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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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holen. Sie einigten sich darauf, dass der Bürgermeister sich bemühen würde, etwaige Schadenersatzforderungen des Produzenten von höchster Stelle abzuwehren, Falk sollte sich indessen darum kümmern, dass die Filmleute ihr Equipment von Thies abholen konnten, so dass der Ausfall sich vielleicht nur auf einen halben Drehtag erstreckte.
    Daraufhin schrieb Falk Bertie eine lapidare SMS , wo sie ihr Zeug finden würden und dass die Folgen zwischen Karli, dem Produzenten, und Jörn, dem Bürgermeister, geregelt würden. Bertie antwortete nicht einmal. Falk briet sich ein Spiegelei, aß dazu einen trockenen Toast und schob sich zum Nachtisch einen Apfel rein, während er sich vornahm, seinen einstmals besten Kumpel Bertie zu einem baldigen Feierabendbier zu zwingen, um die Missstimmung, die zwischen ihnen entstanden war, zu beseitigen.
    Obwohl er sich vor Frust und schlechter Laune am liebsten ein Mittagsschläfchen gegönnt hätte, verließ Falk daraufhin seine gemütliche Kate und strampelte nach Norderende. Die dicke Wolkendecke war noch immer nicht aufgerissen, und außer ihm waren jede Menge Touristen zwischen Norderende, dem Leuchtturm und Tüdersen in beiden Richtungen unterwegs. Da gab es die Rentnerpärchen, die mit beigefarbenen Laufschuhen und bunten Regenumhängen strammen Schrittes in das nächste Café unterwegs waren, um sich dort bei Friesenwaffeln mit Sahne und einem Pharisäer die auf dem Weg verbrannten Kalorien wieder zuzuführen. Noch häufiger vertreten waren die jungen sportlichen Eltern, mit schnittigen Fahrradhelmen und Softshelljacken, die an ihren Trekkingbikes ultramoderne Kinderanhänger befestigt hatten, in denen ein oder zwei Kinder komfortabel hinter der durchsichtigen Regenplane schlummerten. Diese Eltern legten meistens einen Affenzahn auf ihren Bikes vor, so dass Falk sich fragte, wohin um Gottes willen sie mit ihren tiefenentspannten Kindern unterwegs waren. Vielleicht hofften die jungen Eltern aber auch darauf, dass sie möglichst schnell ein Lokal erreichten und einen Caffè Latte sowie die Tageszeitung verschlingen konnten, bevor der Nachwuchs erwachte und sie wieder in Beschlag nahm. Die dritte auf der Insel häufig vertretene Gruppe von Reisenden waren die stets glücklich grinsenden und sehr erholt wirkenden Genusswanderer mittleren Alters. Bei ihnen handelte es sich zumeist um Ehepaare, deren leger-geschmackvolle Freizeitkleidung darauf schließen ließ, dass sie den mittleren bis gehobenen Einkommensklassen entstammten. Sie waren nie mit Kindern unterwegs, des Öfteren aber mit Hunden, und machten ganz den Anschein, als seien sie gottfroh, dass die eigenen Kinder endlich aus dem Haus waren und sie im Urlaub tun und lassen konnten, was sie wollten. Bis es dann so weit war und sie die Enkel mitnehmen mussten.
    Zwischen all diesen Leuten schlängelte sich Falk auf seinem Weg nach Tüdersen hindurch und hing seinen Gedanken an Harms nach. Was sollte er diesem sagen, wenn er ihn tatsächlich finden würde? Er konnte ihn unmöglich bitten, wegen Grit sofort abzureisen. Das wäre unsensibel und dem eigenen Vater gegenüber zutiefst unfreundlich, auch wenn dieser sich sein Leben lang nicht um den Sohn geschert hatte. Aber ein solches Verhalten verbot schon die gute Erziehung, die Falk von seiner Mutter bekommen hatte. Es wäre ihm natürlich das Liebste gewesen, Harms sähe von selbst ein, dass er auf Heisterhoog nichts verloren hatte. Denn eine Begegnung seiner Eltern auf der Insel würde in einer Katastrophe münden, das war für Falk so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Wunden, die Harms bei Grit geschlagen hatte, waren zu tief, als dass sie ihm locker und entspannt gegenübertreten könnte. Und jetzt, wo seine Mama verliebt war bis über beide Ohren und nach fast dreißig Jahren endlich wieder glücklich und entspannt, wünschte sich Falk, dass dieses Glück für Grit dauerhaft währen würde. Natürlich konnte er Harms auch schlecht auf den Kopf zusagen, dass er den Verdacht hatte, dass er krank, ja vielleicht sogar todkrank war. Und Falk bezweifelte auch, dass Harms das zugeben würde, schließlich hätte er gestern Abend bei Falk schon die Gelegenheit gehabt, damit herauszurücken. Und selbst wenn, was sollte er dann mit seinem Vater anstellen? Ihn zu sich nehmen? In die winzige Kate? Absolut undenkbar. Das Beste wäre, sich nach einem freundlichen

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