Mutter bei die Fische
»Muss ja. Und selbst?«
Bertie plänkelte zurück, Falk dito, und so dauerte es fünf Minuten, bis Bertie endlich auf den Punkt kam.
»Alter, ich brauch ânen Job«, rückte er heraus.
»Und da fragst du ausgerechnet mich?« Falk war total baff. Das Letzte, was er von Bille und Bertie gehört hatte, war, dass es für seinen Freund beim Film steil nach oben ging.
Bertie stöhnte. »Nur für ein paar Wochen. Uns ist grad ein Dreh geplatzt. Im August gehtâs dann wieder weiter, da bin ich schon bei einem Movie eingetaktet, aber der Dreh für die nächsten Wochen ist weg. Und da hab ich gedacht ⦠Bei euch ist doch immer Saisongeschäft?«
Falk versprach Bertie, sich umzuhören, denn soviel er wusste, hatte sein Strandnachbar Thies Hoop noch keinen Bademeister für die neue Saison gefunden, und Bertie war vor hundert Jahren mal Landesmeister im Freistil gewesen. Sein Kumpel war sofort Feuer und Flamme. Den ganzen Tag am Strand rumlungern und heiÃe Ischen anglotzen war ganz nach seinem Geschmack.
Falk grinste. »Lass das nicht Bille hören. Und heiÃe Ischen sind hier nur minimal vertreten. Am Textilstrand gibtâs mehr Windelpopos und Papabäuche als alles andere.«
Bertie lieà sich die Euphorie nicht nehmen. Er malte sich aus, wie es wäre, mit Falk ein paar Wochen abzuhängen.
Falk meldete leise Zweifel an. »Meinst du nicht, dass Bille auch noch ein Wörtchen mitzureden hat? SchlieÃlich ist unsere Beziehung letztes Jahr unter anderem deshalb in die Binsen gegangen, weil ich auf der Insel geblieben bin. Ob sie das so prickelnd findet, wenn du auch noch hierherkommst?«
Bertie schnaubte. »Die soll froh sein! Wir wollten nämlich eigentlich auf Mallorca drehen, und Bille hat mir schon vorher eingeheizt, dass ich die Finger von den Beachgirls lassen soll. Die wäre mit Heisterhoog besser bedient.«
»Malle? Cool. Was sollte das denn für ein Film werden?«, erkundigte sich Falk neugierig.
»Invasion am Nordatlantik. Ein Event-Movie. Aber dann ist kurzfristig die Drehgenehmigung geplatzt. Jetzt müssen sie es im Studio drehen. Und da brauchen sie nur zwei Set-Aufnahmeleiter.«
Aha, dachte Falk bei sich, du bist also nur der Dritte von links. Aber er verkniff sich eine diesbezügliche Bemerkung und fragte stattdessen, wie man es schaffte, die Invasion in der Normandie im Studio zu drehen.
»Keine Ahnung«, grummelte Bertie, »ist mir auch egal. Aber die kriegen so schnell jetzt kein anderes Set her.«
Doch, schoss es Falk durch den Kopf. Denn ihm war schlagartig klargeworden, wie er und Bertie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnten.
»Sag mal, Bertie«, flötete Falk ins Handy, »ich hab da eine Idee. Hast du Bock, von der Nummer drei zur absoluten Nummer eins am Set aufzusteigen?«
3.
»Hosen runter!« Triumphierend knallte Falk seine Karten auf den Tisch, nachdem er den ersten Stich kassiert hatte.
»Schweinepriester«, konterte Thies Hoop, der Lucky Luke von Heisterhoog, nachdem er einen schnellen Profiblick auf Falks aufgeblätterte Karten geworfen hatte.
Silke Söderbaum dagegen prüfte Karte für Karte, ob es wirklich sein könnte, dass Falk nun jeden Stich einsacken würde und den Grand Hand zu Recht ausgerufen hatte. Doch schlieÃlich kapitulierte auch sie vor Falks bombastischem Blatt.
Thies rollte sich eine von seinen rabenschwarzen Zigaretten, und bevor er das Blättchen anleckte, musterte er seinen Sitznachbarn Falk wohlwollend. »Wird ja langsam.«
Falks Brust schwoll an vor Stolz, aber er lieà sich nichts anmerken. Für Thies, den selbsternannten Strandsheriff, kam diese ÃuÃerung einem überschwänglichen Lob gleich. Er spielte damit darauf an, dass Falk, als er im vergangenen Sommer auf die Insel gekommen war, nicht einmal wusste, wie rum man beim Skat die Karten hielt. Dennoch war er von Jörn, Silke und Thies zum vierten Mann auserkoren worden. Denn in den Schlechtwetterphasen während der Saison mussten sich diejenigen, die in ihren Häuschen am Strand ausharrten, um ihren Dienst am wettererprobten Nordseeurlauber zu versehen, die langen Tage vertreiben. Thies Hoop saà an solchen Tagen in seinem DLRG -Häuschen, das gleichzeitig seine Frühjahrs-, Sommer- und Herbstbehausung darstellte, und beobachtete Vögel. Falk hockte dann ein paar Meter weiter in seiner Strandbude, trank Kaffee und las
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