Mutterliebst (German Edition)
seiner Medikation erhalten …“
„Oh, Gott“, stammelt Danielle. „Geht es ihm gut?“
Fastow wirft ihr einen ruhigen Blick zu. „Natürlich.“
Reyes-Moreno ergreift Danielles zitternde Hände. „Max ruht jetzt in seinem Zimmer. Er wird die Überdosis ausschlafen und dann sehr bald wieder ganz normal sein.“
„Normal?“ Danielle befreit sich aus dem Griff der Ärztin. „Ihm eine Überdosis zu verabreichen ist also normal? Ich will ihn sehen.“
„Im Moment gibt es nichts zu sehen, Danielle.“ Reyes-Morenos Stimme klingt wie Balsam. „Er schläft. Ich versichere Ihnen, dass wir Sie rufen, sobald er aufwacht.“
Danielle sitzt da wie erstarrt. Plötzlich ist alles nur noch unerträglich – dass sie Max an diesen Ort gebracht hat, dass er diese erschreckenden Gewaltausbrüche zeigt, die Andeutung, dass ihr Beharren darauf, bei ihrem Kind zu bleiben, seine Behandlung gefährdet, und das noch viel stärkere unterschwellige Gefühl, dass die Anwesenheit ihres Sohnes hier irgendwie ihr Fehler ist. Es impliziert, dass sie als Mutter schon längstens die Anzeichen hätte sehen müssen. Sie hätte, lange bevor er nach Maitland kam, erkennen müssen, wie schwerwiegend seine Probleme sind. Ihre Furcht verwandelt sich in Zorn. „Es reicht. Ich habe endgültig genug. Warum sagen Sie mir nicht endlich, wie so etwas passieren konnte? Sie leiten hier angeblich das beste psychiatrische Klinikum des Landes – zumindest wenn man den Experten Ihres Fachs Glauben schenken darf –, und sobald ich nur eine Minute weg bin, geben Sie meinem Kind eine Überdosis!“ Ihr Kopf schnellt ruckartig zu Fastow um. „Und hier haben wir diesen Medikamenten-Guru, den berühmten Psychopharmakologen, der einen kolossalen Mist verbockt hat …“
„Miss Parkman, ich muss mich gegen Ihre Anschuldigungen verwahren.“ Fastows blasse, mürrische Augen richten sich auf sie. Er beugt sich in seinem Stuhl vor, wobei er Kopf und Hände wie in einem Gebet hält. „Ich bin mir sicher, dass das alles sehr verstörend für Sie ist, aber es handelt sich um einen Fehler des Personals, nicht um einen Fehler im Rezept, das ich ausgestellt habe.“
All ihre aufgestaute Frustration, die Furcht und die Wut brechen aus ihr heraus. „Mir ist völlig egal, wer die Scheiße gebaut hat – und das ist das einzige Wort dafür –, aber das ist mein Junge da drin. Wer weiß schon, was eine solche Überdosis mit ihm anstellt?“ Sie schüttelt den Kopf, als Fastow etwas zu entgegnen versucht. „Passen Sie auf – Sie beide –, ich war mehr als geduldig und kooperativ, seit wir hierhergekommen sind. Als ich Ihnen erklärt habe, dass ich hier bei meinem Sohn bleiben will, haben Sie mir gesagt, ich soll nach Hause fahren. Dann gestatten Sie mir lediglich beaufsichtigte Besuche, so als wäre ich eine Art Axtmörderin. Und jetzt erzählen Sie mir, dass Max einen Patienten attackiert hat. Es ist einfach zu viel!“
Fastow verschränkt perplex die Arme über der Brust. Reyes-Moreno blickt verständnisvoll. Erneut tätschelt sie Danielles Arm. Die kann sich nur mit Mühe beherrschen, die Hand nicht abzuschütteln. „Danielle“, murmelt die Ärztin sanft, „Sie müssen bedenken, dass wir es mit einem jungen Mann zu tun haben, der sehr schwere Probleme hat – der offensichtlich suizidgefährdet ist, der jetzt auch noch psychotische Schübe zu haben scheint, und der besorgniserregend gewalttätig wird. Diese Dinge brauchen Zeit, weshalb wir nicht gern mit den Eltern sprechen, bevor wir eine wirkliche Diagnose abgeben können.“
Danielle spürt, wie die Wut in ihr abflaut. Jetzt hat sie nur noch eine Heidenangst. Was stimmt nur nicht mit Max? Kann es sein, dass dieses psychotische Verhalten der „wahre“ Max ist – wer auch immer das sein mag – und dass es jetzt herauskommt, weil er nicht mehr seine alten Medikamente bekommt? Sie seufzt. Doch das hier ist kein Gerichtssaal, in dem sie rechtschaffene Empörung – egal wie gerechtfertigt sie auch sein mag – zu ihrem Vorteil verwenden kann. Sie ruft sich in Erinnerung, dass Maitland und seine Ärzte die Besten im Lande sind. Es spielt keine Rolle, ob sie sich über Fastows Arroganz ärgert. Nur Max allein ist wichtig. Und wenn Max gewalttätiges, psychotisches Verhalten zeigt, dann braucht er dringend ihre Hilfe, und die gewährt sie ihm am besten, wenn sie diese Ärzte ihre Arbeit machen lässt. Sie wendet sich an Fastow. Ihre Stimme zittert, wie immer, wenn ihr Zorn der Angst weicht. „Ich
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