Mutter des Monats
Action Man sie für den Kriegseinsatz beschlagnahmt hatte. Was Georgina einen perfekten, geräumigen Schrank bescherte. Sozusagen. Das reichte. Vorübergehend.
»Auf geht’s, Baby. Ran an den Speck.«
Hamish hatte die Sache sofort kapiert, er krabbelte auf allen vieren auf dem Küchenboden herum und warf Sachen in den Geschirrspüler, bis dieser randvoll war. Georgina musste die Tür mit aller Kraft zudrücken. Erst da sah sie, dass der Küchenboden total verdreckt war und selbst ihren spektakulär niedrigen Anforderungen nicht genügte.
Deborah befand sich auf dem Heimweg, zwei klirrende Becher in der einen Hand, ein getrocknetes Lavendelsträußchen in der anderen und ein seliges Lächeln auf den Lippen. Das ist gut und richtig, dachte sie. Dafür musste sie sich nicht rechtfertigen. Sie hatte es eben gern gemütlich. Mark hatte sich zwar beim Abendessen ausgeschüttet vor Lachen, als sie ihm erzählt hatte, dass die Kaffeepause am Morgen für sie der Höhepunkt des Tages war, doch das stimmte wirklich. Diese Routine, fast schon ein Ritual, vermittelte ihr so viel Sicherheit. Jeden Tag, Punkt elf – man musste, hatte sie Mark erklärt, das Ruder fest in der Hand halten, sonst versank alles im Chaos – kochte sie drei Becher Kaffee. Zwei stellte sie auf dem Herd warm, einen brachte sie Kazia in den Hauswirtschaftsraum. Ungelogen, hatte sie zu Mark gesagt, in diesem Raum habe ich einige der wunderbarsten Unterhaltungen seit dem Umzug geführt, mit Kazia, während diese sich um die Bügelwäsche kümmerte. »Du kannst dir nicht vorstellen«, hatte sie gesagt, »wie viele Stunden ich dort verbringe und mit ihr über Kinderkleidung spreche oder über unseren nächsten Einkauf im Supermarkt.« Mark hatte erwidert, das könne er sich tatsächlich nicht vorstellen. Und, hatte sie ergänzt, es sei trotzdem nie langweilig.
Danach gehe sie zurück an den Herd, fuhr sie fort, schnappe sich die beiden anderen Becher und mache sich auf in den Garten. Tomasz leiste einfach Wunderbares da draußen. Die Beete würden bald in voller Pracht erblühen, und ihre Pläne für den Gemüsegarten seien auch schon weitgehend umgesetzt. Auf den Spaten gestützt plausche er mit ihr – über das Beschneiden, den Giersch, über Bla, Bla und Bla, es sei wirklich köstlich, ihm zuzuhören –, dann noch eine kleine Runde durch den Garten gedreht, frische Luft geschnappt und sich an der Schönheit ihres kleinen Reiches erfreut. Es sei, hatte sie Mark mehrmals versichert, einfach ganz herrlich himmlisch.
An diesem Morgen hatte sich das Schwätzchen im Garten um den See gedreht oder um das, was Tomasz als See und sie lieber als Teich bezeichnete. Klar hatte der Makler bei der ersten Führung zu Beginn des Sommers von einem See gesprochen. Und die früheren Besitzer, bei denen hieß es ständig »der See dies«, »der See das«. Aber Deborah erkannte einen See, wenn sie einen sah – wie damals in den Flitterwochen am Comer See oder bei ihrer Großmutter in Windermere. Sie war zwar keine Geografin, das gab sie offen zu, aber sie glaubte zu wissen, dass ein See etwas Großes war. Und das Gewässer in ihrem Garten war nichts Großes. Ganz und gar nicht. Das Ding in ihrem Garten war etwas, das sie und alle Geografen dieser Welt einstimmig, sozusagen aus einem Munde, als Teich bezeichnen würden.
»Mrs Green«, hatte Tomasz gesagt, »wegen dem See.«
»Dem Teich, Tomasz. Wir wollen doch nicht überheblich sein, nicht wahr?«
»Mrs Green. Wegen dem Teich ...« Ja, der Tomasz lernt so schnell, dachte Deborah. Aber das überraschte sie nicht. Er hatte ungefähr zehn Doktortitel oder so. Sie hörte nicht darauf, was er gerade erklärte. Irgendwas mit Ufern und Überschwemmungen oder so. Unwichtig!
»Gute Idee, Tomasz.« Sie hatte ihm den Becher aus den behandschuhten Fingern genommen. »Danke für den Tipp.« Der Spruch war schon immer praktisch gewesen, auch wenn sie sich bei Meetings ausgeklinkt hatte. »Ich spreche gleich heute Abend mit Mark darüber.« Auf dem Weg zurück ins Haus war es Deborah langsam aufgegangen: Von Kazia, das konnte sie sich mal grob merken, bekam man nie genug – eine echte Perle, dieses Mädchen –, aber von Tomasz konnte man wirklich zu viel bekommen, und genau das war passiert.
»So!« Georgina diskutierte die Angelegenheit gerade mit Hamish. »Jetzt kommen wir wenigstens durchs Zimmer. Es geht vorwärts, mein Süßer.« Als sie sich mit dem Hintern an die Spüle gelehnt wieder ihrem Kaffee zuwandte, fiel ihr
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