Mutterliebst (German Edition)
Hand. Diese Information wird sie mit ins Grab nehmen.
Sevillas und Doaks sind von ihrem kurzen Gang ins Badezimmer zurückgekehrt. Es ist ihr ein Rätsel, warum Männer die wichtigsten Gespräche führen, während sie ihre Penisse über ein Urinal halten. In diesem Fall ist es allerdings kein Mysterium, weshalb sie sich zurückgezogen haben. Um ihre Story durchzugehen. Um zu sehen, ob sie sie ihr abkaufen. Um zu überlegen, wie sie darauf eine Verteidigung aufbauen können.
Sevillas schenkt eine weitere Tasse Kaffee ein, ehe er sich zu ihr gesellt. Doaks lässt sich auf seinen Stuhl fallen und sticht eine Gabel in die Reste seines Gebäcks. Die schwarze Box steht auf dem Ende des Konferenztisches und wartet.
„Also“, sagt Sevillas, „wir haben die Grundzüge ihres, also Maitlands Falls umrissen. Wir haben deine Version gehört. Was wir noch nicht besprochen haben, ist die Frage, ob du eine Idee hast, wer das Ganze getan haben könnte.“
Danielle spürt ihre Blicke auf sich. Sie zwingt sich, Max zu vergessen und wie eine Anwältin zu denken. „Ich finde, wir sollten im Hinterkopf behalten, dass es grundsätzlich jeder gewesen sein könnte. Wir müssen in alle Richtungen offen sein, jeden Klinikmitarbeiter in Betracht ziehen – vom Pförtner bis zu den Ärzten. Jeden, der einen Groll hegt oder schon einmal gewalttätig geworden ist und eine Gelegenheit hatte, dort zu sein – egal, ob wir glauben, dass dieser Jemand ein Motiv hatte oder nicht.“
„Gute Idee“, stimmt Sevillas zu.
„Wir sollten außerdem Einsicht in die Akten aller anderen Patienten der Station, die schon einmal gewalttätig geworden sind, beantragen“, fährt Danielle fort. „Erinnert euch an das Mädchen, von dem ich euch erzählt habe. Naomi. Sie war da, als Max diesen … Zusammenstoß mit Jonas hatte. Sie musste damals in ihr Zimmer gezerrt werden. Sie ist sehr merkwürdig und aggressiv, ganz zu schweigen davon, dass sie mindestens den braunen Gürtel in Karate hat. Das können die Pfleger bestätigen. Außerdem hat sie mehrfach Personen mit einem Messer geritzt. Wir brauchen ihre Akte und Hintergrundinformationen. Außerdem gibt es noch einen Jungen namens Chris, der seiner Mutter den Arm gebrochen hat, aber den habe ich nur einmal auf der Station gesehen. Ich bin mir nicht sicher, ob er noch dort ist.“ Sie ordnet ihre Gedanken. „Um ganz sicher zu gehen, sollten wir Einsicht in die Akten aller Patienten auf der Station verlangen. Wahrscheinlich werden sie sich auf ihre ärztliche Schweigepflicht berufen, aber wir besitzen das Recht, zu erfahren, wer genau an jenem Tag auf der Station war und ob die psychiatrische Geschichte dieser Personen körperliche Gewalt in irgendeiner Form einschließt.“
Sevillas nickt. „Was ist mit der Mutter des Jungen? Gibt es irgendwelche Beweise, dass sie sich ihrem Sohn gegenüber gewalttätig gezeigt hat?“
„Nein“, erwidert Danielle und hält dann inne. Nichts von all dem, was sie zwischen den beiden beobachtet hat, deutet darauf hin, dass Marianne ihrem Sohn etwas antun könnte. Genau genommen scheint genau das Gegenteil der Fall zu sein. Dennoch muss sie einen anderen Verdächtigen finden, um die Untersuchung von Max abzulenken. Sie hasst das, was sie nun tun wird, aber ihr bleibt keine andere Wahl. „An diesem Punkt können wir niemanden ausschließen. Ich würde auch gern darüber sprechen, dass ich in dieser Untersuchung eine sehr aktive Rolle spielen möchte.“
Doaks reißt ein Blatt seines Notizblocks ab. Es sieht so aus, als wäre Hamburgerfett daraufgetropft. Er knüllt das Papier zusammen und schüttelt den Kopf. „Ich will niemanden beleidigen, aber ich habe schon als Ermittler gearbeitet, als Sie gerade erst angefangen haben, Ihre Höschen Lingerie zu nennen, und ich lasse keinesfalls zu, dass jemand anders auf meinem Gebiet das Ruder übernimmt.“
Sevillas schaut zur Seite und hüstelt, doch Danielle bemerkt das Lächeln, das er dahinter versteckt. Sie wendet sich an Doaks. „Ich bin sicher, Sie verstehen, dass hier das Leben meines Sohnes auf dem Spiel steht. Ich werde mich nicht einmischen, aber ich verfüge über Informationen, die Sie nicht haben, und es sind verdammt viele Personen, die wir aufspüren und befragen müssen.“
Doaks wedelt mit seiner knochigen Hand. „Keine Chance. Ich mag zwar nicht so aussehen, Miss P., aber ich habe alles, was ich brauche – und zwar genau hier.“ Er tippt sich mit dem Finger an die Schläfe. „Ich habe dreißig Jahre
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