Mutiert
könnten in Streit geraten sein«, überlegte Falcáo. » Kann man die Leichen identifizieren?«
Zagallo schüttelte den Kopf. » Sie wurden verbrannt, es sind nur noch Leichenteile übrig.«
» Dann wissen wir zumindest sicher, dass die beiden die Leichen in unserer Stadt abgelegt haben.«
» Das wissen wir jetzt, aber den Grund dafür kennen wir immer noch nicht«, knurrte Zagallo.
São Sebastião do Uatumã, Amazonasgebiet
In der Stadt wimmelte es mittlerweile von bewaffneten Militärstreifen. In Zweiergruppen, mit Mundschutz ausgestattet, patrouillierten sie in den Straßen. Die Menschen hatten sich wie befohlen in ihre Häuser zurückgezogen. Die Gassen und Plätze waren menschenleer. In der inmitten des Ortes gelegenen Stadtverwaltung hatten die Militärs ihr Hauptquartier eingerichtet.
Gemeinsam mit Lila und Pater Innocento inspizierte der leitende Militärarzt das Krankenhaus. Als er das Behandlungszimmer betrat und dort auf den Cabo stieß, wollte er ihn sofort zum kommandierenden Offizier ins Hauptquartier beordern.
» Ich brauche ihn hier«, protestierte Lila und versperrte die Tür.
Der Cabo berichtete dem Militärarzt, was ihm und seiner Crew auf der Patrouillenfahrt widerfahren war.
» Dann wissen Sie unter Umständen, von wo aus sich die Infektion ausgebreitet hat«, antwortete der Arzt. » Ich brauche bis heute Abend schriftlich Ihren Bericht. Und geben Sie die genaue Position dieses Camps an. Wir kümmern uns um das Weitere.«
Der Cabo nickte. » Ich nehme an, alles begann in der kleinen Siedlung am Flusslauf des Rio Jatapu.«
» Bleiben Sie meinetwegen hier, aber halten Sie sich zu meiner Verfügung«, befahl der Militärarzt.
Als sie auf ihrem weiteren Rundgang durch das Krankenhaus auf den betrunkenen Chefarzt Doktor Williamson stießen, ließ ihn der Militärarzt kurzerhand festnehmen.
» Sorgen Sie dafür, dass er bald wieder nüchtern ist«, sagte er zu den beiden Soldaten, die den lauthals protestierenden Chefarzt hinausführten.
In der Zwischenzeit hatten drei große Amazonas-Passagierschiffe mit ihren typischen hohen Aufbauten im Hafen festgemacht. Zwei Patrouillenboote begleiteten die Passagierdampfer und sicherten das Gebiet. Niemand durfte die Stadt ohne Genehmigung verlassen. Die Einsatzkräfte hatten Befehl, bei Zuwiderhandlungen Warnschüsse abzugeben und anschließend, sollten sich die Flüchtigen nicht stoppen lassen, gezielt von der Waffe Gebrauch zu machen. Dies galt auch für die Bodentruppen, die in den größeren Orten stationiert wurden. Sollte es zu weiteren Erkrankungen unter der Bevölkerung kommen, so sollten sich die Betroffenen im Krankenhaus einfinden.
» Wir werden rund um die Uhr einen Fährbetrieb einrichten, der die Infizierten in das Zentrallager nach Urucará bringt«, versprach der Militärarzt. Die ersten Kranken waren bereits durch Soldaten mit Schutzkleidung auf die Passagierdampfer gebracht worden. Die Verstorbenen wurden vor dem Ort auf großen Scheiterhaufen verbrannt.
Lila und der Cabo und alle anderen Helfer in der kleinen Krankenstation von São Sebastião do Uatumã hatten alle Hände voll zu tun.
» Wohin werden wir gebracht?«, fragte einer der Erkrankten, bei dem sich die Infektion noch im Anfangsstadium befand.
Lila fuhr ihm mit einem nassen Schwamm über die Stirn. » Nach Urucará«, antwortete sie. » Da wird man euch besser helfen können als hier.«
Der Mann stöhnte. » Sie bringen uns auf einen Friedhof.«
Lila schüttelte vehement den Kopf. » In Urucará gibt es mehr Ärzte, Spezialisten, glauben Sie mir, da wird man Ihnen helfen.«
Der Mann nickte stumm und wandte sich ab.
Nachdem Lila die Krankenstation verlassen und ihre Schutzkleidung abgelegt hatte, zog sie sich in das kleine Arztzimmer am Ende des Ganges zurück. Sie weinte und bemerkte überhaupt nicht, wie der Cabo eintrat. Er ging auf sie zu und legte ihr die Hand auf die Schulter. Erschrocken blickte sie auf und wischte sich die Tränen von den Wangen, die bereits eine glänzende Spur hinterlassen hatten.
» Wir tun, was in unseren Kräften steht«, sagte der Cabo leise.
Lila seufzte. » Wir verlieren diesen Kampf. Wir belügen die Sterbenden. Ein Mann hat gerade zu mir gesagt, dass wir ihn auf den Friedhof bringen. Und er hat Recht. Cemitério, das ist der Name des Camps vor den Toren von Urucará.«
» Hier hat niemand eine Chance«, antwortete der Cabo.
» Haben wir überhaupt eine Chance?«
Es klopfte an der Tür. » Ja«, rief Lila.
Pater Innocento
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