Mutterliebst (German Edition)
gesehen. Wir sind oft gemeinsam zum Lunch oder Dinner gegangen. Natürlich war ich sehr mit Dr. Hauptmann und den anderen Ärzten beschäftigt, die ich auf Jonas’ diverse Störungen aufmerksam gemacht habe.“
„Würden Sie sagen, dass Sie beide Freundinnen geworden sind?“
Marianne schaut Hempstead an, die ihr wiederum einen Blick über den Brillenrand zuwirft. „Meiner Ansicht nach sind wir in sehr kurzer Zeit sehr gute Freundinnen geworden.“ Ihre blauen Augen wirken offen und ehrlich. „Da war diese Frau, so liebenswert, fürsorglich und intelligent – noch dazu Anwältin –, insofern habe ich ihr bedingungslos vertraut. Als Max so psychotisch wurde, begann Danielle, zusammenzubrechen …“
Max springt auf. „Das stimmt nicht!“
Die Richterin klopft laut mit ihrem Hammer auf das Pult. „Gerichtsdiener, entfernen Sie Mr Parkman aus dem Gerichtssaal. Ich habe genug von seinen Ausbrüchen.“
„Aber Euer Ehren!“, protestiert Sevillas.
Hempstead hält ihre Hand hoch, während Max von dem Gerichtsdiener aus dem Raum geführt wird. Georgia folgt den beiden. Danach wendet sich die Richterin wieder an Marianne. „Und Miss Morrison, bitte beschränken Sie Ihre Aussage auf die Fakten, nicht auf Ihre Meinung zu den psychiatrischen Problemen des Angeklagten.“
„Bitte verzeihen Sie mir, Euer Ehren“, entgegnet sie rasch. „Es wird nicht wieder vorkommen.“
Hempstead bedeutet Langley mit einem Nicken, fortzufahren.
„Könnten Sie einen typischen Tag in Maitland für uns beschreiben?“
Marianne hebt ein Wasserglas an ihre rosigen Lippen und nimmt einen Schluck. „Nun, ich bin jeden Morgen um sieben Uhr dort angekommen. Auf diese Weise konnte ich Dr. Hauptmann bei seiner Morgenvisite abpassen und die neuesten Informationen zu Jonas bekommen. Nachdem wir miteinander gesprochen hatten, habe ich Jonas zum Frühstück in die Cafeteria gebracht. Dann kehrten wir zurück, setzten uns auf die Couch und verbrachten Zeit miteinander.“ Sie blickt zu der Richterin. „Normalerweise kam Danielle nicht vor neun. Dann brachte ich sie auf den neuesten Stand in Sachen Max …“
Langley schaut sie gespielt überrascht an. „Sie haben Miss Parkman auf den neuesten Stand zu ihrem eigenen Sohn gebracht?“
Marianne nickt. „Nun, natürlich. Aus welchem Grund auch immer haben die Ärzte Danielle nur zwei kurze Besuche pro Tag bei ihrem Sohn gestattet, wohingegen ich freien Zugang zu Jonas hatte. Also habe ich ihr, wenn sie dann endlich kam, mitgeteilt, wie Max aussah, was er tat – solche Dinge eben.“
Sevillas starrt seinen Notizblock an.
„Und dann?“
„Dann haben Danielle und ich uns zusammengesetzt und eine Tasse Kaffee getrunken.“
„Wo war Jonas während dieser Zeit?“
„Neben mir natürlich.“
„Und Max Parkman?“
„Anfangs saß er Danielle gegenüber, aber später war er fast immer in seinem Zimmer.“ Sie wendet sich an die Richterin. „Ich werde nicht erwähnen, welche psychiatrischen Probleme dieses Kind hat, weil Sie es mir verboten haben, aber lassen Sie mich nur so viel sagen: Ihm wurden enorme Mengen psychotropischer Medikamente gegeben.“
Als Sevillas bereits Anstalten macht, Einspruch zu erheben, winkt Hempstead ab. „Fahren Sie fort, Miss Morrison.“
„Max hat tagsüber sehr viel geschlafen“, sagt sie. „Soweit ich von den Schwestern erfahren habe, hat er nachts fast die ganze Zeit getobt und musste sediert werden. Ich bin sicher, dass er deshalb so müde war …“
„Erneut Einspruch, Euer Ehren!“ Sevillas steht. „Ist es möglich, dass die Zeugin uns nur erzählt, was sie wirklich beobachtet hat, anstatt aufgrund von Hörensagen Spekulationen über Max Parkmans Aktivitäten abzugeben?“
„Richterin“, schaltet sich Langley ein, der betont unschuldig tut, „bitte verzeihen Sie Miss Morrison. Sie versucht nur, so umfassend wie möglich zu antworten.“ Er wendet sich an Marianne. „Nur Ihre wirklichen Beobachtungen, bitte, Miss Morrison.“
Marianne nickt. Sie wirkt entsprechend gemaßregelt. „Es tut mir leid.“
„Lassen Sie uns zu einem anderen Punkt übergehen.“ Langleys Augen erinnern Sevillas an eine Kakerlake, die über den Fußboden krabbelt. „Bitte schildern Sie uns die spezifischen Beobachtungen, die Sie hinsichtlich der Interaktionen zwischen Max Parkman und Ihrem Sohn gemacht haben.“
Marianne glättet ihren Rock. „Nun, angesichts der vielen Zeit, die die beiden mit uns verbracht haben, hat Jonas natürlich versucht, sich mit
Weitere Kostenlose Bücher