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Mutterliebst (German Edition)

Mutterliebst (German Edition)

Titel: Mutterliebst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette van Heugten
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zitternde Marianne erneut zu trösten, erfasst sie ein schrecklicher Gedanke. Ihr Junge ist wirklich völlig außer Kontrolle geraten. Sie kennt ihn nicht mehr – diesen gewalttätigen Fremden. Eine wilde, primitive Furcht bemächtigt sich ihrer. Wo ist mein Sohn? Ihr Herz flüstert ihr die Wahrheit zu. Er ist an einem Ort, an dem sie ihn nicht erreichen kann. Werde ich ihn jemals zurückbekommen?

6. KAPITEL
    Am nächsten Morgen sitzen Danielle und Max auf einer Bank im Hof des Krankenhauses. Er wirkt noch immer angeschlagen von dem Monster-Beruhigungsmittel, das Schwester Kreng ihm verabreicht hat. Danielle legt einen Arm um seine Schulter und drückt ihn. Als er sie daraufhin ganz kleinlaut und scheu anblickt, ist sie davon überzeugt, dass er sein gestriges Verhalten furchtbar bereuen muss. Nach reiflicher Überlegung ist sie zu der Erkenntnis gekommen, dass diese abscheuliche Sache nur ein unglücklicher Zufall gewesen ist. Sie weiß, dass Max schreckliche Angst davor hat, er könnte genauso sein wie die anderen Patienten auf der Station, und Jonas ist, auch wenn es schmerzt, das zu sagen, das abschreckendste Beispiel, das man tagtäglich vor Augen haben kann. Danielle ist sicher, dass Jonas Max einfach überrascht und ihr Sohn eine Kurzschlussreaktion gezeigt hat. So muss es gewesen sein.
    „Wie geht es dir, Sweetheart?“
    Max löst sich aus ihrer Umarmung und dreht sich zu ihr um. Sein Gesicht wirkt blass und besorgt. „Ich fühle mich – komisch. Es ist, als wären die Dinge in meinem Kopf ein einziger Mischmasch.“
    „Was meinst du damit?“ Sie bemüht sich, unbekümmert zu klingen.
    Er macht die Schotten dicht. „Vergiss es. Es ist nichts.“
    „Max, wir müssen darüber reden, was gestern passiert ist.“
    Trotzig starrt er sie an. „Was ist damit?“
    „Warum hast du Jonas angegriffen?“
    Max wird rot. „Es war nicht meine Schuld! Der Typ ist auf mich losgegangen, während ich geschlafen habe. Ich habe ihn nur von mir weggestoßen, und da ist er gefallen. Er ist ein Freak – ständig starrt er ganz verträumt in die Welt hinaus und treibt alle in den Wahnsinn.“
    „Aber Marianne sagt, du hättest ihn geschlagen.“
    Max springt von der Bank auf und zeigt wütend mit dem Finger auf sie. „Dann ist sie eine gottverdammte Lügnerin!“
    Danielle beschließt, das Thema zu wechseln. Auf diese Weise kommen sie nicht weiter. „Okay, Max. Komm, setz dich wieder hin.“
    Er setzt sich tatsächlich, diesmal allerdings an das andere Ende der Bank, so weit weg von ihr wie möglich.
    Danielle seufzt. „Geht es dir körperlich gut?“
    Er zuckt die Achseln. „Ich schätze schon. Mir ist ein bisschen übel.“
    „Das sind nur die neuen Medikamente.“ Ganz bewusst erwähnt sie das Beruhigungsmittel nicht. Kein Grund, einen weiteren Ausbruch zu riskieren. Sie tätschelt seinen Arm. „Der Arzt sagt, dass du dich in ein paar Tagen besser fühlen wirst.“ Max schnaubt verächtlich, lehnt sich zurück und schließt die Augen. Danielle holt tief Luft, dann stellt sie ihm die entscheidende Frage. „Fühlst du dich weniger … niedergeschlagen?“
    Max öffnet die Augen gerade so weit, dass er sie düster anstarren kann. „Fang nicht damit an, Mom.“
    Danielle nickt und bemüht sich, so zu wirken, als wäre alles in bester Ordnung. Sie dreht ihr Gesicht in die Sonne. Für eine Weile sitzen sie in einträchtigem Schweigen nebeneinander. Dann rückt Max näher an sie heran und legt eine Hand auf ihren Arm. „Mom?“
    „Was ist, Honey?“
    In seinen Augen spiegelt sich eine Furcht, die er nicht vor ihr verbergen kann, auch wenn er sich noch so große Mühe gibt. Sein Augenbrauen-Piercing wirkt besonders kalt und hässlich im Kontrast zu den dunklen Schatten, die unter seinen Augen liegen. „Dr. Reyes-Moreno sagt, dass sie heute einige Tests mit mir durchführen will – wenn ich nicht zu schläfrig bin.“ Er ist einen Moment still, die Hände hat er im Schoß gefaltet. Traurig blickt er sie an. „Wenn die Tests abgeschlossen sind, werden sie mir dann sagen, dass ich verrückt bin?“
    Alles in ihr verkrampft sich, während sie sich verzweifelt bemüht, normal zu sprechen. „Du bist nicht verrückt.“
    Max sackt in sich zusammen. Er weicht ihrem Blick aus. Danielle versucht, seine Hände zu ergreifen, doch er zuckt zurück. „Ja, klar“, murmelt er. „Deshalb bin ich ja auch hier. Ist dir mal aufgefallen, dass der Rest dieser Idioten irre ist? Ganz zu schweigen von dem Freak von

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