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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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und wartete auf Kunden, die trotz Regen oder dunkler Wolken entweder einen Strandkorb mieten oder Getränke aus seinem Sortiment ordern wollten. Wenn Jörn oder Silke vorbeischauten, rotteten sie sich sofort zum Skat zusammen.
    Heute allerdings hatte sich die Runde nicht am Strand getroffen, sondern bei Silke Söderbaum in Süderende. Die Saison war schließlich noch nicht eingeläutet, und da war es dreien von vier im DLRG -Häuschen zu ungemütlich. Silke, eine fragil aussehende Blondine mittleren Alters mit hoher Durchsetzungskraft, führte ein Töpferatelier, welches im hinteren Teil ihres zweihundert Jahre alten Reetdachhäuschens untergebracht war. Nun erhob sie sich vom Tisch und verteilte vier irdene Suppenschüsseln in schimmernden Grüntönen auf dem Tisch.
    Â»Tom Ka Gai?«, fragte sie in die Runde und erntete bei den anwesenden drei Herren begeistertes Kopfnicken. Silke war anerkanntermaßen die Suppenqueen in ihrer Runde, und weder Thies noch Jörn und schon gar nicht Falk unternahm jemals auch nur den geringsten Versuch, Silke an die Wand kochen zu wollen.
    Während Thies sich zum Rauchen in den Windfang verzogen hatte und die Töpferin in die Küche ging, erkundigte sie sich betont beiläufig bei Jörn nach dem Stand der Dinge in Sachen Offshorewindpark.
    Â»Die Gegendarstellungen sind raus«, brachte Jörn sie auf den neuesten Stand, nicht ohne Falk dabei wohlwollend zuzunicken.
    Silke atmete erleichtert auf, während sie die thailändische Hühnersuppe aus der Küche holte. Falk lief das Wasser im Mund zusammen, als er das starke Aroma von Galgant und Zitronengras, Thai-Basilikum, Kokosmilch und scharfem Curry einatmete.
    Â»Aber«, Jörn machte ein zerknautschtes Gesicht, »wir haben trotzdem jede Menge Stornierungen. Und das Telefon steht nicht mehr still. Dauernd rufen Leute an, die besorgt sind. Biggi dreht total am Rad.«
    Falk wollte einen bissigen Kommentar lancieren, aber den verkniff er sich, als er Silke ansah, die sich sorgenvoll auf die Unterlippe biss, während sie behutsam die Suppe in ihre wunderschön getöpferten Schüsseln füllte.
    Â»Natürlich kann ich die, die anrufen, beruhigen«, beeilte sich Jörn zu beschwichtigen, dem Silkes Miene ebenfalls nicht entgangen war, »aber eine hundertprozentige Auslastung werden wir in dieser Saison wohl nicht erreichen.«
    Silke klopfte an die Scheibe des Windfangs, um dem rauchenden Thies zu signalisieren, dass das Essen auf dem Tisch stand.
    Â»Wenn es nur ein paar Leute sind, macht es ja nichts«, wandte sie ein, »aber noch mal so einen Einbruch wie ’96 – das wäre wirklich bitter für mich.«
    Klagen wollte so gar nicht zu Silke passen, die eine tapfere Kämpferin gegen Ungerechtigkeiten und Missstände jeder Art war. Sie beeilte sich auch, ihre Besorgnis damit zu rechtfertigen, dass ihrem alten Häuschen eine dringende Sanierung bevorstand – der Keller war feucht und fing an zu schimmeln.
    Â»Du kannst im Herbst bestimmt sanieren. Du wirst sehen, deine Kurse bekommst du auch in diesem Jahr voll, Silke«, Jörn tätschelte Silkes Hand und drückte sie dann fest. »Notfalls machen wir im Heisterhooger Anzeiger noch ein bisschen mehr Werbung.«
    Die Töpferin war eine der ganz wenigen auf der Insel, die nicht noch nebenher vermieteten, und ihr fehlte somit eine zweite Einnahmequelle. Sie hielt sich mit dem Verkauf ihrer Tonwaren über Wasser, aber den größten Teil des Einkommens bestritt sie durch Töpferkurse, die sie während der Saison ganztägig anbot.
    Thies, der an den Tisch zurückgekehrt war und sofort wusste, worum sich das Thema mittlerweile drehte, ließ sich zu einer außergewöhnlich liebevollen und privaten Geste hinreißen. Er küsste Silke in den Nacken und raunte ein kaum zu hörendes »Wir schaffen das, Baby« in ihren Haaransatz.
    Jörn und Falk wechselten einen kurzen verschwörerischen Blick, denn dass Silke und Thies ein Liebespaar waren, war das bekannteste Geheimnis auf der Insel.
    Als alle ihre Gläser hochhoben und sich zuprosteten, fand Falk, dass es Zeit für die breaking news war.
    Â»Ich habe gute Neuigkeiten«, setzte er hoffnungsfroh an, und auf den Gesichtern seiner drei Freunde spiegelte sich unverhohlene Überraschung und Neugierde, die Falk noch ein bisschen auskostete, bevor er mit seinem Coup herausrückte. »Wir

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