Mutterliebst (German Edition)
letzte Aufzeichnungen, ehe sie und Jonas nach Maitland gekommen sind. Sie hofft, dass Doaks zusätzliches Beweismaterial in Mariannes Hotelzimmer gefunden hat. Was sie hat, ist verdammt belastend, aber es ist kein Mord. Noch nicht.
Liebe Dr. Joyce,
Jonas ist drin! Ich hätte nicht stolzer sein können, wenn Harvard ihn angenommen hätte. Und es ist keinen Moment zu früh geschehen. Jonas ist von Rebellion zu physischer Gewalt übergegangen. Gestern Abend saß ich an meinem Frisiertisch, betrachtete mich im Spiegel und gestand mir die einfache Tatsache ein, dass er ein Mann wird. Das ist sicherlich nichts, was ich jemals zulassen wollte, denn all meine anderen Babys wurden mir in so jungen Jahren genommen. Jetzt bin ich gezwungen, eine kreativere Lösung zu finden. Ich muss alle sanften, mütterlichen Gefühle aufgeben und zur Sache kommen. Es besteht eine entscheidende Frage: Welches Leben wird Jonas haben, wenn ich mal nicht mehr da bin? Die Antwort ist klar – gar keins. Ein weiterer Beweggrund ist meine finanzielle Situation. Wenn ich komfortabel leben möchte, kann ich nicht zulassen, dass Jonas ständig meine Reserven erschöpft. Daher habe ich alles bis ins letzte Detail geplant. Ich werde in ein geistiges Kräftemessen mit den Besten der Welt eintreten, deshalb muss alles perfekt geplant sein.
Maitland ist mein großer Augenblick. Ich werde tun, was getan werden muss.
38. KAPITEL
„Erheben Sie sich!“
Stühlerücken und Fußgetrampel klingen auf dem Linoleumboden ungefähr wie die donnernden Hufe einer Viehherde, die früh am Morgen zusammengetrieben wird. Der Gerichtssaal ist brechend voll – jetzt, wo aus dem Büro des Bezirksstaatsanwalts durchgesickert ist, dass Marianne Morrison in den Zeugenstand treten wird. Langley sortiert seine Unterlagen, während Marianne ganz ruhig auf ihrem Platz in der ersten Reihe sitzt. Sevillas hat die Hoffnung aufgegeben, dass entweder Danielle oder Doaks rechtzeitig aufkreuzen werden. Nach der Prügel, die er an diesem Tag bezogen hat, kann er Langleys selbstgefälliges Grinsen kaum noch ertragen.
Max und Georgia sind zurück im Gerichtssaal. Sevillas hofft, dass es Georgia gelungen ist, Max zu beruhigen. Er beugt sich vor und legt einen Arm um die dünnen Schultern des Jungen. „Mach dir keine Sorgen, Kumpel. Ich regle hier alles, bis sie kommt. Ich bin nicht schlecht hier drin, weißt du.“
Max schenkt ihm ein halbherziges Lächeln. Es ist besser als nichts. Georgia drückt von der anderen Seite Max’ Hand. Eingeschlossen zwischen ihnen beiden, scheint er sich ein wenig besser zu fühlen.
„Ich bitte die Anwälte, vorzutreten“, sagt Hempstead. Sie gehen beide zum Richterpult hinüber. Die Richterin betrachtet sie über den silbernen Rand ihrer Brille hinweg. „Willkommen zurück, meine Herren. Nach meiner Uhr ist es jetzt fünf vor halb drei. Mr Langley, können Sie eine realistische Einschätzung abgeben, wann wir hier heute fertig werden?“
Langley nickt. „Jawohl, Euer Ehren. Die Staatsanwaltschaft plant, keine weiteren Zeugen nach Miss Morrison aufzurufen, was unsere Befragung zu der Beweislage des Falles und den Aspekten der vorläufigen Haftentlassung auf Kaution somit abschließt.“ Er wirft einen hinterhältigen Blick auf Sevillas. „Natürlich können wir nicht für die Verteidigung sprechen.“
„Herr Verteidiger?“
Sevillas räuspert sich. „Richterin, da der Bezirksstaatsanwalt den ganzen Tag damit verbracht hat, seine Version der Beweislage zu präsentieren, sieht es so aus, als würde die Verteidigung erst am morgigen Tag die Gelegenheit haben, ihre Sicht des Falles darzulegen.“
Hempstead schaut ihn gereizt an. „Das sehe ich ganz und gar nicht so, Mr Sevillas. Jetzt, wo ich gezwungen war, meinen anderen Fall auf den morgigen Tag zu verschieben, habe ich kein Problem damit, bis spät heute Abend hier zu sitzen. Mir scheint es eher so, dass Ihnen einer Ihrer Mandanten fehlt, den Sie in den Zeugenstand rufen könnten. Oder vielleicht möchten Sie den jungen Mr Parkman befragen?“
Sevillas dreht sich um und blickt auf Max. Die Augen des Jungen blicken flehend wie die eines hungrigen Kindes an einer Straßenecke. Sevillas kehrt zum Tisch der Verteidigung zurück. Max packt ihn am Arm. „Tony, nein!“, zischt er. „Ich kann nicht!“ Sevillas nickt beruhigend und wendet sich wieder an die Richterin. „Wir werden Max Parkman nicht in den Zeugenstand berufen.“
„Nun gut. Mr Langley, lassen Sie uns die Sache
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