Mutiert
auch kein schlechter Beruf«, ulkte Gene.
» Das sehe ich an dir«, entgegnete Ryan. » Wo bist du jetzt?«
» Ich sagte doch schon, ich telefoniere von einer Telefonzelle in Goulds mit dir. Aber ich werde mich erst einmal absetzen. Cavallino wird für mich keinen Finger rühren, wenn ich erst mal im Knast sitze. Im Gegenteil, er wird eher dafür sorgen, dass dem Richter keine andere Wahl bleibt, als mich zu verurteilen. Ich muss schon selbst sehen, wo ich bleibe. Da ist ’ne Sache am Laufen, die einfach eine Nummer zu groß für Cavallino ist.«
Ryan fuhr sich mit der Hand über das Kinn. Nachdenklich runzelte er die Stirn. » Okay, ich werde sehen, was ich für dich tun kann, aber ich garantiere für nichts. Ruf mich in vier Stunden bei mir zu Hause an und geh erst einmal in Deckung. Die Streifen suchen auch nach deinem Wagen.«
» Keine Angst«, entgegnete Gene. » Ich pass schon auf mich auf.«
Die Leitung knackte. Ryan legte den Hörer zurück und stand auf. Gene hatte Recht, wenn er nicht selbst für seine Entlastung sorgte, würde ihm niemand anderes aus dem Dezernat helfen. Und schließlich verdankte er Gene Mcfaddin sein Leben. Auch wenn Gene eine schlimme Zeit durchgemacht hatte und damals dem Alkohol verfallen war, so würde er ihm nie vergessen, dass er ihn beim Einsatz in Liberty vor einer Kugel im Rücken bewahrt hatte.
Institut für Molekularbiologie der Universität München, Deutschland
Doktor Luisa Behringer schaute angestrengt durch das Okular ihres Mikroskops. Schließlich richtete sie sich auf und schob die Petrischale mit den Bakterienkulturen auf ein Tablett, auf dem bereits vier weitere Petrischalen abgestellt und beschriftet worden waren.
» Sie wachsen und gedeihen«, sagte sie und betrachtete die rötliche, gallertartige Masse.
» Staphylococcus epidermidis«, antwortete die Kollegin. » Diese kleinen, hinterlistigen Biester.«
» Okay, dann machen wir unseren Bericht fertig«, entgegnete Luisa und streckte und dehnte sich. » Ich denke, eine ordentliche Grundreinigung und das Problem ist behoben.«
Luisa war Molekularbiologin und Epidemiologin am Molekularbiologischen Institut der Universität in München. Als Einzelkind geboren, wuchs sie in Würzburg auf. Ihr Vater war dort Laborarzt an der Missionsärztlichen Klinik, Fachbereich Tropenmedizin. Ihre Mutter war Krankenschwester und aus dem portugiesischen Porto nach Deutschland gekommen. In Heidelberg hatte Luisa die ersten Semester ihres Studiums hinter sich gebracht, bevor sie sich entschloss, in den Vereinigten Staaten ihr Wissen zu verfeinern, bevor sie nach Heidelberg zurückkehrte und dort das Studium abschloss. Ihre Doktorarbeit über die Generierung rekombinater Proteine fand große Beachtung in wissenschaftlichen Kreisen.
Durch ihren Vater war sie sehr früh an die Mikrobiologie, Bakteriologie und Virologie herangeführt worden. Als Labormediziner hatte er über zehn Jahre seines Lebens für die Weltgesundheitsorganisation gearbeitet und sich bei Feldforschungsarbeiten in den Entwicklungsländern einen Namen gemacht. Vielleicht auch ein Grund dafür, warum Luisa sich später selbst bei der WHO bewarb und in deren Auftrag bereits als junge Wissenschaftlerin 1997 an der Isolierung des Ebola -V irus beteiligt gewesen war.
Vor drei Jahren war ihr Vater gestorben und ihre Mutter nach langem Hin und Her zu ihrer Familie nach Porto zurückgekehrt. Luisa hatte vergeblich versucht, ihre Mutter zu sich nach München zu holen. » In Deutschland wirst du als alter Mensch in ein Heim gesteckt und musst darauf warten, dass du stirbst«, hatte ihre Mutter gesagt. » In Portugal leben noch alle meine Brüder und Schwestern, und wenn du dann frei hast und mich im Urlaub besuchst, dann habe ich dich ganz für mich. Einen Mann findest du sowieso nicht mehr. Und in München bist du den ganzen Tag mit deiner Arbeit beschäftigt. Da geht es mir dann so wie hier in Würzburg, seit Vater gestorben ist.«
Schließlich hatte Luisa zugestimmt und ihrer Mutter beim Umzug nach Arcozelo geholfen. Dort, südlich von Porto, direkt an der Küste, hatte sich ihre Mutter ein Haus gekauft. Seitdem verbrachte Luisa ihren Urlaub in Portugal.
Durch ihre Mutter war sie als Kind zweisprachig aufgewachsen; außerdem sprach sie noch Spanisch, Englisch und Französisch, was bei ihren Missionen im Auftrag der WHO oft genug von Vorteil war.
Luisa erhob sich und brachte das Tablett mit den Petrischalen in den Kühlschrank, bevor sie den Mundschutz ablegte und
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