Mutterliebst (German Edition)
reißt sie die Tür auf. Die Szene, die sie dort erwartet, ist der pure Irrsinn.
Dwayne, der riesenhafte Pfleger, drückt Max auf den Boden und hält ihn im Klammergriff, sodass er sich nicht rühren kann. „Geh runter von mir, du verdammtes Arschloch!“ Max zappelt, strampelt und schreit. „Wichser!“
Dwayne hält ihn ohne sichtbare Anstrengung fest. Seine Miene ist völlig ausdruckslos, so als hätte er es täglich mit wilden Tieren zu tun.
Naomi, deren fettiges schwarzes Haar hin und her fliegt, sieht sich einem jungen Krankenwärter gegenüber, der sie einzufangen versucht. Sie tritt ihm in die Eier. Stöhnend sinkt der Mann auf den Fußboden. Ein weiterer Pfleger, dieser älter und größer, tritt von hinten an sie heran und schlingt seine Arme um sie. Naomi reißt sich aber los und umtänzelt ihn, wobei sie kurze, schlagende Bewegungen mit den Händen vollführt. Ihre Stimme klingt krächzend. „Willst du dasselbe wie er? Dann komm her, du Schwachkopf!“ Sie gräbt die schwarz lackierten Fingernägel in die Handflächen, wirbelt herum und landet einen heftigen Tritt gegen seine Schulter. Auch dieser Pfleger ist unerbittlich, als er sie schreiend und zeternd den Gang hinunterschleift.
Jonas liegt bewusstlos auf dem Boden. Blut strömt aus einer Wunde an seiner Stirn. Marianne hockt neben ihm, wiegt seinen Kopf und gibt Wehlaute von sich. Schwester Kreng beugt sich über sie. „Treten Sie zur Seite, Mrs Morrison! Ich kann das Ausmaß seiner Verletzung nicht untersuchen, solange Sie nicht von ihm ablassen.“ Schluchzend lässt Marianne ihren Sohn los und bedeckt ihren Mund mit einer Hand.
Danielle eilt zu Max hinüber, während Dwayne aufsteht und ihn mit sich hochzerrt. „Miss Parkman“, sagt er ruhig, „ich bringe Max jetzt in sein Zimmer zurück.“
„Lass mich los, du Bastard!“ Max krümmt sich zusammen und tritt ihn mit der Ferse. Daraufhin verändert Dwayne lediglich leicht die Stellung, was Max erneut jeglichen Bewegungsspielraum nimmt.
Danielle packt Max’ Arm und hastet neben den beiden den Korridor entlang. Sie hört ihre eigene Stimme, die schrill und verzweifelt klingt. „Max! Was in aller Welt ist passiert?“
Max’ Kopf schnellt zu ihr herum. „Dieser Freak Jonas ist auf mich losgegangen – das ist passiert!“
„Was meinst du damit?“
„Ich habe auf der Couch geschlafen, und das Nächste, was ich bemerke, ist, dass dieser Typ seine Arme um mich geschlungen hat! Er hat nur bekommen, was er verdient hat!“
Entsetzen stiehlt sich in Danielles Herz. „Du hast ihn geschlagen? Max …“
„Lassen Sie es einfach gut sein, Miss Parkman“, schaltet sich Dwayne ein, der nun ob der Anstrengung, Max hinter sich herzuziehen, doch leicht keucht. „Ich muss ihn hier wegschaffen.“
Danielle sieht hilflos zu, wie er Max in sein Zimmer verfrachtet. Sie rennt zu Marianne zurück und bemerkt zum ersten Mal die leuchtend roten Blutflecken auf deren weißem Hosenanzug. Jonas liegt mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Er wird halb von der Couch und dem Wohnzimmertisch verdeckt. Schwester Kreng hilft ihm mühsam hoch und drängt ihn auf das Sofa. Seine Augen öffnen sich kurz, zeigen Angst und Schrecken, und schließen sich sofort wieder.
„Jonas.“ Schwester Krengs Stimme ist laut und fest. „Mach die Augen auf.“ Augenblicklich gehorcht der Junge. „Jetzt schau auf meine Finger. Wie viele siehst du?“ Jonas’ verängstigter Blick richtet sich auf ihre Hand. Er schüttelt den Kopf, stöhnt und vergräbt sein Gesicht in Schwester Krengs üppiger Oberweite. Die schaut vorwurfsvoll zu Danielle hinüber. „Sehen Sie, was Ihr Sohn getan hat? Er hat diesen armen Jungen übel zugerichtet!“
Danielle kniet sich vor Jonas. Tränen glitzern in ihren Augen. „Oh, Jonas, es tut mir so leid … ich …“ Ihre Hand wird fortgeschlagen.
„Setzen Sie sich, Miss Parkman!“ Schwester Kreng schnauzt sie derart heftig an, dass sie sofort gehorcht und beinahe auf die Couch fällt. Drei besorgte Schwestern helfen Kreng dabei, Jonas in sein Zimmer zu bringen.
Marianne schluchzt und greift sich mit beiden Händen an den Hals. Sie ist so weiß, dass Danielle Angst hat, sie könne in Ohnmacht fallen. Sofort eilt sie an ihre Seite. „Marianne, oh Marianne – was kann ich sagen?“ Marianne wirft sich in Danielles Arme und weint herzzerreißend.
Schwester Kreng kehrt zurück, wirft einen vernichtenden Blick auf Danielle und legt eine Hand auf Mariannes Arm. Die schaut völlig benommen
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