Mutterliebst (German Edition)
gestellten Arbeitsstunden hat mein Erfolg im Baines-Fall der Kanzlei einen Geldregen von mehreren Millionen Dollar beschert. Außerdem habe ich mehrere neue, wichtige Klienten akquiriert, die der Firma weitere Millionen einbringen.“
Erneutes Papierrascheln. Danielle weiß, dass die Partner ihre Zahlen überprüfen.
„Sie sind eine sehr intelligente, junge Anwältin, und Ihre Arbeitsmoral ist extrem beeindruckend“, lobt Lowell. Ein Murmeln entsteht um den Tisch herum, von dem Danielle nur hoffen kann, dass es Zustimmung bedeutet. „Nun, einige der anderen Partner werfen mir bereits ungeduldige Blicke zu, weshalb ich jetzt Ted Knox das Zepter übergebe.“
Danielle versteift sich. Knox ist ein kleiner Mann – mit all den dazugehörigen Komplexen – und ein Speichellecker Lymans. Er verlässt sich darauf, dass Lyman ihm den Großteil seiner Fälle zuschanzt. Ohne ihn würde Knox nicht mal einen Job als Rechtsanwaltsgehilfe ergattern. Was sie jedoch noch mehr beunruhigt, ist die Tatsache, dass er auch ein Trinkkumpan von E. Bartlett ist. Wenn Lyman und E. Bartlett sich tatsächlich verbündet haben, dann gibt Knox den perfekten Pitbull für sie ab. E. Bartlett blättert zu einer weiteren Seite seiner Zeitschrift. Danielle spürt, wie sich ein scharfer Druck hinter ihren Schläfen aufbaut.
Knox räuspert sich und blickt sie aus seinen blassgrauen Augen an. „Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, mit uns zu reden, Danielle. Wir bedauern, dass Ihre persönlichen Probleme – worum auch immer es sich dabei handeln mag – Sie so lange vom Büro ferngehalten haben. Genau genommen gibt es einige von uns – viele, um ehrlich zu sein –, die Vorbehalte gegen Ihr Gesuch, Partnerin zu werden, haben.“ Er wirft Lyman ein gerissenes Grinsen zu. „Nun, wie Lowell bereits erwähnte, stellt niemand Ihre Arbeitsstunden infrage. Sie erbringen Spitzenleistung – Sie sind eine sehr gute Gesellschafterin. Aber ich bin sicher, dass Sie mir in einer Hinsicht zustimmen werden: Es gehört mehr zu einer Partnerschaft bei Blackwood & Price, als lange zu arbeiten.“
Danielle würde ihn am liebsten fragen, ob die Hauptvoraussetzung darin besteht, einen Penis zu besitzen. Mühsam beißt sie sich auf die Zunge.
„Ich will es ganz offen aussprechen.“ Seine Stimme klingt pedantisch. „Zunächst einmal ziehen wir eigentlich keine Gesellschafter in nähere Erwägung, die weniger als zehn Jahre bei uns sind. Sie befinden sich erst in Ihrem sechsten Jahr. Zum anderen sind die meisten von uns nicht mit Ihrer Arbeit vertraut, was sicherlich kein Problem ist, das Sie geschaffen hätten, aber es ist nun mal dennoch ein Problem. Und drittens haben Sie durchaus bewiesen, dass Sie über gewisse Marketingkenntnisse verfügen, aber das Marketing wird in dieser Firma von den Partnern betreut, und zwar ausschließlich von den Partnern.“
Danielle umklammert die Stuhllehnen so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortreten. Wie gern würde sie etwas entgegnen, doch sie muss erst sichergehen, dass die kleine Ratte fertig ist.
Knox’ Stimme klingt jetzt wie zuckersüßer Sirup – so klebrig wie die altmodische Pomade, mit der er die drei verbleibenden Haare auf seinem kahlen Schädel festklebt. „Lassen Sie mich auf einen der problematischsten Aspekte Ihrer Kandidatur zur Partnerin eingehen.“
„Und welcher wäre das?“, fragt sie.
„Michael Sterns.“
Danielles Mund ist plötzlich wie ausgetrocknet, dennoch gelingt es ihr, zu sprechen. „Michael Sterns ist mein Mandant, wie Sie wissen. Ich habe ihn vor drei Jahren in die Kanzlei gebracht, und die gerichtliche Sammelklage, die ich für ihn ausarbeite, ist und wird auch weiterhin für die Firma extrem lukrativ sein. Genau genommen hat allein dieser Fall in den vergangenen neun Monaten annähernd dreihundertfünfzigtausend Dollar eingebracht.“
Jetzt heben sich Köpfe, und Blicke richten sich auf sie. Nichts erregt einen Partner so sehr wie die Rede von den wirklich großen Honoraren. Knox lehnt sich in seinem Stuhl zurück. „Ja, wir sind uns durchaus bewusst, was für ein guter Klient Mr Sterns ist.“
„Dann können Sie sicher verstehen, wie sehr es mich freut, Ihnen mitteilen zu können, dass Mr Sterns mir versichert hat, dass ich auch in Zukunft all seine juristischen Angelegenheiten vertreten soll – auch wenn ich nur eine Gesellschafterin bin.“ Diese letzte Spitze kann sie sich nicht verkneifen. Knox ist ein richtiggehendes Arschloch, und wenn es ihm und
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