nichts Außergewöhnliches. Ich denke, wir warten noch ab. Wenn wir in drei Tagen nichts aus dem Gebiet hören, dann werden wir einen Helikopter nach Brás schicken. Sie wissen selbst, dass unsere Einheiten alle am Balbina-See im Einsatz sind. Dort ist die Lage noch immer nicht unter Kontrolle.«
    Der Unteroffizier nickte.
    » Ist sonst noch etwas?«
    Einen kurzen Moment überlegte der Unteroffizier, schließlich schüttelte er den Kopf, griff nach den Meldungen und verließ das Büro.
    Dumas widmete sich wieder den Fotografien vom Balbina-Stausee.
    Brás am Rio Jatapu, Amazonasgebiet
    Gegen Mittag steuerte das lädierte Patrouillenboot die kleine Stadt am Oberlauf des Rio Jatapu an. Nachdem das qualmende und lärmende Boot die letzte große Flusswindung durchfahren hatte, tauchten am linken Flussufer die ersten Anzeichen der Zivilisation auf. Die Bäume wichen vom Ufer zurück und machten einer breiten Graslandschaft Platz, die sich entlang des Flusslaufs erstreckte, bis sie durch die ersten Gebäude und gerodete Flächen verdrängt wurde. Ein einzelner Anleger ragte in den Fluss hinaus, an dem kleine Fischerboote vertäut waren. Der Cabo stand an der Reling und schaute über das Wasser. Keine Menschenseele war zu sehen. Der Kommandant steuerte das Boot auf einen der Anleger zu, schließlich nahm er das Gas weg und das Boot glitt langsam dem Ufer entgegen. Chicko stand bereit und wartete geduldig, bis er das Tau um einen der hölzernen Poller legen konnte. Er brauchte einen einzigen Wurf dafür. Dann stemmte er sich zusammen mit Gustavo, dem weiteren Besatzungsmitglied, gegen den Vortrieb und stoppte sanft das Boot.
    Pedro, der erkrankte Soldat, lag noch immer mit Fieberkrämpfen auf seiner Liege. Der Cabo hatte für ihn getan, was er tun konnte, doch sein Zustand verschlechterte sich rapide. Der Cabo nahm seine qualmende Pfeife aus dem Mund und fuhr sich über die dunklen Haare.
    » Wie ausgestorben«, murmelte er.
    » Was sagst du?«, fragte der Kommandant.
    » Wo sind die spielenden Kinder, wo die Fischer? Es ist mitten am Tag, und niemand läuft über die Straßen. Noch nicht einmal ein räudiger Straßenköter.«
    Der Kommandant verließ das Ruder und gesellte sich an die Seite seines Unteroffiziers. Mit skeptischem Blick musterte er die Umgebung.
    Baufällig anmutende Hallen aus verrostetem Wellblech standen am Ufer, im Hintergrund führte eine staubige Straße in das kleine Dorf. Kleine Häuser mit bröckelndem Putz und schmutzig roten Ziegeln, teils mit Pflanzen überwuchert, säumten den Weg. Nirgendwo eine Bewegung. »Es ist Mittag, es liegt wohl an der Hitze«, antwortete der Kommandant.
    Nachdem das Boot ordentlich vertäut war, ging er von Bord. » Chicko, Sie bleiben mit Gustavo hier und bewachen das Boot, kümmern Sie sich um Pedro, wenn er aufwacht.«
    » Aber Vorsicht!«, rief der Cabo. » Denken Sie daran, bei jedem Hautkontakt kann die Krankheit übertragen werden.«
    Der Kommandant griff nach seinem Gewehr. » Komm, wir gehen. Niemand nähert sich dem Boot, ist das klar!«
    Chicko salutierte.
    Die Straße in den Ort führte über eine kleine Anhöhe. Steinhäuser standen rechts und links des Weges, die Fensterläden und die Türen waren geschlossen. Die Häuser schienen unbewohnt. Bedächtig schritten die beiden Militärpolizisten voran. An einer Wegegabelung wandten sie sich nach Osten. Eine Lagerhalle, gefüllt mit Baumstämmen, lag an der Straße. An einem großen Radlader hingen zwei Stämme und schaukelten im sanften Wind. Ein Zaun versperrte ihnen die Sicht auf das benachbarte Gebäude.
    » Wirklich wie ausgestorben«, flüsterte der Kommandant. » Hier stimmt etwas nicht.«
    » Keine Arbeiter, keine Kinder, keine Tiere, nichts, das auf

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