Mutterliebst (German Edition)

Titel: Mutterliebst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette van Heugten

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das Opfer in einen Schockzustand und verliert das Bewusstsein. Auch wenn man anhand einer Obduktion nicht den exakten Moment feststellen kann, in dem das Opfer das Bewusstsein verliert, kann man jedoch mit Sicherheit sagen, dass es höchstens ein paar Minuten bis zum Eintritt des Todes dauert.“
    Sevillas geht vor dem Richterpult auf und ab. „Und was passiert physisch mit dem Körper, nachdem die Person das Bewusstsein verloren hat und der Tod eingetreten ist?“
    „Die Lunge versagt, und obwohl das Herz extrem schnell schlägt, hat es kein Blut zum Pumpen, denn das ist ja wie bereits erwähnt schon aus den Wunden geflossen. Dadurch erfolgen ein akuter Sauerstoffmangel und üblicherweise Herzversagen.“
    Der Gerichtssaal schweigt.
    „Doktor, Sie erwähnten ebenfalls, dass der Verstorbene petechiale Blutungen hatte“, bemerkt Sevillas. „Was bedeutet das?“
    Der Gerichtsmediziner zuckt die Achseln. „Es bedeutet, dass während der Obduktion geplatzte Blutgefäße in den Augen des Verstorbenen gefunden wurden – und genau genommen auch im Gesicht.“
    „Ist das üblich?“
    „Ja. Es ist ein deutliches Zeichen dafür, dass jemand vor seinem Tod einen Herzanfall hatte.“
    „Also sind Sie der Ansicht, dass Jonas Morrison vor seinem Tod auch noch einen Herzanfall erlitten hat?“
    „Ja.“
    „Doktor, rechnen Sie auch noch in anderen Situationen mit petechialen Blutungen?“
    Smythe schaut ihn an. „Ich weiß nicht, ob ich die Frage verstehe.“
    „Sind petechiale Blutungen stets vorhanden, wenn ein Verstorbener, sagen wir mal, erstickt ist?“
    „Ja, natürlich.“
    „Lassen Sie mich folgende Frage stellen“, erwidert Sevillas. „Da petechiale Blutungen für Strangulationsopfer typisch sind und laut Ihnen in diesem Fall darauf hinweisen, dass Jonas Morrison als Folge einer Luftembolie einen Herzanfall erlitten hat …“, er hält einen Moment inne, „… woher können wir dann wissen, was genau Jonas Morrisons Tod verursacht hat?“
    Smythe hebt eine Augenbraue. „Eine interessante Frage.“
    „Würden Sie mir nicht sogar zustimmen, Doktor, angesichts des Eintrittswinkels der Wunden und der anderen Beobachtungen, die Sie gemacht haben – inklusive der umfangreichen petechialen Blutungen –, dass Sie uns nicht mit absoluter Sicherheit sagen können, ob der Tod des Verstorbenen von seinen eigenen selbstzugefügten Verletzungen stammt oder ob er von jemandem umgebracht worden ist, der vielleicht seine Arterie durchtrennt und ihn gleichzeitig erstickt hat?“
    Smythe holt tief Luft. Dann antwortet er langsam und bestimmt. „Ich kann nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob der junge Mann alleine durch die Durchtrennung der Oberschenkelschlagader und -vene getötet wurde. Was, wie ich vorhin ja schon sagte, durchaus eine selbst zugefügte Verletzung gewesen sein könnte. Und zudem, wie Sie richtig anmerkten, die Möglichkeit eines begleitenden Erstickungstodes nicht ausschließt.“ Er hält inne. „Es ist auch möglich, dass der Tod dadurch verursacht wurde, dass der Mörder die tödlichen Punktierungsverletzungen verursacht und das Opfer zusätzlich stranguliert hat.“
    Sevillas seufzt. „Vielen Dank, Doktor. Es gibt noch einen Bereich, zu dem ich Sie gerne befragen würde, und dann dürfen Sie gehen.“ Er kehrt zum Tisch der Verteidigung zurück und greift nach einem Stapel Papiere, die er Smythe reicht. „Würden Sie für mich einen Blick auf diese Papiere werfen?“ Während Smythe die Dokumente studiert, bringt Sevillas eine Kopie an Langleys Tisch.
    Dann wendet er sich wieder an den Zeugen. „Nun, Dr. Smythe, erkennen Sie, was ich Ihnen da gegeben habe?“
    Smythe durchblättert die Seiten und schaut hoch. „Ja, obwohl ich dieses Dokument zuvor nicht gesehen habe.“
    „Was ist es?“
    „Es scheint ein toxikologisches Gutachten zu einer Blutprobe von einem Max Parkman zu sein.“
    „Einspruch, Euer Ehren!“ Langley ist bereits aufgesprungen. „Das hat absolut keine Relevanz für den Fall, und es sollte ganz sicher nicht durch diesen Zeugen eingeführt werden.“
    Hempstead winkt ungeduldig nach der Kopie von Sevillas’ Dokument. Als sie es liest, ist ihre Miene skeptisch. „Also gut, Mr Sevillas. Ich bin extrem neugierig zu erfahren, wie Sie das miteinander verbinden wollen.“
    Sevillas faltet die Hände vor seinem Körper. „Euer Ehren, es wurde von anderen Zeugen angedeutet, dass Max Parkman sich mehrfach gewalttätig gegenüber dem Verstorbenen gezeigt hat und dass er