Mutiert
der Mann sehr gute Kontakte, und die sind in der heutigen Zeit sehr wertvoll.«
Gene war an der Hintertür angekommen und setzte seine Tasche ab. Ein einfaches Bügelschloss verwehrte ihm den Zugang, doch mit seiner Auswahl an Haken und Dietrichen würde dieses Schloss kein ernstzunehmendes Hindernis für ihn darstellen. Er probierte ein paar Haken durch, bis er schließlich den richtigen fand und das Bügelschloss nachgab. Er öffnete die Tür und wurde von einer erfrischenden Kühle empfangen. Im Schuppen war es düster. Staub lag auf den Kisten, die sich im rechten Bereich des Gebäudes stapelten. Auf der gegenüberliegenden Seite stand die altersschwache Piper. Der Propeller fehlte, und Teile der Karosserie waren abgeschraubt und lagen daneben auf dem Boden. Mit diesem Vogel war schon seit Jahren niemand mehr geflogen. Gene wandte sich den Kisten zu. Holzkisten, die einen Aufkleber in arabischer Sprache trugen und offensichtlich leer waren. Eine jede maß etwa zwei mal zwei Meter. Was mochte sich wohl darin befunden haben? Von draußen drang von Terence’ Traktor noch immer das gleichmäßige Blubbern des Dieselmotors herein. Gene umrundete die Kisten und stieß hinter einem Vorhang auf einen kleinen Durchgang. Als er den Vorhang zur Seite geschoben hatte, war eine gehörige Portion Staub aufgewirbelt. Er hustete und presste seine Hände vor den Mund. Plötzlich horchte er auf. Das Blubbern des Traktormotors war verstummt.
Cuiabá, Bundesstaat Mato Grosso
» Wir haben eine Angehörige eines der Toten auf dem Blumenfeld ausfindig gemacht«, verkündete Falcáo stolz. » Die Mutter eines jungen Mannes. Ich habe sie abholen lassen, sie ist in einer halben Stunde hier.«
Zagallo drückte sein Zigarillo im Aschenbecher aus und erhob sich. » Sehr gut, Falcáo, sehr gut gemacht«, antwortete er. » Vielleicht erfahren wir von ihr, wie die Leute in die Fänge dieser Verbrecher geraten sind. Wo habt ihr sie gefunden?«
» Sie wohnt im Süden der Stadt an den Seen und hält sich mit Bettelei über Wasser. Es gibt eine Akte über sie, weil man sie vor ein paar Monaten festgenommen hat. Ein Mann hat sie beschuldigt, die Geldbörse geleert zu haben, während sie beide … na, du weißt schon. Die Klage wurde fallen gelassen, weil man ihr nichts nachweisen konnte. Ihr Sohn hat sie damals herausgeholt und die Kaution bezahlt. Ganze 1000 Real.«
» Woher hat jemand, der im Süden wohnt, so viel Geld?«
» Das werden wir sie fragen, wenn sie hier ist.«
Zagallo nickte und ging zur Kaffeemaschine. » Auch einen?«
Falcáo schüttelte den Kopf. » Bei den anderen Toten handelt es sich offenbar um Alleinstehende. Wir konnten bisher keine Angehörigen finden.«
» Hat dich der Chef schon gesehen?«
Falcáo zuckte mit der Schulter. » Sucht er nach mir?«
» Ich habe gehört, dass eine Stelle in der internen Revisionsabteilung frei werden soll, eine Stelle, auf der man schnell befördert wird …«
» … und auf der man sich bei allen Kollegen sehr beliebt machen kann«, fiel ihm Falcáo ins Wort. » Danke, kein Bedarf.«
» Schön«, sagte Zagallo. » Dann arbeiten wir weiter – und kein Wort zum Chef. Offiziell ist der Fall abgeschlossen.«
» Ich weiß … obwohl … wenn ich die Stelle bei der Revision annehmen würde und der Boss von deinem Alleingang erfährt, dann wärst du vielleicht mein erster Fall. Und ich glaube, da hätte ich einiges gegen dich in der Hand.«
Zagallo lächelte. » Vergiss nicht, wenn ich wieder Strafzettel schreibe, dann bist du derjenige, der sie an den Scheibenwischer klemmt, verstanden!«
Falcáo legte die Hand an die Stirn. » Aye, Sir, verstanden!«
Hauptquartier der WHO in Genf
Zwölf weitere Meldungen aus verschiedenen Teilen der Welt waren inzwischen bei der WHO in Genf eingegangen. Das Thema geisterte wie ein Gespenst durch die Presse, und dem Direktor war klar, dass sich die Menschen weltweit Sorgen machten. Die Fälle in Europa respektive in Belgien waren allesamt auf den Studenten zurückzuführen, der nahe der Universität in Gent zusammengebrochen war. Mittlerweile lagen zwei seiner Studienkollegen sowie seine Freundin auf der Isolierstation des Genter Krankenhauses. Ihre Lage schien aussichtslos.
Auch die Fälle in England und in Frankreich hatten ihren Ursprung bei dem belgischen Studenten, der mit den Engländern und Franzosen an einer Bootstour auf dem Rio Uatumá teilgenommen hatte. Doch mittlerweile gab es weitere Meldungen aus Südamerika und den USA , wo die
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