Mutterliebst (German Edition)
verstehen.
Doaks steht auf, streckt sich und nickt Danielle zu. „Ich mache mich jetzt auf den Weg. Kreng steht morgen als Erstes auf dem Plan.“
„Um wie viel Uhr?“
Doaks stöhnt. „Sie bringen mich wirklich dazu, Sie mitzunehmen, nicht wahr?“
„Ich sitze nur auf dem Beifahrersitz“, erwidert Danielle. „Es gibt ein paar Dinge, bei denen ich sichergehen will, dass Sie sie fragen.“
Doaks schüttelt den Kopf. „Mann, Sie erinnern mich an meine Tochter, wissen Sie das?“
Danielle wirft ihm einen überraschten Blick zu, doch dann erinnert sie sich daran, dass Sevillas sie bei ihrem ersten Treffen mit Doaks erwähnt hatte. „Sie war in Maitland?“
Er runzelt die Stirn. „Ja. Nervöser Zusammenbruch, und es hat ihr kein bisschen geholfen. Jetzt ist sie okay. Sie ist genauso stur wie Sie.“
„Das nehme ich als Kompliment.“
Er schenkt ihr einen überraschend zärtlichen Blick. „Das ist es auch.“
Seine Worte wärmen sie, und sie lächelt ihn dankbar an. „Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet. Dann sehen wir uns also morgen früh?“
„Sie haben sich einfach in den Kopf gesetzt, mir das Leben zur Hölle zu machen, nicht wahr?“, versetzt er grimmig. „Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass Sie mitfahren können, aber bis morgen früh lassen Sie mich in Ruhe. Schaffen Sie das?“
Sie lächelt. „Ich gebe mein Bestes.“
Doaks stapft zur Tür und murmelt dabei: „Frauen … Hatte Gott nichts Besseres zu tun?“
20. KAPITEL
Danielle beobachtet aus einiger Entfernung, wie Doaks mit einem abgenutzten Notizblock in der Hand auf den Haupteingang der Fountainview-Station zustapft. Sie schiebt die alten Coladosen, Kaffeebecher und Fastfood-Verpackungen zur Seite, die den Boden seines klapprigen Nova bedecken. Die Sonne brennt unbarmherzig vom Himmel und verstärkt ihre Kopfschmerzen. Als sie die Sonnenblende hinunterklappt, fallen die Schlüssel auf den Fahrersitz. Verstohlen blickt sie sich in der verlassenen Gegend um, in der Doaks geparkt hat – weit genug weg von Maitland, wie er glaubt.
Angesichts der drakonischen Maßnahmen, die der Staat gegen Max androht, liegen Empörung und Panik in einem ständigen Widerstreit in ihr. Stumm starrt sie auf das verhasste weiße Gebäude, wo sie und Max diesen entsetzlichen Weg begonnen haben, der sie beide ins Gefängnis führen könnte – oder in den Tod. Auch wenn sie aufgrund seines Alters nicht glaubt, dass Max die Todesstrafe bekommen wird, so hat sie doch keine Vorstellung davon, zu wie vielen Jahren Haft die Geschworenen ihn verurteilen würden. Immerhin lag er direkt neben Jonas auf dem Fußboden, über und über mit dessen Blut besudelt. Wenn sie ganz ehrlich ist, so würde sie anstelle der Geschworenen – vor allem ohne Max oder Jonas persönlich zu kennen – lebenslänglich ernsthaft in Betracht ziehen.
Danielle klappt die Sonnenblende wieder hoch. Zum Teufel mit der einstweiligen Verfügung. Sie erträgt es einfach nicht, Max so nahe zu sein, ohne ihn zu sehen. Ihre gequälten, abrupt beendeten Telefonate konnten nicht dazu beitragen, Max’ oder ihre eigenen Ängste zu beschwichtigen.
Sie rutscht auf den Fahrersitz hinüber und startet den Motor. Das allein ist schon eine Meisterleistung, ganz zu schweigen davon, den antiken Schalthebel in den Rückwärtsgang zu legen, ohne dabei den Motor abzuwürgen. Langsam setzt sie zurück und biegt auf die Anliegerstraße hinter der Klinik. Als sie die Station erreicht, lenkt sie den Wagen auf den Parkplatz und lehnt sich im Sitz zurück. Die beinahe kühle Luft, die von der altersschwachen Klimaanlage ausgestoßen wird, weht über ihr Gesicht. Die Sonne scheint noch immer hell und strahlend – es ist ein perfekter Sommertag in Iowa. Was auch bedeutet, dass die Sichtverhältnisse optimal sind. Jeder, der sich auf dem Gelände aufhält, wird sich an diesen Wagen erinnern. Und jeder auf der Station wird sie identifizieren können: die schlanke Frau in dem schwarzen Hosenanzug – und der schwerfälligen Fußfessel. Zumindest sind sie nicht in der Lage, ihren Aufenthaltsort zu bestimmen, weil die Fußfessel Gott sei Dank nicht über GPS verfügt. Sevillas hat ihr das damit erklärt, dass GPS sehr teuer ist und der Staat es sich nicht leisten kann. Die Fessel schlägt nur dann Alarm, wenn sie sich außerhalb des Fünfzig-Meilen-Radius bewegt und zu fliehen versucht. Es kann sie nicht davon abhalten, das Maitland-Gelände zu betreten, denn Maitland liegt eindeutig innerhalb
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