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Mutter bei die Fische

Mutter bei die Fische

Titel: Mutter bei die Fische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Matisek
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wagte Bertie es, ihn anzubrüllen! Falk war so außer sich, dass Bertie nicht mehr zu Wort kam. Der Ärger mit seinem Vater hatte das Seinige getan, um die Brandrede zu befördern, und während Falk sich Luft machte, merkte er, wie gut ihm das tat. Zum Schluss beschied er Bertie, dass er gerade an der Problemlösung arbeite und sich melden würde, wenn er Näheres wüsste. Dann beendete er das Gespräch, ohne dass sein Kumpel etwas entgegnen konnte.
    Kai hielt ihm den hochgereckten Daumen entgegen, aber Falk hatte keinen Bock auf Lob von der falschen Seite. Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust und nahm die beiden langen Lulatsche vor sich streng ins Visier.
    Â»So«, sagte er mit einer Kopfbewegung zu dem Metallhaufen, »jetzt seid ihr dran. Was ist das für ’ne Geschichte?«
    Thies, der sich von einem Greenhorn wie Falk nicht ins Bockshorn jagen lassen ließ, grinste nachsichtig. »Ich hab frischen Kaffee auf dem Feuer. Komm erst mal rein. Ist ja kein Wetter zum Draußen-Rumstehen.«
    Â»Unschlagbares Argument«, fand Falk und nahm die Einladung an.
    Drinnen bei Thies war es heiß wie in einer Schwitzhütte. Der kleine Bullerofen lief auf Hochtouren – und das im Juni. Nachdem Falk die ersten Schlucke von Thies’ geschmolzenem Teer genossen hatte, erzählte der Küsten-Cowboy, was ihn veranlasst hatte, dem Fernsehteam das Equipment zu entführen.
    Â»Die haben sich nicht an die Begrenzung gehalten. Ich fahr jeden Tag hin und guck mir das an. Und die haben sich so ausgebreitet, dass sie mittlerweile auf fast doppelt so großer Fläche drehen wie vertraglich festgeschrieben.«
    Â»Okay«, nickte Falk. »Aber das kann man ja auch im Gespräch lösen, oder?«
    Thies zuckte mit den Schultern und ließ die Mundwinkel nach unten sacken. »Hab ich versucht, Falk. Hab ich versucht.« Dann legte er eine größere Gesprächspause ein, in der er seine heruntergerauchte Kippe gegen ein Stück Kautabak auswechselte, sich erneut von der zähen schwarzen Flüssigkeit eingoss, die er Kaffee nannte, und dann gemächlich fortfuhr.
    Â»Die reden gar nicht mit einem. Die hören noch nicht mal zu.«
    Falk wusste, dass Thies recht hatte, und erinnerte sich daran, mit welcher Selbstverständlichkeit Filmteams in Hamburg ganze Straßenzüge für ihre Dreharbeiten sperrten und selbst Anwohner nur sehr unwillig wieder in ihre Häuser ließen.
    Â»Und wer nicht hören will, muss fühlen«, setzte Thies hinzu und hatte damit für seine Verhältnisse schon viel gesagt.
    Â»Gab es sonst noch weitere Beeinträchtigungen durch das Filmteam?«, erkundigte sich Falk.
    Ihm war natürlich bewusst, dass es großen Ärger geben würde. Nicht jeder akzeptierte Thies Hoops Wildwestmethoden. Wenn sie Glück hatten, würde der Produzent sie nicht auf Schadenersatz verklagen. Ein Drehtag dieses Ausmaßes konnte sie teuer zu stehen kommen, Falk schätzte die Kosten auf eine sechsstellige Summe. Deshalb war es gut, möglichst viele Argumente zu sammeln, welche die ungewöhnliche Maßnahme des Strandsheriffs wenigstens annähernd rechtfertigten.
    Â»Klar.« Thies nickte kurz zu Kai hinüber, der sofort begann, die Verfehlungen des Filmteams aufzuzählen.
    Während er sprach, wunderte sich Falk, dass Kai sich wie selbstverständlich in Thies’ Bude breitmachte. Er saß auf einem Stuhl am Tisch (!), trank aus einem von Thies’ Emaillebechern (!) Kaffee (!) und durfte dazu noch den Mund aufmachen (!). Das hatte es im vergangenen Jahr, als Thies einen Rettungsschwimmer hatte, den Falk nur »Stoppelkopf« nannte, nicht gegeben. Der hatte gefälligst draußen zu bleiben, sich selbst zu versorgen und die Klappe zu halten. Kai hatte es also innerhalb kürzester Zeit geschafft, sich in das gut verschlossene Herz des Sheriffs zu schleichen. Beeindruckend.
    Â»â€¦Â vom Müll mal ganz abgesehen«, schloss Kai die Liste der Beschwerden. »Die haben natürlich Container, die die Gemeinde ihnen bereitgestellt hat, aber die sind immerzu voll, und achtzig Prozent der Dösköppe lassen ihren Müll in den Dünen liegen.«
    Falk hatte sich Notizen gemacht und ging im Geiste die Punkte noch einmal durch. Es sah argumentativ gar nicht so schlecht aus für Thies. Es hatte diverse Beschwerden über Ruhestörungen gegeben, Fahrzeuge, die so geparkt waren,

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