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Mutterliebst (German Edition)

Mutterliebst (German Edition)

Titel: Mutterliebst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette van Heugten
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ein eingespieltes Verhaltensmuster, sich selbst zu verstümmeln, indem er dazu diverse Objekte benutzte – einschließlich seiner eigenen Zähne und Fingernägel – was zu blutigen Wunden und zahllosen Narben führte.“
    Ein Raunen geht durch die Menge. Die Richterin setzt einen strengen Blick auf, worauf es wieder ruhig wird.
    „Angesichts dieser Vorgeschichte des Verstorbenen, Doktor“, sagt Sevillas, „ist es möglich, dass die Stichwunden, die Sie untersucht haben, selbst zugefügt wurden?“ Sevillas entnimmt die Fotos des Tatorts einem Ordner auf dem Tisch, vergisst dabei aber, dass Max neben ihm sitzt. Er eilt auf den Zeugenstand zu und reicht Smythe die Aufnahmen, jedoch nicht schnell genug, als dass sie Max’ Aufmerksamkeit entgehen könnten. Der entsetzte Blick des Jungen ist beinahe mehr, als er ertragen kann.
    Smythe betrachtet die Fotos. „Man hat mich darüber informiert, dass der Verstorbene die Tendenz zur Selbstverstümmelung hatte. Und ich muss zugeben, dass ich lange darüber nachgedacht habe, welche Bedeutung das für die Wunden haben kann, die ich nach seinem Tod untersucht habe.“ Er hält inne. „Ich möchte meinem Urteil etwas vorausschicken – nämlich, dass ich die sachdienlichen Fotos und meine Obduktionsaufzeichnungen zu diesem Punkt lange studiert habe. Meine Antwort lautet Ja, obwohl es sehr unwahrscheinlich ist, aber diese Wunden könnte er sich selbst zugefügt haben. Es ist möglich.“
    „Vielen Dank, Doktor“, sagt Sevillas schnell, womit er die Frage nach dem Erstickungstod für den Augenblick umgeht. „Jetzt zu einem anderen Punkt. Ich sehe hier, dass Sie die mutmaßliche Tatwaffe, auf die der Staatsanwalt Bezug genommen hat, nie zu Gesicht bekommen haben – ist das richtig?“
    „Ja.“
    „Und wenn die Polizei in der Lage gewesen wäre, das Objekt zu bewahren, dann hätte man im Labor alle Fingerabdrücke und Spuren, die sich darauf finden ließen, identifizieren können. Im Gegenzug hätte die Polizei bestätigen können, ob diese Fingerabdrücke mit denen des Verstorbenen übereinstimmten, und sie hätte Ihnen helfen können, festzustellen, ob der Kamm vom Verstorbenen benutzt wurde, um seinen eigenen Tod herbeizuführen. Ist das korrekt?“
    Langley springt auf. „Euer Ehren! Einspruch – wo wir hier schon von Spekulation reden. ‚Wenn er gesehen hätte, wäre er vielleicht …‘“
    „Ich ziehe die Frage zurück.“ Sevillas wendet sich wieder an den Zeugen. „Doktor, ist es nicht so, dass, wenn die mutmaßliche Tatwaffe noch am Tatort gewesen wäre, als Sie ankamen, Sie in der Lage gewesen wären, Fingerabdrücke vom Kammblatt oder dergleichen zu nehmen, die die Polizei dann mit Fingerabdrücken von Jonas, meinem Mandanten oder auch einer dritten Person hätte vergleichen können?“
    „Es ist natürlich möglich, unter den richtigen Umständen Fingerabdrücke auf einem Metallgegenstand zu sichern.“
    „Lassen Sie mich etwas anderes fragen“, fährt Sevillas fort. „Da Ihnen von der Polizei kein Objekt zur Verfügung gestellt wurde, mit dem Sie die Verletzungen, die Sie untersucht haben, vergleichen konnten, hatten Sie auch keine Möglichkeit, festzustellen, ob sich die Fingerabdrücke meines Mandanten auf einem solchen Objekt befanden, nicht wahr?“
    Smythe lächelt ihn an. „Natürlich nicht, Mr Sevillas.“
    „Und Sie fanden keine latenten Fingerabdrücke auf dem Körper des Toten?“
    „Nein. Das ist selbst unter den besten Umständen nur sehr selten der Fall, und wir sind einfach nicht für diese Art Analyse ausgestattet.“
    „Schön“, murmelt Sevillas. „Lassen Sie mich kurz einen Blick in meine Notizen werfen. Hier steht, dass Sie als Haupttodesursache die Durchtrennung von Oberschenkelschlagader und Oberschenkelarterie ansehen, richtig?“
    „Ja.“
    „Können Sie uns erklären, warum der Tod schneller eintritt, wenn Arterie und Vene gleichzeitig durchtrennt werden?“
    „Natürlich“, erwidert er. „Wie ich bereits zuvor erwähnt habe, erzeugt die Punktierung der Oberschenkelschlagader eine immense Blutung, was nach etwa zehn bis fünfzehn Minuten zum Tod führt. Wenn aber auch noch die Oberschenkelvene punktiert wird, dringt von außen Luft herein und verursacht eine Embolie, was wiederum in wenigen Minuten den Tod herbeiführt.“
    „Ich verstehe. Und was passiert, wenn eine Embolie eintritt?“
    Smythe lehnt sich zurück. „Wenn beide Blutbahnen auf die Art und Weise punktiert werden, die ich beschrieben habe, fällt

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