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Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

Titel: Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Milsch
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Vollzeithausfrauen, Halbtagsberufstätige oder Karrierefrauen handelt. Ob sie überhaupt Kinder haben und, wenn ja, wie viele, ob sie mit oder ohne Mann an ihrer Seite leben. Muttis halten die Zügel in der Hand und tun alles dafür, dass das auch so bleibt.
    Für sie gibt es nur richtig oder falsch, und darüber, was richtig und was falsch ist, bestimmt Mutti allein. Wer nicht für sie ist, ist gegen sie. Gerade für Kinder ist es sehr schwer, neben einer solchen Mutti zu bestehen, denn sie weiß nicht nur alles, sie beobachtet und bewertet auch alles. Sie erklärt und deutet die Geschehnisse im Familienkosmos. Kleine Kinder übernehmen Muttis Weltsicht, weil sie keine andere kennen. So bekommt Mutti die Deutungshoheit über alles, bedingungslos und umfassend.
    Durch die uneingeschränkte mütterliche Dominanz entsteht ein Schwarz-Weiß-Denken, das in der Folge die Sichtweise der Kinder einengt. Es legt die Art und Weise fest, in der sie die Menschen um sich herum und deren Verhalten beurteilen und interpretieren. Diesem umfassenden Einfluss können sich Kinder nur selten entziehen: Wir machen die Hausaufgaben in der Küche! Bei uns sind alle gern zusammen!
    Wenn die Kinder sich mit Freunden treffen wollen, bringt Mutti sie hin. Und sollten sie ausnahmsweise allein gehen, ruft sie kurz an, ob die beiden auch gut angekommen sind. Fahrdienste übernimmt Mutti permanent und ohne zu klagen. Denn mit dem fürsorglichen Holen und Bringen kontrolliert sie auch den Umgang. Man möchte ja schließlich wissen, wo und mit wem die Kinder die Freizeit verbringen. Und gerade in der Pubertät kann Mutti nicht wachsam genug sein.
    Bereits 1998 ergab eine Untersuchung der Universität Dortmund, dass ein Drittel der 690 befragten Kinder seinen Schulweg nicht kannte: Diese Kinder wurden mit dem Auto gebracht. Jeden Tag. Es werden heute noch mehr sein. Denn warum gründen sich Initiativen wie zum Beispiel die des Schweizer Kantons Bern, die dafür wirbt, dass Kinder wieder zu Fuß zur Schule gehen sollten? »Taxifahrten zur Schule verbauen Kindern ein Stück Freiheit« heißt es im Flyer. Und für die Kinder: »Ich gehe zu Fuß zur Schule – weil ich andere Kinder treffe und viel erlebe.« Das Hamburger Abendblatt berichtete von einem Aktionstag am 22. September2006 , an dem das »Eltern-Taxi« zu Hause bleiben sollte. Ein Tag ohne – und 200 Tage mit?
    Und wer fährt diese Taxis? Zum größten Teil sind es die Muttis, wie meine Beobachtungen bei morgendlichen Spaziergängen zur Schule in der Nachbarschaft ergeben. Ist das pure Sorge? Der zunehmende Straßenverkehr? Ein vorgeschobenes Argument bei breiten Fußwegen und Tempo-30-Zonen im Wohngebiet. Das ist Kontrolle. Rein ins Auto, raus aus dem Auto und lückenlos übergeben von der Aufsicht der Mutti unter die Aufsicht der Klassenlehrerin, im schlimmsten Fall der Mutti-Stellvertreterin im Schulgebäude.
    Nach und nach zimmern Muttis auf diese Weise ein abgeschottetes System, das nach ganz eigenen Regeln funktioniert. Ob Sauberkeit, Benehmen, Leistung oder die Meinung über andere – in der Familie fängt alles an. Hier machen wir unsere prägenden Erfahrungen, und hier lernen wir, was Liebe und was Macht ist.
    Tische ohne Decken
    Als eine meiner Nachbarinnen, nennen wir sie Cornelia, für drei Wochen zur Kur fährt, bricht in ihrer Familie das Chaos aus. Es gibt keine Tischdecken mehr, das Lieblings-T-Shirt liegt tagelang schmutzig auf dem Boden, und abends steht noch das Frühstücksgeschirr auf dem Tisch. Niemand kümmert sich darum, dass die Hausaufgaben gemacht werden und die Sportsachen für den morgigen Tag bereitliegen. Jedes Familienmitglied muss sich selbst organisieren und sehen, wie es im Alltag klarkommt. Täglich müssen Aufgaben neu verhandelt und abgestimmt werden, das Familienleben führt Vater Sven durch management by chaos .
    »Endlich werde ich mal gefragt, was ich will«, sagt der neunjährige Marcel zufrieden und entscheidet sich für ein Leberwurstbrot mit Gurke als Pausensnack, das er sich sogar selbst schmiert und dekoriert.
    Er muss mehr überlegen, sich einbringen, für sich selbst sorgen – doch das bereitet ihm ungeahnte Freude. Auch Luisa entdeckt ein neues Leben mit mehr Entscheidungsspielraum: Als der Vater mit den Kindern zum Einkaufen fährt, packt Luisa Heidelbeer- und Ananasjoghurt in den Wagen.
    »Das will ich mal probieren, Mama nimmt immer nur Erdbeerjoghurt«, sagt sie.
    Auf dem Heimweg verspricht der Vater, am Abend Pfannkuchen zu

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