Mutterliebst (German Edition)
wirft eine weiße Papiertüte, die voller Fettflecken ist, auf Sevillas’ Konferenztisch aus Edelholz. „Guten Tag, zusammen.“ Er lässt sich in einen eleganten Ledersessel fallen und breitet eine Serviette aus, die mindestens ebenso fettig wie die Tüte aussieht. Mit einem lauten Schmatzer holt er einen riesigen Cheeseburger hervor und spritzt Senf aus einer Plastiktüte auf seine Hose anstatt auf das Brötchen. Danielle verkneift sich nur mit Mühe ein Lächeln. Allmählich blickt sie hinter Doaks’ raue Fassade. Sie könnte darauf wetten, dass er einen butterweichen Kern hat, sich aber eher eine Kugel einfangen würde, als das zuzugeben.
Sevillas betrachtet das prosaische Essen vor ihm und schaut dann zu seinem Freund hinüber. „Also, hast du auf dem Polizeirevier irgendetwas herausgefunden?“
„Jetzt mal langsam, Sevillas, ja? Ich esse gerade.“ Doaks kaut eine Dillgurke und verteilt noch mehr Senf auf seiner Hose. Sein Haar steht wirr zu allen Seiten ab, als habe ihn gerade ein Tsunami überrollt. Er braucht nur eine gute Minute, um Hamburger und Pommes frites zu verschlingen. Dann fängt er mit halb vollem Mund an zu sprechen. „Für das hier wirst du mir die Füße küssen. Sie haben keine Fotos von dem Kamm, weil diese gehirnamputierten Hurensöhne ihn verloren haben.“
Sevillas lehnt sich vor. „Bist du sicher?“
Doaks grunzt. „Zum Teufel, und ob ich mir sicher bin. Barnes versucht noch immer, sich von dem Anschiss zu erholen, den er heute Morgen von seinem Chef bekommen hat. Ganz zu schweigen von dem, was der Bezirksstaatsanwalt tun wird, wenn er es herausfindet.“
Danielle wird von einer Welle der Erregung erfasst. „Wie haben sie ihn verloren?“
„Irgend so ein Greenhorn hat den Transfer der Beweistüten zur Polizeistation organisiert.“ Doaks zuckt die Schultern. „Er hat ihn verloren, schlicht und einfach. Ich schätze, er ist bei der Fahrt irgendwie herausgefallen.“
„Aber wenn er verschwunden ist, dann können sie der Beweisführung nicht nachkommen, oder?“, hakt Danielle nach.
„Freu dich nicht zu früh“, versetzt Sevillas. „Sie werden ihn finden. Das tun sie immer.“
„Yeah“, murmelt Doaks. „Trotzdem ist es großartig, es dem Bezirksstaatsanwalt eine Weile unter die Nase zu reiben.“ Er geht zur Kaffeekanne hinüber und schenkt sich eine Tasse ein. „Aber egal wie das Ganze auch ausgeht, ich habe ein paar Neuigkeiten, die zeigen, was für ein fantastischer Ermittler ich bin.“ Er dreht sich um und grinst.
„Spann uns nicht auf die Folter“, erwidert Sevillas.
Doaks schlendert zu seinem Sessel zurück und macht es sich darin bequem. „Also, ich gehe ganz gedankenverloren den Gang vor dem Büro des Bezirksstaatsanwalts entlang, und mit wem stoße ich da zusammen? Du erinnerst dich doch noch an Floyd J., oder Tony?“ Sevillas schüttelt den Kopf. „Sicher tust du das – der Hausmeister. Der kleine Kerl mit dem verkrüppelten Bein.“
„Oh, ja, richtig.“
„Nun, Floyd J. und ich quasseln ein bisschen, tauschen Neuigkeiten aus, und ich erzähle ihm, dass ich am Maitland-Fall arbeite. Da macht er plötzlich ein ganz komisches Gesicht. Als ich ihn frage, was los ist, schnappt er sich seinen Besen, packt mich verstohlen am Arm und zerrt mich zur Tür vom Konferenzraum rüber. Du weißt schon, der mit dem großen Fenster, wo immer die Jalousien heruntergelassen sind.“
„Ja, ich weiß, welchen du meinst.“ Sevillas wirft Danielle einen Blick zu, mit dem er ihr bedeutet, geduldig zu sein. Sie schaut wieder zu Doaks, der sich offensichtlich immer mehr für seine Geschichte erwärmt.
„Floyd J. fängt plötzlich an, mir ins Ohr zu flüstern, dass verschiedene Dinge nicht stimmen, dass aber niemand auf ihn hören will, weil er ja nur der Hausmeister ist und so weiter“, erzählt Doaks. „Im nächsten Moment sperrt er unvermittelt die Tür auf und schiebt mich in den Raum. Dann erklärt er mir, dass er so lange Wache steht, bis ich gesehen habe, was da drin vor sich geht.“ Er macht eine Pause.
„Komm schon, Doaks“, beschwert sich Sevillas. „Das ist nicht die Fortsetzung der Sopranos , weißt du.“
„Das glaubst du. Sobald sich die Tür schließt, knipse ich also das Licht an. Du errätst nie, wofür sie diesen Raum benutzen.“
„Stimmt, das tue ich nicht.“
Doaks schenkt ihm ein breites Grinsen. „Als Trockenraum.“ Sevillas’ Augen weiten sich. „Tja, jetzt verstehst du langsam, was?“ Doaks klingt amüsiert. „Nur
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