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Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Titel: Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rosenberg
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mich vorwurfsvoll anzusehen und zynisch zu antworten: »Prima! Einfach spitze!« Seitdem stelle ich die Frage nicht mehr. Eine von vielen Fragen, die ich nicht mehr stelle. Wenn überhaupt, dann frage ich ihn nach etwas Konkretem, wie beispielsweise nach der Beule, die er sich einen Tag zuvor bei einem Sturz zugezogen hat.
    »Wie geht’s denn deinem Kopf? Schmerzt er noch?«, frage ich.
    Er tastet nach seiner Beule und lacht. »Ein bisschen tut es schon noch weh. Aber es hat ja keiner Zeit, mich zum Arzt zu fahren.«
    Inga kommt aus der Küche und sieht mich erstaunt an. An meinen Vater gewandt sagt sie: »Und wo waren Sie heute Morgen?«
    Mein Vater lacht wieder. »Weiß ich nicht. Wo war ich denn?«, fragt er zurück.
    »Na, beim Arzt!«, sagt Inga. »Mit Ihrem Sohn. Haben Sie das schon vergessen?«
    Mein Bruder hat vor längerer Zeit sämtliche Arztfahrten übernommen, nachdem ich ihn um Hilfe gebeten habe. Die Fahrten häuften sich, und der Hausbau beanspruchte mich im letzten halben Jahr sehr. So war ich froh, diese Aufgabe abgeben zu können.
    Natürlich hat mein Vater das nicht vergessen. Er will nur mal wieder auf sich aufmerksam machen. Jetzt erzählt er, was genau der Arzt untersucht und dass er auch Blut abgenommen hat. Nebenher allerdings wendet er sich immer wieder seiner Frau zu und unterbricht ihr Wortgestammel.
    »Eins, zwei, drei, vier«, zählt er ihr vor.
    Meine Mutter hört kurz auf zu murmeln und sieht ihn mit ratlosem Gesicht an. So als würde sie fragen: Was will dieser Mann von mir?
    »Vater, lass sie doch einfach«, bitte ich ihn. »Was war denn nun beim Arzt?«
    Es gelingt mir, ihn von meiner Mutter abzulenken. Nachdem er seine Erzählung beendet hat, informiere ich ihn vom Besuch seiner Nichte.
    »Sie kommt morgen mit ihrem Mann. Ist dir das recht?«, frage ich.
    »Ja«, antwortet er mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
    Er kann es nicht immer zeigen, aber heute ist es offensichtlich, dass er sich freut. Auch wenn er sich danach beschweren wird, weil der Besuch entweder zu viel geredet hat oder zu lange geblieben ist oder vielleicht auch zu kurz da war. Er findet immer etwas, worüber er im Anschluss nörgeln kann.
    Ich informiere auch Inga über den bevorstehenden Besuch. Wenn Gäste kommen, gibt sie sich immer besonders Mühe. Sie zieht meiner Mutter die schönsten Sachen an, die Haare werden gewaschen und der beste Schmuck wird herausgesucht. Dennoch – nichts täuscht über die trostlose Miene meiner Mutter hinweg. Die meisten Besucher sind schockiert, wenn sie sehen, was aus ihr geworden ist. Eine einst so lebhafte und gesellige Frau, die jetzt zusammengesackt und völlig reaktionslos in ihrem Rollstuhl am Tisch sitzt, den Mund leicht geöffnet, den Blick starr nach vorn gerichtet. Oder besser gesagt nach innen. So wird es auch am Wochenende sein, wenn meine Cousine zu Besuch kommt. Ich kann nur hoffen, dass sie nicht allzu bestürzt ist. Immerhin hat sie sie schon seit Monaten nicht mehr gesehen.
    An diesem Nachmittag will ich noch den Rasen im Garten der Eltern mähen. Es ist erst April, aber das Gras steht schon so hoch, dass ich spontan entscheide, mich an die Arbeit zu machen.
    Ich verabschiede mich von den Eltern. Ein kleines Stück ist die Mauer, die ich um mich herum Stück für Stück errichte, schon gewachsen. Es gelingt mir, die aufkommende schlechte Stimmung schnell zur Seite zu schieben.
    Eines Abends bekomme ich einen Anruf von meiner Cousine. Ihr Besuch liegt schon eine Zeit lang zurück.
    »Hallo, Cousinchen«, begrüße ich sie. »Wie geht’s dir denn?«
    »Mir geht es gut«, antwortet sie. »Aber ich wollte mit dir über eure Eltern reden. Ich war doch neulich bei ihnen zu Besuch. Meine Güte, der Zustand deiner Mutter hat sich ja rapide verschlechtert!«
    »Wie lange hattest du sie denn schon nicht mehr gesehen?«, frage ich.
    »Ach, ich weiß gar nicht. Vielleicht ein halbes Jahr«, sagt sie.
    Ich habe gar nicht in Erinnerung, dass es meiner Mutter vor einem halben Jahr wesentlich besser ging. Deshalb gehe ich nicht näher darauf ein. Vielleicht hat sie ihren schlechten Zustand verdrängt und ist deshalb so erschrocken. Vielleicht habe auch ich jegliches Zeitgefühl verloren.
    »Wie war es denn?«, frage ich sie.
    »Na ja, ehrlich gesagt, nicht so schön. Dein Vater war nicht besonders gut aufgelegt. Sag mal, wann warst du denn das letzte Mal dort?«
    Ich überlege kurz. »Ich glaub, ich war am Tag vor dir dort.«
    »Hm … komisch …«, meint sie. »Er hat so

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