Mutterliebst (German Edition)
sprechen, und ich wette mindestens hundert Dollar darauf, dass sie sich in der großen Kiste da drüben befinden.“ Er streckt einen verkrümmten Zeigefinger aus. „Zum einen haben sie Bänder.“
Danielle denkt sofort an die weißen Kameras, die von jedem Zimmerdecke in Maitland hinunterstarren. Oh, Gott. Das bedeutet, dass sie bereits wissen, dass Max den Kamm in der Hand hatte, ehe sie ins Zimmer kam, oder, der Himmel verhüte es, dass sie ihn auf Band haben, wie er Jonas tatsächlich tötet. Aber wenn Max es nicht getan hat, dann müssen sie wissen, wer es in Wirklichkeit war. Sie versucht, ruhig zu klingen. „Welche Bänder?“
Doaks zuckt die Achseln. „Sie haben Kameras in jedem Raum und an den Sicherheitsausgängen. Sie filmen die Schwesternstation und die Hauptsicherheitsposten.“
„Willst du uns damit sagen, dass sie den Mord aufgezeichnet haben?“, fragt Sevillas.
Danielle hält den Atem an. Doaks trinkt noch einen Schluck Kaffee. „Diese Scheißer? Nee, es ist eine einzige weiße Leere – das ganze Band.“
Ihr Herzschlag setzt wieder ein. „Hat die Kamera versagt?“
„Sieht mehr so aus, als hätte sie jemand manipuliert.“ Er schenkt ihr einen Blick, den sie mehr als bohrend findet.
Es ist ihr egal. Max ist sicher. Und eine weiße Leere ist besser, als wenn die Geschworenen sehen könnten, wie Max mit einem blutbesudelten Kamm in der Hand dasteht. Zumindest ist er nicht schlimmer dran als noch vor ein paar Minuten. Rasch schiebt sie den Gedanken beiseite, wie schnell sie die Möglichkeit in Betracht gezogen hat, dass das Band zeigen könnte, wie Max Jonas tötet. Nach allem, was gesagt und getan wurde, könnte dies sehr gut die tragische Wahrheit sein. Vielleicht ist sie die Verrückte, diejenige, die Max’ Schuld standhaft leugnet, obwohl alle Beweise auf ihn hindeuten.
Doaks streckt wieder einen verkrümmten Finger aus. „Aber die Bänder, die sie haben, sind wahre Prachtexemplare, sagt Barnes. Max, wie er auf den Verstorbenen losgeht, wie er nachts ausflippt; Sie, wie Sie alles abstreiten, was die Ärzte sagen. Was auch immer Sie suchen, sie haben es.“ Er dreht sich zu Danielle um. „Wir müssen uns alle Bänder gemeinsam ansehen.“
Sie nickt. „Hören Sie, ich muss Ihnen beiden etwas sagen. Ich glaube, dass ich jemanden draußen vor Jonas’ Fenster gesehen habe, während ich in dem Zimmer war.“
Sevillas beugt sich vor. Seine Augen funkeln eifrig. „Wer war es?“
„Ich konnte kein Gesicht sehen. Es war nur ein Farbblitz, ein verschwommener Fleck.“ Sie schüttelt den Kopf. „Tut mir leid. Alles, worauf ich mich in diesem schrecklichen Zimmer konzentrieren konnte, waren Jonas und Max.“
Tonys braune Augen wirken perplex. „Warum hast du mir das nicht eher gesagt?“
Sie errötet, aber ihre Stimme klingt fest. „Weil ich mir nicht sicher war.“
„Und jetzt bist du es?“
„Sicher genug, um es zu erwähnen.“
Doaks und Sevillas tauschen einen Blick aus. Doaks geht zu der Kaffeekanne hinüber. „Nun, das und ein Dollar dazu reichen nicht aus, um mir diesen Kaffee hier zu kaufen.“
Danielle reagiert gereizt. „Es zeigt, dass jemand anders in dem Zimmer gewesen sein kann und dann hinausgelaufen ist, als er mich hörte.“
Er kehrt zurück und verschüttet dabei Kaffee von der Tasse auf die Untertasse. „Wer denn zum Beispiel – der kopflose Reiter?“
„Zum Beispiel die Person, die Jonas getötet hat und auch Max umbringen wollte.“ Sie wirft ihm einen scharfen Blick zu. „Und die mich vermutlich auch getötet hätte, wenn ich fünf Minuten früher hereingekommen wäre.“
Doaks hebt seine Tasse an und grinst. „Touché, Miss P.“
Sie muss sein Lächeln erwidern, sie kann nicht anders.
Das Telefon klingelt. Sevillas drückt einen Knopf und hört zu. „Stellen Sie ihn durch.“ Es entsteht eine kurze Pause. „Ich bin der Anwalt von Miss Parkman. Einen Moment bitte.“
Danielles Herz macht einen Satz, als Sevillas ihr bedeutet, den Hörer zu nehmen, aber ihn mit ihm zu teilen, sodass er mithören kann. Rasch steht sie auf und ergreift mit zitternden Händen den Hörer. „Max? Max, bist du das, Honey?“
„Mom!“ Die Stimme, die sie wie keine andere liebt, ist so stark, so real, dass sie beinahe die Hand ausstrecken und sie berühren kann. Wenn dieses eine Wort nicht so herzzerreißend und verängstigt geklungen hätte, dann würde sie jetzt einen Freudentanz aufführen. „Wo bist du? Wann kann ich dich sehen?“
„Pst, Sweetheart,
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