Mutter bei die Fische
suchen. Es gab schlieÃlich nur zwei Orte, an denen Harms sich gerne aufhielt: Cafés und Buchläden. Falk würde alle abklappern, die Augen und Ohren offen halten und das Beste hoffen.
Als seine Bürokollegen in die Mittagspause gingen, verabschiedete sich Falk, um in seiner Kate einen kleinen Snack zu sich zu nehmen, bevor er sich auf die Suche nach Harms begab. Als er auf den Strandweg zu seinem Häuschen einbog, beschloss er, noch einen Schlenker über den Strand zu machen und bei Thies hallo zu sagen.
Er stellte sein Rad an der Kate ab und stapfte barfuà über den nassen Sand nach vorne, dahin, wo die Flagge der Konföderierten wehte. Thies Hoop, im Hauptberuf Vogelwart der Insel, sah sich im Nebenberuf als selbsternannter Strandsheriff und hatte sein DLRG -Häuschen entsprechend umgebaut. Nun sah es mit seiner angebauten Holzveranda wie der Teil eines Westerndorfes aus. Und Thies bediente diesen Eindruck mit seinen Klamotten und der Winchester im Anschlag nur zu gerne.
Zwischen seiner eigenen kleinen Bretterbude und dem Häuschen von Thies war zu Falks Verwunderung ein riesiger Haufen Altmetall aufgeschichtet. Beim Näherkommen identifizierte Falk den Schrott als Eisenbahnschienen. Wo um alles in der Welt waren die plötzlich hergekommen? Und vor allem, was hatte Thies nur damit vor? Falk verfluchte sich, dass er doch noch zum Strand gegangen war, denn sein Bedarf an Ãberraschungen war eigentlich gedeckt, und sein Instinkt sagte ihm, dass es mit diesem Haufen Schienen entweder Arbeit oder Ãrger geben würde. Beides könnte er im Moment nicht gebrauchen.
Neben dem Metallberg saà Kai, in kurzen Hosen und Regenjacke. Er hörte Falk nicht kommen, und als dieser neben ihm stand und ihm auf die Schulter tippte, fuhr Kai erschrocken zusammen. Dann zog er sich einen winzigen Kopfhörer aus dem Ohr und grinste Falk an.
»Hey! Schön, dich mal wieder zu sehen.«
Mal wieder ist gut, dachte Falk. Ich war gestern am Strand und vorgestern und vorvorgestern ⦠aber geschenkt.
»Was ist das?«, entgegnete Falk und zeigte mit kaum verborgener Empörung auf den Schienenberg.
»Ach das«, Kai drehte sich um und grinste jetzt noch breiter. »Das ist unsere Beute von gestern Nacht.«
Falk starrte Kai an. Wovon redete der Kerl?
Aber bevor der Hilfsbademeister antworten konnte, kam Thies aus seiner Bude gepoltert. Er zeigte mit seiner unvermeidlichen Selbstgedrehten auf die Schienen und sah, im Gegensatz zum feixenden Kai, ausgesprochen missmutig aus.
»Hab ich konfisziert.«
Falk verstand nur Bahnhof, und Thies konkretisierte.
»Von den Fernsehfuzzis.«
In Falks Magengrube machte sich ein ganz ungutes Gefühl breit. Er besah sich den Haufen genauer und erkannte nun, dass es sich keinesfalls um normale Eisenbahngleise handelte, sondern um Leichtmetallschienen, die man beim Film für Kamerafahrten verwendete. Und unter den Schienen lag allerhand anderes Equipment verborgen.
Falk sah Thies entgeistert an. »Du hast das vom Set abtransportiert? Wie um alles in der Welt kommst du denn dazu? Warum �«
Aber da klingelte schon Falks Handy in der Hosentasche. Ahnungsvoll zog er es heraus. »Bertie« stand auf dem Display. Falk wusste, was nun kam, und hatte wenig Lust, den Anruf überhaupt anzunehmen. Er fühlte sich jedoch in seiner Funktion als Interims-Tourismusmanager und Ansprechpartner für die Fernsehleute dazu verpflichtet. Kaum hatte er auf den grünen Hörer gedrückt, trompetete sein Kumpel auch schon so laut los, dass Falk das Handy auf Abstand hielt.
»Sagt mal, ihr Arschgeigen, ich steh hier am Set und ⦠Was denkt ihr eigentlich ⦠Hinterwäldler ⦠Vorstellung, was der Drehtag kostet â¦Â« waren die Wortfetzen, die man selbst auf Armeslänge noch heraushören konnte.
Thies grinste nun ebenso frech wie Kai, und beide waren sich keiner Schuld bewusst, während Falk die nackte Wut packte. Er brüllte in den Hörer, dass Bertie mal die Luft anhalten solle. Als dieser tatsächlich perplex innehielt, textete Falk ihn mit einer Gardinenpredigt zu, die sich gewaschen hatte. Seit einer Woche versuche er, Bertie zu erreichen, und als es wirklich wichtig war, nämlich als hundertfünfzig Komparsen ohne Dach überm Kopf im Regen standen, buchstäblich, da sei sein sogenannter Freund untergetaucht â eine ganze Woche lang! Aber kaum gab es Probleme,
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