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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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ähnlich wie São Sebastião. Beinahe fünftausend Menschen wohnten hier. Sie lebten von Ackerbau, vom Fischen, von der Holzwirtschaft und der Kautschukernte. Auch wenn der Kautschukboom längst vorbei war und mittlerweile billigere Produktionsstätten Brasilien den Rang abgelaufen hatten, so gab es immer noch einen kleinen Markt für das Blut der brasilianischen Bäume. Doch auch in Brás hatten die kargen Böden und der stete Kampf ums Überleben dafür gesorgt, dass immer mehr Menschen abwanderten und in die großen Städte an den Küsten zogen. Wenngleich die meisten dort in den Favelas endeten, so warfen die großen Städte doch immer noch mehr ab als der Urwald freiwillig zu geben bereit war.
    » Wie geht es Pedro?«, rief der Kommandant dem Cabo zu.
    Der nahm seinen Mundschutz ab. » Ich hoffe, ich bekomme das Fieber in den Griff.«
    » Dieser Urwald ist die Hölle«, antwortete der Kommandant. » Ich bete, dass wir möglichst bald die Stadt erreichen und endlich Hilfe holen können. Das Boot wird uns nicht mehr zurückbringen, da bin ich mir sicher. Wir können froh sein, wenn wir damit überhaupt in Brás ankommen.«
    Der Cabo senkte seinen Blick. » Ich befürchte, Pedro ist ernsthaft erkrankt. Ich denke sogar, er hat die gleiche Krankheit wie die Frau, die wir fanden. Er hat sie zusammen mit Chicko an Bord geholt.«
    Der Kommandant runzelte die Stirn. » Was ist das für eine heimtückische Krankheit?«
    » Wenn ich das nur wüsste, nicht einmal die Ärzte in der Krankenstation wussten Bescheid. Wir müssen vorsichtig sein. Niemand sollte zu ihm. Wenn es Bakterien oder Viren sind, dann genügt es schon, wenn man in seiner Nähe ist, um angesteckt zu werden.«
    » Wir sind auf einem kleinen Boot«, antwortete der Kommandant. » Wir können uns auf Dauer nicht aus dem Wege gehen. Außerdem müsste doch auch Chicko krank werden, wenn es so ist, wie du denkst.«
    Der Cabo streifte sich seine Handschuhe ab. » Jeder Mensch ist anders. Jeder Mensch hat ein eigenes Immunsystem. Wenn jemand durch eine bakterielle Infektion befallen wird, dann ist es noch lange nicht gesagt, dass die Krankheit bei ihm ausbricht. Es kommt darauf an, ob das Abwehrsystem des Körpers stark genug ist, die Infektion abzuwehren.«
    » Im kleinen Dorf hat es aber offenbar viele Bewohner erwischt«, gab der Kommandant zu bedenken.
    » Genau das macht mir große Sorgen.«

10
    Amt für Zivilschutz in Manaus, Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas
    Antonio Dumas, der Leiter des Amtes für Zivilschutz, das dem Militär angehörte, brütete über der Landkarte. Eingehend betrachtete er die Fotos, die von der Katastrophe am Balbina-Stausee vorlagen. Nach heftigen Regenfällen vor zwei Wochen hatte es mehrere Erdrutsche in diesem Bereich gegeben, so dass Teile der Stromversorgung lahmgelegt wurden. Die Auswirkungen waren auch in Manaus zu spüren, wo in einigen Stadtteilen das Stromnetz noch immer unterbrochen blieb. Mehrere Bautrupps versuchten mit Hochdruck, die Leitungen zu reparieren, sogar das Militär war mit schwerem Gerät und Helikoptern im Einsatz, um die Lage unter Kontrolle zu bringen.
    Als es an der Tür klopfte, blickte Dumas vom Schreibtisch auf und brüllte ein genervtes » Herein!«.
    Der Unteroffizier machte eine besorgte Miene, als er das Büro des kommandierenden Offiziers für Zivilschutz betrat.
    » Was ist nun schon wieder?«, fuhr Dumas den Unteroffizier an.
    » Wir haben schlechte Nachrichten aus der Region um den Rio Jatapu«, erklärte der Unteroffizier. » Es mehren sich die Meldungen über eine seltsame Krankheit, die sich dort ausbreitet. Es sollen schon mehrere Menschen befallen worden sein. Es ist eine Art Fieber, das schließlich mit dem Tode endet.«
    » Woher habt ihr diese Nachrichten?«, fragte Dumas und schnippte die Asche seiner Zigarre in den Aschenbecher.
    Der Unteroffizier präsentierte mehrere Meldungen. » Ärzte, Missionare, sogar der Bürgermeister von Brás haben uns über Funk eine Meldung geschickt. Die Mediziner sind ratlos. Es gibt bereits mehrere Tote.«
    Dumas räusperte sich und drückte seine Zigarre im Aschenbecher aus. Er erhob sich und ging zum Fenster. Nachdenklich blickte er hinaus auf die Avenida Codajás, auf der sich die wenigen Bäume im Wind wiegten.
    » Ist es wirklich so schlimm?«
    » Das können wir nicht sagen, der Kontakt ist abgebrochen«, erklärte der Unteroffizier.
    » Was heißt das, der Kontakt ist abgebrochen?«
    » Wir haben keine Verbindungen zu den Orten am Oberlauf

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