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Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Titel: Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rosenberg
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kommt zu mir und umarmt mich fest.
    »Nichts«, versuche ich meine Gefühle herunterzuspielen. »Es ist nichts.« Doch gleichzeitig strömen Tränen über mein Gesicht.
    Ich bin so hilflos und weiß mir keinen Rat. Meine Mutter ist wieder eingeschlafen, und ich gehe leise mit Lena in Richtung Tür. Mein Blick fällt auf die Frau, die mit im Zimmer liegt. Schon beim Betreten des Raumes hat sie an die Decke gestarrt. Jetzt, eine halbe Stunde später, liegt sie immer noch da wie zuvor und starrt an die Decke. Eine grauenvolle Atmosphäre liegt über diesem Zimmer.
    »Mama? Lebt die Frau noch?«, fragt mich Lena, als wir die Tür hinter uns geschlossen haben.
    »Ich habe keine Ahnung«, antworte ich.
    Am Abend führe ich ein Telefonat mit meinen Brüdern. Ihnen ist der schlechte Gesundheitszustand unserer Mutter auch aufgefallen, und wir entscheiden, einen Arzt zu ihr zu schicken. Gleich am nächsten Tag überweist dieser sie ins Krankenhaus. Dort erfahren wir die erschütternde Diagnose: Unsere Mutter ist stark dehydriert, und ihr allgemeiner Zustand ist kritisch. Es ist offensichtlich, dass sie nicht genug betreut wurde. Die Dokumentation weist Lücken auf.
    Wir alle sind bestürzt! Damit hatten wir nicht gerechnet. Jetzt ist mir aber auch klar: Meine Mutter kann nicht mehr ins Pflegeheim zurück!
    Wie soll es jetzt nur weitergehen?

Kapitel 5
    Mitte bis Ende 2007

Das Ende des Familientraums?
    »Du hast das gut geplant«, versucht Jens mich zu trösten. »Es kann doch keiner ahnen, dass das Personal in der Kurzzeitpflege während der Urlaubszeit so knapp ist.«
    Wir sitzen auf dem Balkon und unterhalten uns mit gedämpfter Stimme. Mein Vater ist noch wach und sitzt unter uns im Wohnzimmer. Samanta ist bei ihm. Sie sehen gemeinsam fern. In ein paar Tagen kommt meine Mutter aus dem Krankenhaus. Der Gedanke, dass wieder alles von vorn beginnt, jagt mir einen Schauer über den Rücken. Ein anderes Pflegeheim zu finden ist kein Thema mehr. Die schlechten Erfahrungen haben alle schockiert. Und mein Vater will, dass seine Frau wieder nach Hause kommt.
    »Mag sein, dass es nicht meine Schuld ist. Aber ich habe keine Kraft mehr«, sage ich.
    Der Gedanke, dass mein Vater demnächst auch ins Pflegeheim übersiedelt, hat mich die letzten Wochen über Wasser gehalten. Es hätte alles so gut werden können. Mutter und Vater wären zusammen gewesen, aber unter ständiger Betreuung und in getrennten Häusern. Mein Vater hätte vielleicht Kontakt zu anderen Bewohnern bekommen, hätte Veranstaltungen besuchen können oder gar den einen oder anderen Ausflug mitgemacht. Und mein Leben und das meiner Familie hätte sich wieder normalisieren können. Wir hätten sie einmal in der Woche besucht, um dann wieder ins unsere Welt zurückzukehren. Doch jetzt sieht es gar nicht mehr so aus, als ob es je wieder normal werden könnte.
    »Langsam bin ich davon überzeugt, dass mich meine Eltern überleben«, sage ich frustriert zu Jens.
    Er zuckt nur mit den Schultern. Dazu fällt ihm auch nichts ein. Beide sitzen wir gedankenversunken da und starren in die Nacht.
    »Wir ziehen aus!«, sage ich plötzlich in die Stille.
    »Was? Wie stellst du dir das vor?«, fragt Jens erschrocken. Der Gedanke überrascht ihn offensichtlich.
    »Ganz einfach. Wir mieten oder kaufen uns eine Wohnung«, antworte ich und versuche, meiner Stimme einen festen Ausdruck zu verleihen. Ich will ihm das Gefühl geben, dass meine Entscheidung unumstößlich ist.
    Jens ist völlig überrumpelt. Bis vor Kurzem haben wir einen großen Teil unseres Geldes in die Renovierung der Wohnung sowie des Hauses gesteckt. Unser Plan war eigentlich ein anderer. Wir sollten das Haus später einmal übernehmen.
    »Wie willst du das deinen Eltern erklären?«, fragt er.
    Stimmt. Das könnte zu einem Problem für mich werden. Ich habe noch die Worte meiner Mutter im Ohr: »Wenn ihr das Haus jemals verkaufen werdet, dreh ich mich im Grab um.« Es wäre Verrat, wenn wir jetzt auszögen. Wir würden zwar nicht verkaufen, aber letztendlich liefe es vielleicht mal darauf hinaus. Meine Mutter würde davon sicher nichts mehr mitbekommen, mein Vater jedoch schon. Es nagt an mir, dass es ihnen einmal so wichtig war, dass ihr Besitz in der Familie bleibt. Das Grundstück hat unser Großvater gekauft, er hat es an uns weitergegeben. Ich würde das Haus gern behalten!
    Schaffe ich es wirklich, unsere Möbel an der Wohnungstür meiner Eltern vorbeizuschleppen? Wird mein Vater hinterm Fenster stehen und mir

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