Mutiert
BSL - 4 -Labor und ausreichend Personal zur Verfügung gestellt. Sie werden nach Manaus fliegen und von dort aus mit einer Militärmaschine nach Urucará gebracht. Das Regionalbüro in Washington ist informiert.«
» Und wen geben Sie mir mit?«
» Pinto ist natürlich gesetzt, er spricht portugiesisch. Ich dachte noch an Clairemont, aber der ist leider verhindert. Hat sich den Arm gebrochen, beim Radfahren, der Arme. Da bleibt nur noch Behringer.«
Professor Sander nickte. » Okay, und wie ist die derzeitige Lage?«
Der Direktor warf einen Aktenordner auf den Tisch. » Dort drinnen steht alles, was wir bislang wissen. Die brasilianische Regierung hat den Notstand ausgerufen und das Militär in die Region entsandt. Sie haben einen Cordon sanitaire um die betroffene Region errichtet. Wobei die Ausbreitung nach Norden so gut wie nicht möglich ist, denn dort ist nur noch dichter Urwald.«
» Der Übertragungsweg ist geklärt, der Indexfall bekannt?«
» Sagen wir so, es ist wie damals bei McCormick und Ebola«, antwortete der Direktor. » Den Berichten der Ärzte nach dürfte es sich um eine Blut- und Schmierinfektion handeln, aber bislang ist noch keine These verifiziert. Klar ist nur, dass die dort drüben allein nicht klarkommen und unsere Hilfe erbeten haben. Der Präsident persönlich hat unsere Behörde um Unterstützung ersucht.«
Professor Michael Sander nickte. » Kurzum, keiner weiß überhaupt etwas, wir müssen ganz von vorne beginnen.«
Der Direktor erhob sich, umrundete seinen Schreibtisch und legte Sander die Hand auf die Schulter.
» Das ist nun eben mal unser Job«, sagte er mit einem Lächeln.
18
Goulds in Miami, Florida
Goulds war ein heruntergekommenes Viertel im Südwesten Miamis. In der 117 th Street nahe des Dixie-Highways hatte sich vor allem die ärmere Bevölkerung Miamis niedergelassen. Die Straßen waren schmutzig und zwischen den oft baufälligen, kleinen weißen Häusern im Einheitsstil der frühen Achtziger standen allerlei freie Flächen zum Verkauf an, hatten aber trotz aller Wohnungsknappheit in der Stadt noch keine Käufer gefunden. Zu verrufen war diese Gegend, während sich auf der gegenüberliegenden Seite des Black-Creek-Kanals der gutsituierte Mittelstand niederließ und sich dort die Stadt immer weiter und gediegen ausdehnte.
Rick Tarston bewohnte ein kleines Haus an der 117 th Street, dessen gelbe Fassade bereits große dunkle Flecken aufwies. Das Schild eines Immobilienmaklers mit dem Hinweis, dass das Grundstück samt Haus zu kaufen sei, stand neben dem kleinen Zugangsweg, der zur Tür führte. In der Einfahrt parkte ein alter, rostiger Dodge, der teilweise ausgeschlachtet war. Dunkle Ölflecken bedeckten den geschotterten Boden.
Gene hatte sich die Adresse über einen Bekannten besorgt, der bei der Stadt arbeitete. Zwar hatte Rick Tarston nach seinen Ermittlungen meist in seinem Büro auf dem Flughafen genächtigt, dennoch gehörte ihm noch immer dieses Haus. Gene hoffte, dass er vielleicht hier einen Hinweis auf den Verbleib von Tarston finden konnte. Die Büroräume in Opa Locka waren zu gut gesichert, also hatte er beschlossen, hier in Goulds mit seinen Nachforschungen zu beginnen. Seinen Wagen hatte er vorsichtshalber auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals geparkt, da er ihn später wieder an einem Stück und wohlbehalten zurückhaben wollte. Zu Fuß hatte er sich dann bei einbrechender Dunkelheit über die kleine Brücke in das Viertel entlang des Dixie-Highways begeben. Im Schatten einer großen Esche wartete er, bis sich die wenigen Menschen in ihre Häuser zurückgezogen hatten.
Über die Hintertür drang er in das dunkle Gebäude ein. Die einfache Holztür bot kein Hindernis. Mit seinem Taschenmesser öffnete er das Schloss. Doch im Strahl der Taschenlampe musste er erkennen, dass wohl schon lange niemand mehr das Haus in der 117 th Street bewohnte. Die Küche war ein einziges Schlachtfeld. Die Schränke waren von der Wand gerissen und zertrümmert worden. Auch im Flur und in den anderen Zimmern lag Unrat.
Neben der Küche gab es noch zwei weitere Räume. In einem lagen Matratzen auf dem Boden, im anderen standen neben einem großen, altersschwachen Schrank noch ein Sessel und ein Tisch. Sogar einen alten, verstaubten Fernseher gab es hier. Gene widmete sich zuerst der Küche. Er trug Handschuhe. In den Trümmern suchte er nach Hinweisen: Briefe, Schriftstücke oder Notizzettel. Doch er fand nichts, was einen Aufschluss darüber gab, wo sich
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