Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)
welches Verhalten sie für noch vertretbar hielten. Die zu bewertenden Situationen reichten vom Mogeln beim Kartenspiel bis zu Mord. 90 Prozent der Frauen lehnten alles ab, bis auf das Schummeln. Bei den Männern war es genau umgekehrt. 90 Prozent von ihnen schlossen unter bestimmten Umständen sogar Mord nicht aus – aber Mogeln beim Kartenspiel konnte kaum einer akzeptieren. Mit anderen Worten: Männer sind eher für die offene, körperliche Auseinandersetzung. Frauen tragen ihre Konflikte lieber verbal und versteckt aus.
Indem sie zum Beispiel ihren Gegenpart bei anderen schlechtmachen und so erreichen, dass dieser dann sozial geächtet wird. Frauen sagen auch gern zu ihren unartigen Kindern: »Warte nur, bis Papa nach Hause kommt!« Der Mann wird dann als Vollstrecker des mütterlichen Urteils eingesetzt und muss das Kind bestrafen, ihm Hausarrest oder Fernsehverbot aufbrummen.
Dies zeigen auch die Antworten von 1470 Männern und 970 Frauen, die 2009 im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Gemeinschaft der Katholischen Männer zum Thema Gewalt befragt wurden. Die Auswertung der Interviewbögen ergab, dass quer durch alle Bildungsmilieus etwa 30 Prozent der Frauen und 34 Prozent der Männer eine gewaltaktive Täterrolle ausübten – ungefähr Gleichstand also. Männer verübten eher körperliche Gewalt: Schläge, Tritte und Bedrohung mit einer Waffe. Frauen dagegen beleidigten, beschimpften oder bewarfen ihre Gegner mit Gegenständen.
Allerdings: Die von Frauen ausgeübte Gewalt wird totgeschwiegen. Frauen werden automatisch als Opfer gesehen. Noch im Jahr 2000 antwortete die damalige sozialdemokratische Bundesfamilienministerin Christine Bergmann auf die Frage, ob sie ein Männerhaus für notwendig halte: »Nein, ich denke, das ist nicht nötig. Wenn Männer keine Gewalt anwenden, brauchen sie auch keine Zufluchtsorte.«
Bereits 2004 schrieb Die Zeit über den Prototyp der Neuen Väter: »Als Körper gerade noch anwesend, ist er als Person blass, schwächlich, beinahe inexistent. Er verfügt weder über Autorität noch Profil, scheut Auseinandersetzungen, ist harmoniesüchtig und nachgiebig bis zur Charakterlosigkeit.« Diese Männer, denen jede Aggressivität, jeder Wille zum Streit abtrainiert wurde, sind wie kastriert. Als Väter versagen sie auf ganzer Linie, selbst wenn sie sich noch so viel Mühe geben, für die Kinder da zu sein. Sie können Windeln wechseln, Kinder auf die Schaukel heben und Spaghetti kochen. Aber eins können sie nicht: Nein sagen. Ohne klare Position, ohne Bereitschaft zum gelegentlichen Streit können Väter ihren Kindern keinen festen Halt bieten und einen dringend benötigten Gegenpol zur Mutter bilden, wie es auch der renommierte dänische und auch hierzulande sehr geschätzte Familientherapeut Jesper Juul so vehement fordert: »Väter haben ihren Kindern gegenüber eigene und andere Fähigkeiten und Kompetenzen als Mütter. Sie sind darum nicht einfach nur deren Assistenten, die Anweisungen blind zu befolgen haben. Voraussetzung allerdings ist, dass sie diesen Teil ihrer Verantwortung verstehen und aktiv übernehmen« (»Mann und Vater sein«). Meist aber fehlt Kindern diese persönliche Klarheit und Konsequenz des männlichen Elternteils in Abgrenzung zu der überwältigenden Präsenz des Mütterlichen.
Marktinseln
Gibt es eigentlich irgendetwas im öffentlichen Leben, das nicht durch Muttis heruntergeregelt, kastriert und passiv gemacht wurde? Ja, die Wirtschaft. Und das hat einen ganz einfachen Grund: Wirtschaft ist nicht selbstreferenziell. Hier bestimmt nicht Mutti, sondern der Markt, was Erfolg ist! Ist ein Produkt oder eine Dienstleistung gut, wird gekauft, sind sie miserabel, bleiben schnell die Kunden aus. Auch verantwortungsloses Handeln wird abgestraft. Zumindest eine Zeit lang. Die Ölkatastrophe vor der nordamerikanischen Küste kostete das Mineralöl- und Energieunternehmen BP nicht nur Milliarden für die Reparatur- und Säuberungsarbeiten, sondern auch einen gewaltigen Einbruch bei Umsatz und Börsenkurs. Die Drogeriemarktkette Schlecker ging nach einem jahrelang anhaltenden Höhenflug wegen Misswirtschaft und nicht zuletzt wegen ihres miserablen Images pleite. Wenn Versprechen nicht gehalten werden, brechen Börsenkurse plötzlich branchenweise weg, so wie im Jahr2000 , als die Dotcom-Blase platzte.
Der Markt ist ein gerechtes Korrektiv, das entscheidet, wer wirklich erfolgreich ist und wer nur so tut. Manchmal gibt es eine
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