Mutter des Monats
osteuropäisches Wasser.
»Mrs Green, ich bin nicht sicher ...«
Gott, was war nur los mit diesen Leuten? Kazia war genauso schlimm wie Tomasz. Ehrlich! Darf ich vorstellen, unsere Hausgäste: Herr und Frau Strindberg, Trauerkloß und Heulsuse. Kam dieser Strindberg eigentlich aus Osteuropa? Das musste sie unbedingt mal nachschlagen.
»Macht das nicht sehr viel Arbeit?« Kazia betrachtete die wachsende Blase an ihrem Finger.
»Ach, Kazia«, erwiderte Deborah und strich liebevoll über das Bügelbrett. »Du weißt doch, dass mir harte Arbeit nichts ausmacht.«
Und schon hatten sie wieder Frieden geschlossen. Deborah schlenderte zufrieden in die Küche und stellte die schmutzigen Becher auf das Abtropfbrett. Jetzt hatte sie endlich eine echte Herausforderung. Meine Güte, wie spät war es? Schon zwölf Uhr. Wo war nur der Vormittag geblieben? In ein paar Minuten wurde sie am Schnellimbiss Zum Schmutzigen Löffel alias Georginas Haus erwartet. Da konnte sie allen von ihrer Idee mit dem Ball erzählen – das würde sie aufheitern, die Guten. Herrje! Sie hatte nicht mal eine halbe Stunde Zeit, um sich zurechtzumachen. In die Puschen!
12 Uhr: Mittagspause
Georgina hatte sich weit über den Tisch gebeugt und schaufelte die Stapel mit beiden Armen in den Komposteimer, der zufällig leer war und erstaunlicherweise nicht stank – na ja, ein bisschen, nach Blumenkohl und Kartoffelschalen –, als Will vom Hof ins Haus stürmte.
»Halloho!« Ihr Mann brachte sie immer wieder zum Lachen. Jede Stunde des Tages arbeitete er hier auf dem Hof, aber wenn er in die Küche kam – ungefähr zehnmal am Tag –, benahm er sich wie ein Spartaner nach der Schlacht bei den Thermopylen, ein heimkehrender Kriegsheld.
»Zwei der wunderbarsten Menschen auf diesem Planeten, beide zur gleichen Zeit in meiner Küche. Mann, hab ich ein Glück!« Er pfefferte seine Stiefel in die Ecke, hob Hamish aus dem Laufstall – »Puh! Pupswindel, mein Süßer« – und setzte ihn wieder hinein.
»Tschuldige, Schatz. Ich räume hier gerade ein bisschen auf …«
Will warf einen Blick auf die Verwüstung im Zimmer und lachte. »Du machst große Fortschritte, wie ich sehe.« Für Georgina gehörte es zu den wunderbaren Fügungen ihrer Ehe, dass ihr Mann sich in ihrem häuslichen Chaos pudelwohl fühlte. Er konnte sich immer wieder darüber totlachen.
Er trat hinter sie, gab ihr schnell einen Klaps auf den Hintern und zog sie in seine Arme. »Wozu? Ich wollte eigentlich wissen, was es zum Mittag gibt, aber jetzt überlege ich, ob wir die Zeit nicht sinnvoller nutzen könnten.« Er kuschelte sich an ihren Nacken, und sie lehnte sich weiter zurück.
»Hmmm ...« Und wieder dieser Schlag in die Magengrube. »Geht nicht!«, jammerte sie. »Hier sieht’s aus wie im Schweinestall, Hamishs Windel gehört auf den Sondermüll, und in einer halben Stunde kommt eine Horde Weiber zu einem Mittagessen, für das ich, obwohl es im Moment noch gar nichts zu essen gibt, 15 Flocken verlangen soll.«
»Ach. Ist das alles? Dann bleiben uns doch noch ein paar Minuten für einen Quickie – «
Was war das? Erschreckt fuhren beide herum. Das klang wie – war das möglich? – wie scharfe Katzenklauen auf den Steinplatten im Hof.
»Huch. Hoppla. Ähm. Hallo. Alles klar bei euch?«
Als sie ins Haus der Martins trat, glaubte Deborah zuerst, sie wäre mitten in die Szene eines Verbrechens gestolpert. Alles deutete darauf hin. Da sie für ihr Leben gern Fernsehkrimis sah, konnte sie die Indizien sofort deuten. Sie mochte alle Serien, von Inspector Barnaby bis CSI , bekam einfach nie genug davon. Sie könne eigentlich selbst bei der Polizei anfangen, hatte sie neulich abends zu Mark gesagt, denn die Abläufe kenne sie in- und auswendig.
Da stand sie also vor einer Küche, die ganz offensichtlich auf unglaublich brutale Weise auf den Kopf gestellt worden war – Gott, das wäre ihr persönlicher Albtraum, wenn man ihr Heim auf diese Weise massakrieren würde. Bei ihr war noch nie eingebrochen worden, Gott sei Dank, gleich auf Holz klopfen. Und die arme Georgina wand sich in den Klauen einer riesigen Bestie: ein wahrer Grüffelo, unrasiert und ungezähmt, behaart mit buschigen Brauen, wild sprießenden Nasenhaaren, und – als gute Zeugin beobachtete Deborah alles genau – schmutzigen, fast schlammverkrusteten Händen. Und das Baby saß da in einem – o Gott – einem Käfig und musste alles mitansehen ...
Sie wollte sich gerade in die Schlacht stürzen, doch etwas hielt
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