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Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Titel: Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rosenberg
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Aber wann ist es denn genug?
    Als ich meinen Vater später darauf anspreche, grinst er nur. Das sei gar nicht so schlimm gewesen. Der Nachbar übertreibe. Was das für ein Licht auf mich werfe, frage ich ihn. Doch das ist kein Thema für ihn. Ich würde mir da was einbilden, meint er nur. Thema Ende!
    Solche Szenen habe ich in der letzten Zeit oft erleben müssen. Seit er weiß, dass ich ausziehen will, wird es noch schlimmer. Sein Verhalten sorgt Schritt für Schritt dafür, dass meine einst große Liebe zu ihm auf ein Minimum schrumpft. Und ich bin mir sicher, wenn er so weitermacht, wird sie bald ganz weg sein. Die bloße Tatsache, dass ich seine Tochter bin, gibt ihm nicht das Recht, mich kaputtzumachen.
    Einmal mehr weiß ich, dass unsere Entscheidung wegzuziehen die richtige ist.
    Das Glück bleibt aus
    Im Turboverfahren planen und realisieren wir unser Haus. Fast jeden Tag bin ich auf der Baustelle und achte darauf, dass der Zeitplan eingehalten wird. Die Handwerker verwöhne ich mit Kaffee und Kuchen, um sie gleichzeitig bei der Arbeit anzutreiben.
    Kaum haben wir uns entschieden zu bauen, kann ich es nicht mehr erwarten auszuziehen. Endlich in den eigenen vier Wänden wohnen! Am liebsten würde ich auf unserem Baugrund ein Zelt aufstellen, um mit Sack und Pack auf der Stelle zu verschwinden.
    Anfang Dezember soll es endlich so weit sein. Jeden Tag telefoniere ich mit dem Bauleiter, kläre Einzelheiten und vergesse nie, ihm mal mehr oder mal weniger deutlich die Dringlichkeit der Fertigstellung nahezulegen.
    »So schnell wie Sie hat bei uns noch keiner gebaut«, sagt er eines Tages zu mir.
    Der Projektplan ist bis auf zwei Tage eingehalten worden, dafür haben meine täglichen Telefonate gesorgt. Nun sind es nur noch zwei Wochen bis zu unserem Einzug.
    »Ich glaube auch nicht, dass sich die Lebenssituation von einem Ihrer Kunden mit meiner vergleichen lässt«, kontere ich am Telefon.
    Wir haben in den letzten Monaten so viele Entscheidungen treffen müssen, dass uns immer noch nicht ganz klar ist, ob wir auch wirklich an alles gedacht haben. Jens und ich stehen in unserem fast fertigen Haus. Der Boden in den Zimmern ist bereits verlegt, es fehlen nur noch die Fliesen für Bad, Küche und Flur.
    »Bist du sicher, die schaffen das bis zum übernächsten Wochenende?«, fragt Jens. Skeptisch sieht er sich um.
    »Es muss klappen!«, antworte ich. »Ich kann nicht mehr warten. Ich zieh einfach ein. Ist mir egal, wenn der Fliesenleger noch nicht fertig ist.«
    »Wenn du das sagst …« Jens lächelt mich an.
    Wir nehmen uns fest in die Arme, und ich habe zum ersten Mal das Gefühl, es könnte doch noch alles gut werden.
    Die nächsten zwei Wochen ziehen sich endlos dahin. Dann ist es so weit. Am Samstagmorgen beginnt der Umzug. Einige Freunde sowie einer meiner Brüder packen mit an.
    Meine Mutter ist mittlerweile in einem Zustand, in dem sie nichts mehr wahrnimmt. Sie kennt mich schon lange nicht mehr und wird gar nicht bemerken, ob ich noch da bin oder nicht. Sie kann nicht mehr essen, nicht mehr trinken, ihre Verdauung funktioniert nur noch mit Abführmitteln, und sie spricht nicht mehr. Zumindest nichts, was einen Sinn ergäbe.
    Doch mein Vater ist geistig hellwach. Er weiß, dass ich heute ausziehen werde. Wir beide vermeiden eine Begegnung an diesem Tag. Vermutlich ist auch er sich nicht sicher, wie er reagieren soll.
    Als die letzte Fuhre in Richtung neues Haus abfährt, fasse ich mir ein Herz und gehe zu ihm in die Wohnung. »Vati?«, rufe ich. Er sitzt im Wohnzimmer und hört Radio. »Du, ich wollt dir sagen, dass wir jetzt fertig sind. Das wird unsere erste Nacht im neuen Haus«, erkläre ich. Ich versuche betont fröhlich zu klingen. Bloß nicht das Gefühl des Abschieds vermitteln. »Morgen bin ich aber wieder da. Muss ja oben noch alles sauber machen. So schnell wirst du mich nicht los!« Ich versuche ein kurzes Lachen.
    Mein Vater stimmt mit ein. Es klingt etwas unnatürlich. »Das hab ich befürchtet!«, meint er.
    Bevor er mir zeigen kann, wie traurig er darüber ist, dass ich ausziehe, bin ich auch schon wieder weg. »Also dann! Tschüss bis morgen!«
    Ich eile zur Tür und schwinge mich ins Auto. Puh! Geschafft. Das hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Oder war es schlimm, und ich lasse den Schmerz einfach nicht zu? Egal! Jetzt wird es Zeit, dass wir unser Haus organisieren.
    Wir schaffen es noch an diesem Abend, unsere Betten aufzubauen. Am darauffolgenden Tag versuchen wir das Chaos, das nach

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