Mutterliebst (German Edition)
beiden anzufreunden.“ Ihr Gesicht hellt sich auf. „Jonas war so ein warmer, liebevoller Junge, eine ganz unschuldige Seele. Er hat Menschen geliebt. Hatte ein Herz aus Gold.“ Hempstead wirft ihr einen mitleidigen Blick zu. „Genau genommen hing Jonas sehr an Max.“ Sie seufzt. „Doch von Anfang an hat Max Jonas’ Annäherungsversuche auf unfreundliche Art und Weise zurückgewiesen. Ich habe deutlich erkannt, dass er Jonas aus irgendeinem mir unbekannten Grund gehasst hat.“
„Richterin, das ist lächerlich.“ Sevillas marschiert auf das Richterpult zu. „Jetzt macht sie eine Aussage über die Gefühle meines Mandanten!“
Langleys Stimme ist so sanft wie Seide. „Nein, Tony, sie gibt nur ihren Eindruck von dem wieder, was Ihr Mandant gefühlt hat.“
Die Richterin verdreht die Augen. „Das reicht. Mr Langley, helfen Sie der Zeugin, indem Sie spezifischere Fragen stellen. Und Mr Sevillas“, fügt sie gelassen hinzu, „Sie müssen schon verstehen, dass ich der Staatsanwaltschaft größeren Spielraum bei dieser Zeugin gestatte. Denken Sie daran, dass ich durchaus in der Lage bin, angemessene von unangemessenen Zeugenaussagen zu unterscheiden. Sie müssen mir in dieser Hinsicht vertrauen.“
Sevillas würde lieber seinen Erstgeborenen dem Teufel überlassen. „Jawohl, Richterin.“
Sie wendet sich noch einmal an Sevillas. „Und ich möchte Sie an eines erinnern, Herr Verteidiger: Wenn Ihre andere Mandantin hier wäre, dann könnte sie uns ihre eigenen Beobachtungen hinsichtlich der Beziehung zwischen ihrem Sohn und dem Verstorbenen schildern, nicht wahr?“
Sevillas nickt knapp und nimmt wieder Platz. Verdammt noch mal! Danielle hat wirklich Glück, dass sie jetzt nicht hier ist. Es würde ihm wirklich gut gefallen, sie Hempstead lebendig zum Fraß vorzuwerfen. Es entsteht ein leises Raunen, als Georgia Max zu seinem Platz zurückführt. Sevillas ist derart auf die Befragung konzentriert, dass er es kaum bemerkt.
„Miss Morrison“, hebt Langley an, „stimmt es, dass Max Parkman in regelmäßigem Kontakt zu Ihrem Sohn stand?“
Marianne nickt. „Ja, das ist korrekt. Danielle und ich haben so viel Zeit miteinander verbracht, und natürlich habe ich ihr vertraut, sowohl Max als auch Jonas zu beaufsichtigen.“ Ihre Augen beginnen zu schimmern, als sie sich erneut an Hempstead wendet. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie oft ich mir seitdem gewünscht habe, ich wäre nicht so vertrauensselig gewesen.“
Langleys Gesicht spiegelt einstudierte Besorgnis wider. „Und was genau haben Sie beobachtet, das sich zwischen Max und Jonas abgespielt hat, wenn die beiden zusammen waren?“
„Am Anfang“, erwidert sie, „schien Max Jonas’ Annäherungsversuche zu ignorieren. Als Max dann immer psycho…“ Sie dreht sich zu Hempstead um. „Es tut mir leid, Euer Ehren. Max wurde immer feindseliger gegenüber Jonas.“
„In welcher Hinsicht?“, hakt der Staatsanwalt nach.
Sie wirft ihm einen kummervollen Blick zu. „Ich habe persönlich ein paar dieser Vorkommnisse miterlebt, die jedes Mal schlimmer wurden. Es fing alles damit an, dass Jonas versucht hat, Max gegenüber freundlich zu sein – Sie wissen schon, er setzte sich neben ihn, wollte ihm ein Spielzeug geben, solche Dinge. Als die Tage vergingen, zeigte sich Max zunehmend irritiert, und er schlug Jonas, wenn er glaubte, dass gerade niemand hinsah. Ich habe Danielle davon berichtet, aber sie hat behauptet, Max würde so etwas nicht tun.“ Ein heftiger Schluchzer entringt sich ihrer Kehle. „Wenn ich doch nur meinem Sohn geglaubt hätte anstatt Danielle. Aber woher hätte ich wissen sollen, dass Max’ Veränderung ihr eine solche Angst einjagte, dass sie lügen würde, um ihn zu beschützen?“
Langley nickt mitfühlend und reicht ihr ein weiteres Taschentuch. „Und was war das schlimmste dieser Vorkommnisse?“
Marianne wischt über die Sturzbäche an Mascara, die ihr über die Wangen strömen. „Es fällt mir so schwer, darüber zu reden. Eines Morgens saßen Jonas, Danielle, Max und ich im Fernsehzimmer. Es war ganz friedlich. Ich habe gestrickt, und Jonas hat die Wolle für mich gehalten. Wie üblich lag Max schlafend auf dem Sofa. Irgendwann stand Danielle auf, um draußen eine Zigarette zu rauchen – etwas, was sie sehr oft getan hat. Jonas ist zu Max hinübergegangen und hat ihn sanft geweckt. Als Jonas versuchte, ihn freundschaftlich zu umarmen, ist Max völlig ausgerastet. Er sprang auf, schrie Jonas an, und dann
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